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Nachtgesang

Werktitel
Nachtgesang
Untertitel
Für Tenor und Orchester
Opus Nummer
WV 88
Komponist:in
Beteiligte Personen (Text)
Cerha Friedrich
Entstehungsjahr
1984–1985
Dauer
14m
Genre(s)
Neue Musik
Gattung(en)
Orchestermusik
Vokalmusik
Sprache (Text)
Deutsch
Besetzung
Solostimme(n)
Orchester
Besetzungsdetails

Orchestercode: T - 2/1,EHrn/1, BKlar/1, KFag, ASax - 2/2/2/0 - Perc, Hf, Git, Acc - 12/10/8/8/6
Solo: Tenor (1)

Flöte (2), Oboe (1), Englischhorn (1), Klarinette (1, in A), Bassklarinette (1), Fagott (1), Kontrafagott (1), Altsaxophon (1), Horn (2), Trompete (2), Posaune (2), Perkussion (5), Harfe (1), Gitarre (1), Akkordeon (1), Violine (22), Viola (8), Violoncello (8), Kontrabass (6)

ad Flöte: 2. auch Piccoloflöte und Altflöte
ad Altsaxophon: auch Sopransaxophon
ad Kontrafagott: auch 2. Fagott

Art der Publikation
Verlag
Titel der Veröffentlichung
Friedrich Cerha: Nachtgesang
Verlag/Verleger

Bezugsquelle: Universal Edition
Partitur-Preview und Hörbeispiel: Universal Edition
Manuskript (Autograf): Archiv der Zeitgenossen
Ansichtsexemplar: Österreichische Nationalbibliothek

Beschreibung
"Als erstes Stück des Triptychons ist der Nachtgesang entstanden. Er wurde im Jänner und Februar 1984 konzipiert und 1985 im Auftrag des Süddeutschen Rundfunks reingeschrieben. Im Zuge der Auseinandersetzung mit dem Stoff zu meiner Oper Der Rattenfänger habe ich mich am Beginn der Achtzigerjahre erneut mit der Jugendbewegung der Sechzigerjahre beschäftigt. Es sind zwei Texte entstanden, die Gedanken von Ginsberg und Genet aufgreifen und weiterführen. Der erste beginnt mit einem Aufschrei der Empörung gegenüber der vorgezeichneten Rolle, die dem Menschen in einer verdorbenen Welt zugemutet wird, und stellt im folgenden seiner Sehnsucht nach einer seinem Selbstwertgefühl entsprechenden Verwirklichung die Trauer über seine Hilflosigkeit in den Verstrickungen äußerer Mechanismen gegenüber. Der zweite Teil korrespondiert mit dem ersten. Er beschäftigt sich mit der Weise des Sich-Einrichtens in dieser Situation, durch Sondierung von Aussen und Innen, durch Abschirmung und Verinnerlichung und durch das Glück des Alters als einer Situation des Enthoben-Seins vom Gestalten- und Verändern-Müssen.

Existenzielle Texte dieser Art verlangen nach musiksprachlicher Klarheit, Schärfe und Einfachheit der Zeichnung. Was die technische Seite angeht, gibt es Gruppen von Tönen, die strukturell zusammenhängen (niemals sind es zwölf) und sowohl zur Bildung charakteristischer melodischer Gestalten als auch gleichsam reihenmäßig als Basis zu anderen Vorgängen verarbeitet werden. Weitere handwerkliche Details zu beschreiben erscheint nicht sinnvoll.

Das Bekenntnishafte in diesem Stück mag vielen als unzeitgemäß erscheinen, die Direktheit, Unzweideutigkeit des Vorgehens mag auch ästhetische Tabus unserer Tage verletzen. Für mich bedeutete es im ursprünglichen Sinne des Wortes eine notwendige Auseinandersetzung, es zu schreiben.

Ich habe den Nachtgesang (1984/85) letztendlich als Eröffnungsstück in das Triptychon aufgenommen, das als weitere Teile mein Requiem für Rikke (1989) aus der Oper Der Rattenfänger und eine Vertonung aus dem Schluss von Thomas Bernhards Roman „Holzfällen“ unter dem Titel bevor es zu spät ist... enthält, die in einer fragmentarischen Skizzierung 1988 entstanden ist, aber erst 1997-99 endgültig fertiggestellt wurde."
Friedrich Cerha (Werkeinführung, Universal Edition), abgerufen am 30.03.2021 [https://www.universaledition.com/friedrich-cerha-130/werke/nachtgesang-5462]

Auftrag: Süddeutscher Rundfunk Stuttgart

Uraufführung
18. April 1986 - Stuttgart
Mitwirkende: Radio-Symphonieorchester Stuttgart, Eberhard Büchner (Tenor), Friedrich Cerha (Dirigent)

Empfohlene Zitierweise
mica (Aktualisierungsdatum: 23. 2. 2023): Cerha Friedrich . Nachtgesang. In: Musikdatenbank von mica – music austria. Online abrufbar unter: https://db.musicaustria.at/node/124194 (Abrufdatum: 19. 3. 2024).