Nur ein Hauch! - und er ist Zeit - eine phantastische Fortschreibung nach Schuberts DV 703 für Streichquartett

Werktitel
Nur ein Hauch! - und er ist Zeit
Untertitel
eine phantastische Fortschreibung nach Schuberts DV 703 für Streichquartett
KomponistIn
Entstehungsjahr
2002
Dauer
~ 10m
Genre(s)
Neue Musik
Subgenre(s)
Modern/Avantgarde
Tradition/Moderne
Gattung(en)
Ensemblemusik
Besetzung
Quartett
Besetzungsdetails

Violine (2), Viola (1), Violoncello (1)

Art der Publikation
Verlag

Auftrag:

K.O.-L.L.



Uraufführung:
30. November 2002 Linz
Mitwirkende: Kammerorchester Linz Land

Vom 2. Satz zum Quartettsatz DV 703 existieren 41 Takte von Schuberts Hand – dann bricht die Komposition ab. Die für mich seitens des Auftraggebers vorgegebene sehr heikle Aufgabenstellung der „Fortschreibung“ habe ich versucht, durch eine inhaltliche Klammer mit Hilfe einer außermusikalische Rahmenhandlung zu lösen. Der Text, der entweder von den Ausführenden gesprochen oder im Programmheft abgedruckt werden kann, ist ein dramaturgisches Exzerpt aus Schuberts eigenhändig niedergeschriebenem „Traum“ vom 3. Juli 1822, wobei der Handlungsstrang nicht das vorwiegende Textauswahlkriterium war, sondern mehr der schubertsche Seelenzustand zwischen „traumhaft“ und „traumatisch“ Gegenstand der Betrachtung ist.
Der Titel dieses Werkes ist ein Vers aus Schuberts Gedicht „Die Zeit“ vom Mai 1813 und soll andeuten, dass der Traum zwar „nur ein Hauch“ ist, aber durch das subjektive Empfinden und Erinnern daran zur „realen“ Zeit wird oder zumindest als solche erlebbar gemacht werden kann.

Falls der Text bei der Aufführung nicht gesprochen wird, bitte folgendes Textfragment im Programmheft abdrucken:
„[...] Einstmahls führte uns der Vater zu einem Lustgelage. [...] Ich aber war traurig. [...] Ich wandte meine Schritte und [...] wanderte in ferne Gegend. Jahre lang fühlte ich die größte Liebe und den größten Schmerz mich zertheilen. Da kam mir Kunde von meiner Mutter Tode. Ich eilte sie zu sehen, [...] Thränen entflossen meinen Augen. [...] Und wir folgten ihrer Leiche in Trauer und die Bahre versank. – Von dieser Zeit an blieb ich wieder zu Hause. Da führte mich mein Vater wieder einstmahls in seinen Lieblingsgarten. Er fragte mich ob er mir gefiele. [...] Ich verneinte es zitternd. Da schlug mich mein Vater und ich entfloh. Und zum zweytenmahl wandte ich meine Schritte und [...] wanderte abermals in ferne Gegend. Lieder sang ich nun lange lange Jahre. Wollte ich Liebe singen, ward sie mir zum Schmerz. Und wollte ich wieder Schmerz nur singen, ward er mir zu Liebe. So zertheilte mich die Liebe und der Schmerz.“

 

(zit. n. Juli 2014)