Klavier (1)
Beschreibung
"Die beiden Hefte sind für Klavierlernende des zweiten und dritten Unterrichtsjahrs gedacht. Für diese Zuordnung erscheinen jedoch einige der Stücke zu schwer.
Eine spezifische Adressierung wird nicht vorgenommen, die Hefte richten sich nur zum Teil an Jugendliche. Mit Klavierminiaturen an heutige Realitäten von Jugendlichen anzuknüpfen, ist schwierig; Titel wie Das alte Karussell verweisen bereits auf längst Vergangenes. Obwohl vereinzelt Vorbilder durchscheinen (wie Satie, Bartók, Corea), sind Diendorfers Stücke eigenständig in Ausprägung und Klanglichkeit.
Beworben werden die Hefte als Heranführung an „neue Klangwelten der sogenannten ernsten Musik, ohne populäre Strömungen auszunehmen“. So fragwürdig die Unterscheidung von E- und U- Musik ist: Hier handelt es sich um auskomponierte Stücke, Maßgaben für Popausgaben wie Akkordbezeichnungen oder Improvisationshinweise finden keine Anwendung. Es soll pro Stück ein spezifischer klaviertechnischer Aspekt in den Fokus gestellt sein; welcher das ist, wird nicht verraten, dies wäre Thema des Klavierunterrichts.
Im ersten Band tauchen als technische Übungen z. B. Stützfinger, Arpeggien oder Simultanität verschiedener Anschlagsarten auf. Dabei geht Diendorfer nicht didaktisch reduzierend vor, seine Stücke setzen von vornherein legato, staccato, Handspannen bis zu einer Oktave, Akkordspiel und dynamische Differenzierungsmöglichkeiten voraus. Sie sind nicht immer vorteilhaft zu greifen. Die Stücke sind tonal gehalten, oft sehr frei, mit Freude an Dissonanzen, spezifischen Skalen wie Ganztonleitern, auch fixen Intervallkonstruktionen. Ostinatobildungen finden häufig Anwendung, die Formen sind frei assoziativ, zuweilen fast improvisatorisch oder auch traditioneller gebunden wie in dreiteiligen Liedformen.
Einige Titel eröffnen Möglichkeiten zu Assoziationen, die dem Spiel dienlich sein können (z. B. Chaplin tanzt, Der Karawanenzug, Traumstück), andere verweisen auf Gattungen (Quintentango, Choral). Anklänge an Stummfilmmusik (Encore) finden sich ebenso wie an Galopp (Spielerei), Charleston (Blue Comic) oder Rock ’n’ Roll (Shakin’, Shakin’). Die wenigen Angaben zu Fingersätzen sind praktikabel, das Notenbild ist klar und übersichtlich gestaltet, gute Einspielungen auf CD erleichtern das Hörverständnis und den Zugang zum eigenen Spiel.
„Komisch“, wie der Titel Comics nahelegen könnte, sind nicht alle Stücke, einige sind nachdenklich oder schroff. Diendorfer gelingt es mit seinen Piano Comics, beim Spiel wie auch beim Hören die Fantasie vielfältig anzuregen."
Christian Kuntze-Krakau (2018). In: bibliography. Ausgewählte Texte zum Werk Christian Diendorfers, abgerufen am 12.5.2020 [http://www.diendorfer.net/diendorfer.php?Select=6]
Empfohlene Zitierweise
mica (Aktualisierungsdatum: 12. 5. 2020): Diendorfer Christian . Tasten Comics I/II (piano comics I/II). In: Musikdatenbank von mica – music austria. Online abrufbar unter: https://db.musicaustria.at/node/102546 (Abrufdatum: 27. 12. 2024).