Artis-Quartett

Name der Organisation
Artis-Quartett
erfasst als
Ensemble
Quartett
Streichquartett
Genre
Klassik
Neue Musik
Bundesland
Wien

Gründungsjahr: 1980

Das Artis-Quartett Wien, seit 1980 international tätig, zählt zu den führenden Streichquartetten weltweit.
Nach Studien in Wien und den USA und frühen Wettbewerbserfolgen begann eine internationale Karriere, die das Ensemble in die Zentren der Musikwelt (New York, London, Berlin, Tokio...) und zu den wichtigsten Festivals (Salzburger Festspiele, Berliner Festwochen, Schleswig Holstein Festival...) führte.

Seit 1988 spielt das Artis-Quartett es auf Einladung der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien eine eigene jährliche Konzertserie im Wiener Musikverein.
Neben dem normalen Quartett-Repertoire sowie zahlreichen Uraufführungen bilden besonders die Komponisten des Wiener Fin-de-Siècle (Zemlinsky, Weigl, Berg, Webern...) das Profil des Quartetts.

Viele der mehr als 30 CDs wurden mit den wichtigsten Preisen (Grand Prix du Disque, ECHO, MIDEM CLASSICAL AWARD, Prix Caecilia, Diapason d'Or etc.) ausgezeichnet. Mitwirkung an Film-, TV- und Videoproduktionen für UNITEL, BR ALPHA, 3 SAT, ZDF und ORF.

Die Mitglieder des Artis-Quartetts unterrichten an den Universitäten von Wien und Graz und geben weltweit regelmäßig Meisterklassen.


Band/Ensemble Mitglied
Schuhmayer Peter (1. Violine)
1982–heute Johannes Meissl (2. Violine)
Kefer Herbert (Viola)
Müller Othmar (Violoncello)
Pressestimmen

25. März 2009
Der Ariadnefaden durchs Gedenkjahr 
Haydns Quartettschaffen zieht sich wie ein roter Faden durch das Wiener Musikprogramm dieses Jahres. Die "Sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuz" gehören zum fixen musikalischen Inventar der Fastenzeit. Peter Matic gelang es zum Gedenkjahr im Brahmssaal des Musikvereins, in Komplizenschaft mit dem famosen Artis-Quartett, das Werk in ganz neuem Licht zu zeigen. Sein Kunstgriff war so einfach wie wirkungsvoll: Man ergänzte den gewohnten Ablauf durch ausgewählte Texte (dreimal Neues Testament, viermal Thomas Bernhard, den Abschiedsbrief eines von den Nazis ermordeten 17-jährigen Franzosen sowie den Bericht über eine Palästinenserin, die ihren Sohn zu einem Selbstmordattentat verabschiedet). Facetten des Todes also. Die starke Wirkung stellte sich schon dadurch ein, dass - abgesehen von den rahmenden Evangeliumsauszügen - den Texten je eines der "sieben Worte" hinterhergeschickt wurde.
Ob man die ausgewählten Zeilen nur als freie Assoziation zu den Sätzen Jesu nehmen oder diese, von Matic provozierend zäsurlos angehängt, als ewig gültigen Kommentar begreifen wollte: Das Verpflanzen der "sieben Worte" in einen neuen Kontext war geeignet, vielfältige Denkprozesse in Gang zu setzen. Matics nüchterner Stil und das sachliche, aber keineswegs blutarme Spiel der Musiker harmonierten bestens. Haydns eindringliche Musik berührt ja umso mehr, wenn man am Schmalz spart und stattdessen versucht, Keimzellen wie etwa einen viermal wiederholten Cello-Ton zu einer Art letzten musikalischen Wahrheit zu modellieren.
Die Presse (Helmar Dumbs)

