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Grüßt die Liebste in der Ferne

Werktitel
Grüßt die Liebste in der Ferne
Untertitel
Für zwei Nyckelharpor und Kontrabass
Entstehungsjahr
2021–2022
Dauer
10m
Genre(s)
Neue Musik
Gattung(en)
Ensemblemusik
Besetzung
Trio
Besetzungsdetails

Nyckelharpa/Schlüsselfidel (2), Kontrabass (1)

Art der Publikation
Manuskript

Beschreibung
"Der spezielle Klang der Nyckelharpa, der ein wenig fremdartig klingt, und fast automatisch entweder an Folklore oder an Musik der Renaissance erinnert, hat mich von Beginn der Komposition an fasziniert. Ich wollte in diesem Stück auf mehrere Arten an die Grenzen der Instrumente gehen: Einerseits bei den Nyckelharpor, wo der Klang durch extreme Kontaktstellen oder durch extrem wenig oder viel Bogendruck brüchig wird, andererseits beim Kontrabass durch die besonders häufige Verwendung von hohen, nicht temperierten Teiltönen.
Der Titel ist Heinrich Heines Gedicht Schöne, helle, goldne Sterne entnommen und spielt ein wenig mit Klischees und Erwartungshaltungen an Neue Musik. Einerseits scheint der Topos Liebeslied oder jede Art von romantischem Ausdruck verpönt, oder suggeriert sofort auch ein neoromantisches Klangbild. Andererseits spielt die Ferne in der Neuen Musik durchaus eine wichtige Rolle, sei es im Ausloten von Klängen in Extrembereichen der Lage oder durch leise Dynamik, andererseits auch durch Titel, die Ferne oder ein unscharfes Erkennen suggerieren.
In dieser Komposition wollte ich fernab von allzu neoromantischen oder postmodernen Klängen versuchen, Bilder von Vermissen und Sehnsucht hervorzurufen. Dafür verwendete ich zwei Motive die als fixe Ideen immer wieder im Stück erscheinen. Einerseits eine Sechzehntelfigur in den Nyckelharpor, die im Unisono beginnt und dann zu einer kleinen Sekunde wird, zu der der Kontrabass den (nicht temperierten) siebten Teilton spielt. Andererseits verwendete ich eine bordunartig klingende Figur, die meist in der zweiten Nyckelharpa erklingt. Vor allem erstere Figur erklingt in allen möglichen Klangfarben, in unterschiedlichen Kontaktstellen, im Pizzicato, oder nur durch das Tippen der Tangenten auf die Saiten hervorgerufen.
An mehreren Stellen im Stück scheint die Zeit auch voll und ganz stillzustehen, wo ich das Bild von einem unbeweglichen Sternenhimmel hatte. In diesen Passagen war ich sehr von George Crumb und Morton Feldman inspiriert, in deren Musik meines Erachtens die Zeitlosigkeit durch Wiederholen einzelner Elemente und durch lange ausgehaltene Töne und ruhige Gesten, das Aufheben der Zeit eine große Rolle spielt. Auch der auf den ersten Blick fehlende rote Faden und manche fast improvisiert wirkende Gesten sollen das Zeitgefühl der Hörenden aufheben und das Gefühl der Orientierungslosigkeit im Stück vermitteln. Nur in der Mitte des Stückes erklingt so etwas wie ein Höhepunkt, die Gesten in den Instrumenten werden immer hektischer, das Stück scheint sich auf einen bestimmten Punkt zuzubewegen, aber kurz vor der Klimax verpufft diese Idee wieder. Ein Stück also, das auf unterschiedlichste Weise versucht, die Emotionen von Einsamkeit und Sehnsucht darzustellen, ohne sich allzu sehr bei musikalischen Topoi der Musik des 19. Jahrhunderts zu bedienen."
Mathias Johannes Schmidhammer (2022), Mail

Auszeichnungen: 2021 Bundesministerium für Kultur, öffentlichen Dienst und Sport: Staatsstipendium für Komposition

Empfohlene Zitierweise
mica (Aktualisierungsdatum: 20. 12. 2022): Schmidhammer Mathias Johannes . Grüßt die Liebste in der Ferne. In: Musikdatenbank von mica – music austria. Online abrufbar unter: https://db.musicaustria.at/node/206824 (Abrufdatum: 25. 12. 2024).