JUDITH | Schnitt_Blende

Werktitel
JUDITH | Schnitt_Blende
Untertitel
TanzOper für 3 Stimmen, Fagott, Viola da Gamba, Clavichord, Tanz und Video
KomponistIn
Beteiligte Personen (Text)
Knapp-Menzel Magdalena (Libretto)
Entstehungsjahr
2015
Dauer
~ 1h
Genre(s)
Neue Musik
Gattung(en)
Oper/Musiktheater
Performance
Tanz/Ballett
Ensemblemusik
Vokalmusik
Multimedia/Intermedia/Video
Besetzung
Solostimme(n)
Trio
Zuspielung
Besetzungsdetails

Stimme (3), Fagott (1), Viola da Gamba (1), Clavichord (1), Tanz, Zuspielung (1, Video)

Art der Publikation
Manuskript

Auftrag: Neue Oper Wien

Uraufführung
22. Oktober 2015 - Wien, Mumok Hofstallung
Mitwirkende: Martina Haager (Tanz), Claudia Cervenca (Stimme 1), Elisabeth Kanettis (Stimme 2), Anna Maria Pammer (Stimme 3), Manon Liu Winter (Clavichord), Robert Gillinger (Fagott), Eva Neunhäuserer (Viola da Gamba), Walter Kobéra (musikalische Leitung), Judith Unterpertinger & Katharina Weinhuber (Inszenierung), Katharina Weinhuber (Choreographie), Catherine Ludwig (Video), Wolf Leeb (Kamera), Christine Bauer (Klangregie), Norbert Chmel (Lichtdesign)

Beschreibungen

"Die Tanzoper der österreichischen Komponistin Judith Unterpertinger widmet sich drei Judith-Figuren aus verschiedenen Aspekten, Rezeptionen und persönlicher Beziehung: der alttestamentarischen Judith, der Großmutter Judith und der zeitgenössischen Judith.
Neben diesen drei Stimmen kommen ein Fagott, eine Viola da Gamba, ein Clavichord und Videos zum Einsatz, die mit einer Solo-Tanzperformance verwoben werden.
Die Zusammenführung unterschiedlicher Kunstformen in einer Performance ermöglicht vielfältige Zugänge zu diesen Charakteren, deren Stimmen man auf ihrem Weg begleiten darf."
Neue Oper Wien: Werkbeschreibung, abgerufen am 24.6.2021 [https://neueoperwien.at/judith-schnitt_blende/]

"Eine unbewusste Geste, ein Ausdruck, eine bestimmte Formulierung: Es sind oft Details, die eine Person charakterisieren und sie in der Erinnerung anderer festhalten. Die Erinnerungen an ihre 2010 verstorbene Großmutter und die Spuren, die die Beziehung zu ihr hinterlassen haben, waren der Ausgangspunkt für Judith Unterpertingers Tanzoper "Judith / Schnitt_Blende". [...]
Judith Unterpertinger, die an der Bruckner Universität Linz Komposition studiert und längere Zeit in London gelebt hat, setzt sich mit "seelischen und städtischen Zustandsformen" auseinander, wie sie selbst sagt. Abstrahierte Details, etwa von Mauerwerk oder menschlichen Gesichtszügen, dienen als Grundlagen ihrer Komposition. Auch die Tanzoper "Judith / Schnitt_Blende" will sie als Abstraktion verstehen: Ausgehend von sich selbst und ihrer Großmutter spricht sie Themen an, die viele betreffen.
Auch zur biblischen Judith, die als dritte Figur auftaucht, hat Unterpertinger eine persönliche Beziehung. Eine Reproduktion des Judit-Gemäldes von Gustav Klimt hing von Geburt an über ihrem Bett. Die vielfache Darstellung Judits in der bildenden Kunst war auch Ausgangspunkt für ihre eigene künstlerische Auseinandersetzung mit dieser Figur."
ORF1: Neue Oper Wien zeigt Tanzoper "Judith", abgerufen am 24.6.2021 [https://oe1.orf.at/artikel/421075/Neue-Oper-Wien-zeigt-Tanzoper-Judith]

"Ich habe jeder der drei im Stück behandelten Judith-Figuren musikalische Zitate zugeordnet: Bei der biblischen Figur griff ich auf die Judith-Kantate von Élisabeth-Claude Jacquet de La Guerre, die Anfang des 18. Jahrhunderts geschrieben wurde, zurück. In Anlehnung an das Libretto dieser Kantate entwickelte die Librettistin Magdalena Knapp-Menzel auch einen eigenen Text für meine Oper. Für die Figur der Großmutter wählte ich das deutsche Volkslied „Hoch auf dem gelben Wagen“. Als Metapher trägt das Lied das Leben des Menschen als Reise in sich, was ich in Hinblick auf die persönliche Geschichte meiner Großmutter spannend fand. Für die zeitgenössische Figur zog ich wiederum zwei Stücke von mir heran: die Komposition „seven contacts …“ aus dem Jahr 2002 und „wall study III“ (2011), eine Komposition, die aus Zeichnungen und Fotografien entstand. Zudem hat Magdalena einen Text, den ich ursprünglich für ein Duo geschrieben hatte, in das Libretto eingearbeitet."
Judith Unterpertinger (2015): „Wir haben eine gemeinsame Sprache gefunden“ – JUDITH UNTERPERTINGER und KATHARINA WEINHUBER im mica-Interview. In: mica-Musikmagazin.

