unbestimmt

Werktitel
unbestimmt
Untertitel
Für einen/eine OrganistIn mit AssistentIn. Durchegführt an einer mechanischen Orgel.
KomponistIn
Entstehungsjahr
2020
Dauer
7m
Genre(s)
Neue Musik
Gattung(en)
Sololiteratur
Besetzung
Soloinstrument(e)
Besetzungsdetails

Orgel (1)

Art der Publikation
Manuskript

Partitur: kostenfreies Download von Karlheinz Essl.

Beschreibung
"unbestimmt ist eine Komposition für Orgel mit mechanischer Traktur, zwei Manualen und Pedal. Sie kann auch auf Instrumenten mit „kurzer Oktave” gespielt werden. Das Stück kann auf Instrumenten mit gleich- bzw. ungleich schwebender Temperierung, aber auch auf Orgeln mit mitteltöniger Stimmung gespielt werden. Die Gesamtdauer beträgt etwa 5 Minuten.

Der Pedalton c ist durchgehend zu halten und kann nach Belieben auch mechanisch fixiert werden. Die Akkordtöne sollen möglichst legato gespielt werden, so dass sich ein sich langsam verschiebendes Klangkontinuum ergibt, das aber niemals durch den Anschlag unterbrochen werden darf.

Das Tempo ist sehr ruhig und langsam (MM = ca. 45), wobei Schwankungen nach oben und unten möglich sind. Der Charakter des Stückes ist durchwegs meditativ und kontemplativ und soll zu einer Art „deep listening” verführen, das von den SpielerInnen wie ein Ritual zelebriert wird.

Das Stück lebt von der Interaktion zwischen sich kontinuierlich verändernden Akkordstrukturen, die vom Organisten bzw. der Organistin auf zwei Manualen gegriffen werden. Deren harmonische Komponenten werden durch langsam gezogene Register mehr oder weniger stark hörbar gemacht. Die Register sind von zwei RegistrantInnen zu betätigen, wobei diese langsam und bedächtig herausgezogen bzw. hineingeschoben werden. Dabei gelten folgende Positionen:

0: Register ganz geschlossen – kein Klang ist zu hören
1: Register leicht geöffnet – nur diffuses Rauschen hörbar
2: Register etwas mehr geöffnet – gefärbtes Rauschen
3: Register quasi halb gezogen – inharmonischer Mischklang aus Rauschen und Ton
4: Register fast ganz gezogen – instabiler Ton mit leichtem Geräuschanteil
5: Register ganz gezogen – klarer Ton

Erst am Schluss werden die Register voll gezogen, wodurch zuletzt eine strahlender Oktavklang auf dem Zentralton c erklingt. Die Pfeile zwischen den Registerpositionen bezeichnen den kontinuierlichen Übergang zwischen den jeweiligen Stufen.

Die sich kontinuierlich langsam öffnenden bzw. schließenden Register erzeugen einen vorwiegend unbestimmten Klangeindruck, der das Wesen dieses Stücks bestimmt. Dieses Element des Zufälligen und Überraschenden ist durchaus im Sinne des Erfinders.

Die Wahl der Register muss in der Probenphase festgelegt werden und hängt naturgemäß stark von der verwendeten Orgel ab. Für die beiden Manuale empfielt sich ein Flötenregister, im Pedal soll ein klangliches ähnliches Register verwendet werden. Die Oktavlagen sind festgelegt: in den Manualen herrscht 8’ vor, während der Zentralton c im Pedal in 4’ erklingt. Ab Takt 41 wird ein 8' Register im Pedal hinzugefügt; in Takt 53 kommt ein 16' dazu.

Am Schluss des Stückes wird der Motor des Gebläses abgeschalten, wodurch der finale Oktavklang sich langsam zerstäubt. Die SpielerInnen verharren konzentriert in ihren Positionen und lauschen dem Verklingen nach. Danach warten sie noch einige Sekunden, ehe sie sich verbeugen."
Karlheinz Essl (2020)

Widmung: für Eva

Anlass: Wien Modern 2020

Uraufführung
7. November 2020 - Wien, Michaelerkirche
Veranstaltung: Wien Modern - Orgel Modern
Weitere Informationen: Am 3. November - nach der Eröffnung des Festivals Wien Modern - kam es zu einem zweiten Lockdown wegen COVID-19. Die Veranstaltung wurde über ein Streaming zur Verfügung gestellt.