Geiringer Elisabeth Elise

Vorname
Elisabeth Elise
Nachname
Geiringer
Nickname
geb. Else Réthi ; gesch. Dolbin ; verh. Geiringer ; Else Geiringer ; Else Geyring ; Else Gyringer ; Elizabeth Gyring
erfasst als
Komponist:in
Interpret:in
Ausbildner:in
Musikpädagog:in
Musikwissenschaftler:in
Genre
Neue Musik
Klassik
Subgenre
Kammermusik
Instrument(e)
Klavier
Geburtsjahr
1886
Geburtsort
Wien
Geburtsland
Österreich
Todesjahr
1970
Sterbeort
New York

"1939 Emigration in die USA, 1944 US-Staatsbürgerschaft. Einige ihrer frühen Werke wurden in Wien und Berlin durch Mitglieder der jeweiligen Philharmoniker aufgeführt, ebenso Ausstrahlung durch den Rundfunk. Nach der Emigration Aufführungen in der Town Hall, Carnegie Hall und anderen Konzertsälen in den USA."
biografiA: Gyring, Elisabeth, abgerufen am 10.04.2025 [http://biografia.sabiado.at/gyring-elisabeth/]

"Elizabeth Gyring wurde in Wien [...] geboren und entwickelte sich später zu einer versierten Komponistin in Amerika. Gyring erlebte eine schwierige Zeit, den Zweiten Weltkrieg, der sie und ihre Musik prägte. Gyring konnte einen ausgeprägten musikalischen Hintergrund vorweisen. Ihr Vater war Musiker und Dirigent eines der renommiertesten Orchester Europas, und sie schloss ihr Studium an der Wiener Musikakademie mit Auszeichnung ab. Sie genoss außerdem die Unterstützung und Förderung eines der bekanntesten Wiener Musiker, des Komponisten Alban Berg [...]. Die Blütezeit ihres Lebens war geprägt von der Flucht vor der rassischen und politischen Verfolgung durch die Nazis. Sie wanderte mit ihrem Mann Otto Geiringer nach Amerika aus, ohne Englischkenntnisse und ohne Geld. Gyring selbst wurde als Komponistin leider geschlechtsspezifisch diskriminiert, was ihren Weg zum Erfolg nicht gerade erleichterte. Sie kämpfte sich jedoch durch diese Hindernisse und machte sich schließlich als amerikanische Künstlerin einen Namen [...]. Ihre Musik fand in New York und Philadelphia großen Anklang und wurde häufig öffentlich und im Rundfunk aufgeführt. Zu ihren größten Erfolgen zählten ihre Konzertpremieren mit renommierten Musikern der Wiener und Berliner Philharmoniker. Doch abgesehen von diesen wenigen Jahren des Ruhms wurden ihre Kompositionen weitgehend vernachlässigt. Bis zu ihrem Lebensende 1970 war Gyring eine produktive amerikanische Komponistin. Sie musste im Laufe ihres Lebens viele schwierige Erfahrungen machen, erreichte aber durch harte Arbeit und Hingabe beeindruckende Erfolge. Mit der jüngsten Wiederentdeckung vieler historischer Komponistinnen wird ihre Musik hoffentlich bald die Anerkennung erhalten, die sie verdient."
Chamber Music International Youth Ambassadors: Shifting the Spotlight: Elizabeth Gyring (Sonya Shah, 2021), eigene Übersetzunge Verena Platzer, abgerufen am 10.04.2025 [https://cmiyouthambassadors.wordpress.com/2021/01/03/shifting-the-spotlight-elizabeth-gyring/]

Stilbeschreibung

"Ihre Musik war von einem spätromantischen Stil geprägt. Sie hat über 160 Werke in nahezu jeder traditionellen Besetzung komponiert, darunter eine abendfüllende Oper, zwei Symphonien, mehrere Streichquartette und mehrere Kammermusikwerke für verschiedene Ensembles, um nur einige Beispiele zu nennen."
Chamber Music International Youth Ambassadors: Shifting the Spotlight: Elizabeth Gyring (Sonya Shah, 2021), eigene Übersetzunge Verena Platzer, abgerufen am 10.04.2025 [https://cmiyouthambassadors.wordpress.com/2021/01/03/shifting-the-spotlight-elizabeth-gyring/]

Der Stil ihres Lehrers Schönbergs scheint Gyrings eigenen Schaffensprozess beeinflusst zu haben, da ihre eigene Musik häufig als kantig und stark dissonant beschrieben wird und Hörer:innen oft mit unerwarteten harmonischen und rhythmischen Bewegungen überrascht. Trotz ihrer großteils als exzentrisch anzusehenden Kompositionsentscheidungen sind die meisten Werke Gyrings eher traditionell strukturiert. Sie schuf hauptsächlich Opern und Symphonien, daneben aber auch verschiedene Kammermusikwerke, Solowerke für Klavier und Orgel sowie einige Lieder.
Verena Platzer (04/2025)

Ausbildung

1910–1911 Wien: Privatunterricht Harmonielehre (Arnold Schönberg)

Wien: Privatunterricht Komposition (Karl Prohaska)
Akademie für Musik und darstellende Kunst, Wien: Harmonielehre/Kontrapunkt (Joseph Marx), Konzertfach Klavier (Ludwig Czaczkes) - Abschluss mit Auszeichnung