"Im großen Unterschied zur klassischen Oper hat das Stück keine narrative Erzählweise, auch wenn das Ausgangsmaterial dafür teilweise sehr persönlich war; nicht nur der Vorname der Komponistin lautet Judith, auch ihre an Demenz erkrankte Großmutter hieß so. All das floss in die Entstehung der Tanzoper ein, für die das Regie-Duo Unterpertinger und Weinhuber drei Frauenfiguren verwob. Unterpertinger dazu: „Aus meinem Recherche-Material zu meiner Großmutter Judith, der biblischen Judith-Figur und – als Gegengewicht – einer zeitgenössischen Figur gab ich den beteiligten Musikerinnen Bild- und Textmaterial. Ich bat sie, dazu kurze Fragmente von zehn Sekunden bis zu einer Minute zu improvisieren. Dies diente mir zum Teil als Ausgangspunkt für die Komposition.“ Als Komponistin arbeitet man üblicherweise aus der Distanz, wohingegen man als Choreografin per se stärker am Prozess beteiligt ist und das Stück mit den Tänzerinnen und Tänzern erarbeitet. Für ihre gemeinsame Arbeit wurde diese Aufteilung aufgebrochen, „da ich etwa während des Kompositionsprozesses bereits eine Tonaufnahme von bereits fertigen Fragmenten mache. Das ist Luxus und normalerweise nicht leistbar.“ Mit den Aufnahmen wurde dann weiter an der Choreografie und der gesamten Inszenierung gearbeitet. Und diese Teile der Choreografien bzw. der Inszenierung haben wiederum die Komposition beeinflusst."
Ruth Ranacher (2021): Crossways in Contemporary Music: Choreografie & Tanz III. In: mica-Musikmagazin.

Aufnahme

Titel: JUDITH | Schnitt_Blende
Plattform: YouTube
Herausgeber: Neue Oper Wien
Datum: 01.10.2015
Weitere Informationen: Armin Bardel (Kamera), Axel Petri-Preis (Idee & Schnitt)

Pressestimmen (Auswahl)

23. Oktober 2015
"Die Komposition ist durch den tiefen Begleitklang der ruhig gestrichenen Gambe (Eva Neunhäuserer) charakterisiert. Clavichord (Manon-Lou Winter) und Fagott (Robert Gillinger) setzen dezente Akzente. Das Trio ist nur partiell sichtbar, auch die Vokalistinnen tauchen aus dem Dunkel auf, verschwinden wieder, wie auch die Tänzerin. Immer wieder bleiben in der Choreografie von Katharina Weinhuber auch die beiden Videowände leer. Ruhepause.
Judith ist „schön und jung, schillernd und erfolgreich, weiblich“, aber auch kämpfend, unruhig, gehetzt, sich selbst suchend: „bist du seist du, darfst du sein musst du“ intoniert die Sängerin. „judith | schnitt_blende“. Am Ende ist auch der Titel dieser schönen Arbeit verständlich. Das Publikum bekräftigt mit herzlichem Applaus."
Tanzschrift: Neue Oper Wien – „judith | schnitt_blende“ (Ditta Rudle), abgerufen am 24.6.2021 [https://www.tanzschrift.at/buehne/kritisch-gesehen/145-neue-oper-wien-judith-schnitt-blende]

24. Oktober 2015
"Die von Juun und Katharina Weinhuber gemeinsam erarbeitete Inszenierung hat im wahrsten Sinne zwei Seiten: Das Publikum blickt aus gegenüberliegenden Blöcken auf die Szenerie aus Paravents, die zum Teil das Geschehen auf der anderen Seite als Schattenspiel durchscheinen lassen. Die Musik basiert auf von der Komponistin aussortierten, weiterentwickelten und in ihrem Sinne verwendeten Improvisationen der Mitwirkenden sowie wenigen bewussten Zitaten. Die eindringlichsten Momente entstehen in Magdalena Knapp-Menzels Libretto bei den Zwängen der zeitgenössischen Judith („schön charmant weiblich / musst du darfst du“), in der Musik aber, wenn jenseits geräuschvoll-alternativer Spieltechniken die Klangcharaktere von Fagott, Viola da Gamba und Clavichord kenntlich werden. Nicht alles schien ganz aufzugehen, insgesamt aber: ein Abend von zartherber Poesie."
Die Presse: Neue Oper Wien: Die dreifache Judith. Tanzoper „Judith ∣ SchnittBlende“: Reflexionen über Stärke, Erinnerung und soziale Normen. (Walter Weidringer), abgerufen am 24.6.2021 [https://www.diepresse.com/4850931/neue-oper-wien-die-dreifache-judith]