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Die Sperlinge fliegen wieder

Werktitel
Die Sperlinge fliegen wieder
Untertitel
Für Ensemble
Entstehungsjahr
2021
Dauer
14m
Genre(s)
Neue Musik
Gattung(en)
Ensemblemusik
Besetzung
Septett
Besetzungsdetails

Flöte (2, Piccoloflöte, Altflöte), Klarinette (1, Bassklarinette), Perkussion (1), Klavier (1, präpariert), Violine (2)

Art der Publikation
Manuskript

Beschreibung
"Die Sperlinge fliegen wieder – ein Titel der ursprünglich vermutlich eher positive Assoziationen wie Frühling, Wiederwachen der Natur, fröhlicher Vogelgesang hervorruft. Allerdings stammt dieser Satz aus dem Roman Stark-The Dark Half des amerikanischen Horror-Autors Stephen King. In diesem Roman leidet der Protagonist immer wieder unter Anfällen, wird dabei von Wahnvorstellungen von fliegenden Vogelschwärmen geplagt und schreibt den Satz im Wahn nieder. Zusätzlich findet sich der selbe Satz mit Blut geschrieben an mehreren Tatorten von Morden wieder, was die Frage aufwirft, ob der Protagonist in diese verwickelt ist.
Der Titel legt – ebenso wie die Besetzung – die überwiegende Verwendung von hohen Tönen nahe. Im Kontext dieses Stückes sind diese Gesten in hoher Lage meist kalt und unangenehm. Gleichzeitig wird aber in diesem Stück auch versucht der Ambivalenz des Titels gerecht zu werden. Trotz aller Angespanntheit finden sich auch immer wieder leichte und luftige Gesten, die daran erinnern, dass Vögel oft auch als Symbol für das Leben gesehen werden. Trotzdem bleibt die inhärente Spannung die ganze Zeit präsent, darf sich aber über weite Strecken im Stück nie entladen. Andere verwendete Gesten bleiben durch die Spieltechnik oft wie Andeutungen, was wiederum sehr geister- und schattenhaft wirkt.
Eine besondere Rolle kommt in diesem Stück dem Klavier zu. Es wird kaum normal gespielt verwendet. Über weite Strecken wischt der/die Pianist:in über die Saiten, sodass ein schabendes Geräusch entsteht. Weiters wird der Klavierklang durch die Präparierung von drei Tönen in der höchsten Lage weiter verfremdet.
Die Harmonik dieses Stückes ist relativ statisch, es bleibt die Harmonie des Anfangs über weite Strecken präsent. Veränderung und Kontraste geschehen hauptsächlich durch Klangfarbenwechsel, etwa durch Veränderung der Kontaktstellen der Streicher. Zusätzlich dazu sind rein geräuschhafte Klänge fast wie eine zweite harmonische Ebene in diesem Stück. Über weite Strecken des Stückes gibt es immer zumindest ein Instrument, das einen rein geräuschhaften Klang spielt. Die Vermischung dieser Geräusch-Ebene mit der Harmonik erzeugt einerseits einen interessanten Mischklang im Ensemble, andererseits schafft es quasi eine Veränderung der Harmonik im Geräuschbereich durch relative Helligkeit und Dunkelheit der Klänge.
Zweimal darf sich die Spannung in diesem Stück auch wirklich entladen. Dabei spielen beide Flöten Piccolo, was den unangenehmen Klangeindruck verstärkt. Nach dem ersten Ausbruch erreicht die Nervosität und Angespanntheit in diesem Stück ein neues Level. Hier kommt nun auch die Rhythmik als Unruhe stiftendes Element hinzu, weil unterschiedliche Schichten im Ensemble quasi eine eigene Metrik bekommen. Auch ein eher ruhiger Teil nach diesem ersten Ausbruch macht deutlich, dass es sich hier um die Ruhe vor dem Sturm handelt, das Erregungsniveau erreicht nicht mehr das Niveau vom Beginn des Stücks. Hier bekommen vor allem die Crotales eine prägende Rolle, sie spielen schablonenhafte Figuren, die somit ein wenig nach Vogelgezwitscher klingen. Die Spannung baut sich im weiteren Verlauf mehr und mehr auf, bis sich schließlich die Spannung noch ein zweites Mal – diesmal auch viel länger – entladen kann.
Das Stück ist meinem Klavierprofessor Harald Ossberger gewidmet, der langjähriges Mitglied des Ensembles war und im März 2021 verstarb."
Mathias Johannes Schmidhammer (2022), Mail

Widmung: Harald Ossberger

Auftrag: ensemble xx. jahrhundert (mit freundlicher Förderung des Bundesministeriums für Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst und Sport)

Uraufführung
7. Oktober 2021 - Wien, Architekturzentrum, Museumsquartier Wien
Mitwirkende: ensemble xx. jahrhundert

Empfohlene Zitierweise
mica (Aktualisierungsdatum: 20. 12. 2022): Schmidhammer Mathias Johannes . Die Sperlinge fliegen wieder. In: Musikdatenbank von mica – music austria. Online abrufbar unter: https://db.musicaustria.at/node/206826 (Abrufdatum: 29. 3. 2024).