Tätigkeiten

1910–19?? Wien: Privatlehrerin (Klavier), u. a. für: Kurt Herbert Adler
1910–1939 Wien: Komponistin, Musikwissenschafterin
1912–1917 Ehe und musikalische Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Schönberg-Schüler/Karikaturist Benedikt Fred Dolbin
1914 Pflegerin für Kriegsverletzte des 1. Weltkriegs
1917–1970 Ehe mit dem Juristen Otto Geiringer
1939 Emigration in die USA infolge des Anschlusses
1940–1970 American Composers Alliance – ACA, New York (USA): Mitglied
1944 Annahme der amerikanischen Staatsbürgerschaft

New York (USA): Mitarbeiterin in einem Musikverlag
Drucklegung einiger ihrer Werke u. a. durch: Boston Music Company, Henri Elkan, American Composers Facsimile Edition New York
Aufführungen bspw. in: New York (u. a. Carnegie Recital Hall, Town Hall, Judson Hall, St. Thomas Church, New York University), University of Redlands, University of Texas, Vermont, Delaware, Arkansas, Pennsylvania, Kalifornien

Aufführungen (Auswahl)

1958 Mitchell Andrews (pf), New York (USA): Piano Sonata No. 2 (UA)

Pressestimmen (Auswahl)

21. Jänner 1926
"Das Buxbaum-Quartett brachte in seinen letzten Abenden zwei Novitäten: Heinrich Rietsch' Op. 3, das schon durch seinen quartettmäßigen Stil, seine konzise, knappe Fassung zu der wenig sonstige Komponisten die Energie mehr aufbringen, gewinnt, und von E. Geyring ein Quintett für Streicher und Klarinette, ein Werk, durchaus kultiviert, in vor­trefflicher Klangmischung, leider ohne starke Erfindung und Eigenart."
Wiener Zeitung 223 Jg./Nr. 16: Theater und Kunst: Konzerte (rb, 1926), S. 5, online abrufbar unter: ANNO Historische Zeitungen und Zeitschriften: https://anno.onb.ac.at/

27. Februar 1925
"Das Gottesmann-Quartett brachte ein Streichquartett von Else Geyring zur Uraufführung. Die Komponistin hat bei Schönberg, Prohaska und Marx studiert. Das viele und sicherlich ehrlich bemühte Studium hat jedoch Elsa Geyring unfrei gemacht. Das Quartett leidet an Hypertrophien, es fehlt Schwung und Leben. Die harmonischen Kühnheiten haben nicht das Zwingende wie etwa in jedem Takt von Schönberg. Sie sind mehr kühn als notwendig, das heißt Resultat der Stimmführung. Immerhin darf das Quarlett als Anweisung auf die Zukunft gewertet werden."
Neues 8 Uhr Blatt 12. Jg./Nr. 3104: Konzerte, S. 6, online abrufbar unter: ANNO Historische Zeitungen und Zeitschriften: https://anno.onb.ac.at/

Diskografie (Auswahl)

1970 Piano Sonata No. 2 / Suite For Percussion / Homunculus, C.F.: Elizabeth Gyring / Lou Harrison / Julia Perry - Mitchell Andrews, Manhattan Percussion Ensemble, Paul Price (LP; CRI) // B1-B4: Piano Sonata No. 2

Literatur

1983 [2001] Elizabeth Gyring . In: Hinson, Maurice: Music for more than one piano - An annotated guide. Bloomington/Indianapolis: Indiana University Press, S. 81.
1987 Cohen, Aaron I.: GEYRING, E. (pseud.). In: International encyclopedia of women composers. New York, NY [u.a.]: Books & Music, 2. Aufl. Online abrufbar unter: https://rme.rilm.org/rme/stable/525518.
1994 Parsons Smith, Catherine: Gyring, Elizabeth. In: Sadie, Julie Anne / Samuel, Rhian (Hg.): The New Grove Dictionary of Women Composers. London/New York: Macmillan, S. 204–205.
2001 Gyring Elisabeth. In: Marx, Eva / Haas, Gerlinde (Hg.): 210 österreichische Komponistinnen vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Wien/Salzburg: Residenz Verlag, S. 454–455.
2008 Benedikt, Anna: "Ich wäre stolz, von Ihnen und Ihren Schülern bis zu einem gewissen Grad anerkannt zu sein als 'Schönberg-Schülerin'." Arnold Schönbergs Wiener Schülerinnen. Wien: Universität Wien. Diplomarbeit, S. 86.
2019 Else Réthi (Elizabeth Gyring, 1886–1970). In: Kappel, Elisabeth: Arnold Schönbergs Schülerinnen. Biographisch-musikalische Studien. Abhandlungen zur Musikwissenschaft. Stuttgart: J.B. Metzler, S. 510–536.

Quellen/Links

biografiA: Gyring Elisabeth
Wikipedia: Elizabeth Gyring (englisch)
Archives West/Orbis Cascade Alliance: Elizabeth Gyring Papers (19301980)
YouTube-Video: Faculty Artist Series presents Out of the Shadows: The Life and Work of Elizabeth Gyring (Southern Miss School of Music, 2023)