Das Fenster zum Paradies - 4. Klangtheater

Stilbeschreibung:

Alle Klangtheater von Thomas Pernes verbindet eine neue Form der Musikdramatik, in welcher humane Zustände, Gefühle und Assoziationen in einer durch die Musik vorgegebenen Dramaturgie dargestellt werden.
In diesem Klangtheater findet ein Verweben von zwei Themen statt: Der Künstler in seiner SELBSTERKLÄRUNG, SELBSTDEFINITION befindet sich in einem Raum mit dem "FENSTER ZUM PARADIES": es ist keine TÜR zum Paradies, es ist nur ein Fenster: Das Paradies ist nur zu sehen, es ist nicht betretbar, begehbar. Aber auch der Blick ins Paradies zeigt dieses als brüchig, als vielleicht inexistent... Das Stück ist die exemplarische Darstellung einer Situation. Es zeigt den Tagesablauf eines Künstlers in seinem ureigensten Arbeitsbereich. Vom tiefen Schlaf bis zum orgiastischen Stoßgebet, von der Liebessehnsucht bis zum Inferno werden emotionale Situationen durchlebt.
Der Protagonist ist eine Verschmelzung aus zwei Gestalten: einem Interpreten und einem Komponisten, oder Dichter, jedenfalls jemandem, der versucht, einer Idee Gestalt zu geben. In seinem Wohnzimmer. Dieser Protagonist trainiert dort täglich seinen Verstand, schult täglich sein Hirn, und er wird schlanker, präziser. Die Stimme präzis, ungeschminkt. Und er baut sich eine imaginative Bühne. Auf dieser Bühne rezitiert er. KEINE Rollenausschnitte irgendeiner Dramatik. Er spricht religiöse und philosophische Texte. Jedenfalls nahezu ausschließlich alte Texte. Ist er religiös? Wohl kaum in diesem Maß. Aber er hofft etwas, ETWAS zu finden -, und da ist auch reine Erotik im Hohelied Salomons. Zumindest auf den ersten Blick. Das Training ist gut. Es nützt. Doch dann passiert dem Rezitierenden das Malheur, mit dem Text zu verschmelzen. Kein Abstand ist mehr da. Überhaupt keiner. Hier in diesem Klangtheater wird die Rolle aufgefächert: alle Akteure auf der Bühne stellen diese Figur dar. Selbst das Publikum wird teilweise eingebunden, indem das "Wohnzimmer" auf Teile des Zuschauerraumes ausgedehnt wird.
(Zitiert mit freundlicher Genehmigung von http://www.pernes.net - Nov.2006)

Uraufführung:
31. März 2004 WUK - Werkstätten- und Kulturhaus

Aufnahme:
Titel: Das Fenster zum Paradies
Label: Extraplatte GmbH