29. Jänner 2001
Luft von anderen Planeten
Ildiko Raimondi und das Artis-Quartett boten im Wiener Brahmssaal seltene Beispiele für Kammermusik mit Gesang. Wie selbstverständlich liefen die Fäden dieses Musikverein-Abends bei Arnold Schönbergs Zweitem Streichquartett op. 10 zusammen: Denn nahtlos, gleichsam als fünfte Stimme, hat Schönberg im dritten und vierten Satz den Sopran mit dem dichten kompositorischen Gewebe verflochten, wie auch umgekehrt Stefan Georges Gedichte "Litanei" und "Entrückung" gewiß mitbestimmend dafür waren, daß Schönberg in seiner Textexegese den Rahmen der alten Tonalität endgültig zu sprengen unternahm. Grandios die Wiedergabe. Bis ins letzte ausgefeilt präsentierten sich im Spiel des Ensembles die komplizierten satztechnischen Strukturen in hoher Expressivität, rhythmischer Prägnanz, zuletzt auch in klangsymbolischer Farbigkeit. Ildiko Raimondi gelang es souverän, technische Fundierung, musikalische Durchdringung auch in den heiklen Fragen der Intonation und Intensität des Ausdrucks auf einen Nenner zu bringen.
Kammermusik und Lied quasi pur hatten darauf vorbereitet: Haydns "Reiter-Quartett" erlebte eine überraschend klangüppige Interpretation. Und fünf Lieder von Joseph Marx nach Paul Heyse sowie Robert Schumanns Sechs Gesänge op. 107 in einer fesselnd verfremdeten Bearbeitung von Aribert Reimann sahen die Sängerin als erfahrene Liedinterpretin mit manchen rafftniert-betörenden Pianotönen. Ein spannender Abend.
Die Presse (Gerhard Kramer)

26. Oktober 2006
Das Artis-Quartett bei den Kulturtagen der EZB 
Wiener Musik - das ist mehr als der Klangrausch der Walzerdynastie Strauß und die unnachahmliche Kunst eines Mozart.
Die Komponisten der Neuen Wiener Schule haben im 20. Jahrhundert Maßstäbe gesetzt, die erst spät - im postmodernen Zeitalter einer Mentalität des beliebigen "Anything goes" - ihren richtungweisenden Charakter eingebüßt haben. Die streng seriell organisierten Werke Schönbergs und Weberns aber liegen dem Konzertabonnenten von heute noch immer schwer im Magen, weil er von Veranstalterseite auch nicht gefordert wird: Gewohnheit und Gewöhnung spielen in der Kunst eben doch eine bedeutende Rolle.
Es mutet sympathisch an, daß die künstlerischen Entscheidungsträger der Europäischen Zentralbank für ihre Kulturtage 2006 in Frankfurt vor hohen Anforderungen an den Konzentrationswillen ihrer Zuhörer nicht zurückschrecken. Ein musikalisch hochkarätiger Abend mit dem Artis-Quartett Wien im Saal der Industrie- und Handelskammer schien für den Charakter des in diesem Jahr der österreichischen Kultur gewidmeten Festivals symptomatisch.
Mozarts Streichquartett Nr. 16 Es-Dur KV 428 ist ein verblüffend aus dem Rahmen seiner Zeit fallendes Werk, motivisch dicht komponiert mit einem engmaschig geknüpften Netz musikalischer Beziehungen. Die auf historischen Instrumenten aus der Sammlung der Österreichischen Nationalbank musizierenden Künstler interpretierten Mozarts Werk schlank im Ton, nüchtern-analytisch, sehr transparent in der Formgestaltung. Kleine Unebenheiten der Intonation und Dynamik zu Beginn waren schnell überwunden.
Alban Bergs Streichquartett op. 3 von 1910 ist ein am Ende des konventionell tonalen Zeitalters stehendes Werk. In seiner erweiterten Harmonik sind formteilende Fixpunkte und Motivstrukturen jedoch noch klar erkennbar. Die geradezu plastische, fast überdeutliche Themenvorstellung der Gäste machte es den Konzertbesuchern leicht.
Auch Alexander Zemlinskys Streichquartett Nr. 4 op. 25 von 1936 prägt ein an diesem Abend deutlich erkennbarer Beziehungsreichtum: Seine Sechssätzigkeit erinnert an die Lyrische Suite von Alban Berg, die Zemlinsky gewidmet ist und ein Zitat aus dessen Lyrischer Sinfonie enthält. In seinem Quartett Nr. 4, das ausgeprägt kontrastreiche Satzcharaktere etabliert, wird wiederum Schönbergs "Verklärte Nacht" zitiert.
Das kräftig applaudierende Publikum wurde mit Zugaben von Schostakowitsch und Beethoven belohnt.
Frankfurter Allgemeine Zeitung