Orchestercode: KolS, MezzoS, A, 2 KnabenS, 7 T, 5 Bar, 5 B, Bbar, 3 Spr, Ch, gem.Ch, KnabenCh - 2/2/2, BKlar/2, KFg, SSax - 4/3/3/1 - 8 Perc, Hf, Akk - Str - EOrg
Solo: Koloratursopran (1), Mezzosopran (1), Alt (1), Tenor (7), Bariton (5), Bassbariton (1), Bass (5), Knabensopran (2), SprecherIn (3)
Chor (1), Knabenchor (1), gemischter Chor (1), Flöte (2), Oboe (2), Klarinette (2), Bassklarinette (1), Fagott (2), Kontrafagott (1), Sopransaxophon (1), Horn (4), Trompete (3), Posaune (3), Tuba (1), Perkussion (8), Harfe (1), Akkordeon (1), Streicher, Elektroorgel (1)
Ad Flöte: eine davon auch Piccoloflöte
Ad Sopransaxophon: auch Altsaxophon
Ad Fagott: eine davon auch Kontrafagott
Bühnenmusik
Trompete (2), Horn (1), Posaune (1), Tuba (1), Perkussion (6)
- Rollen
Der Riese vom Steinfeld: Bariton
Die kleine Frau: Koloratursopran
Anja, die Mutter des Riesen: Hoher Mezzosopran
Der Klammerschneider: Tenor
Der aufgedonnerte Zirkusdirektor: Bass
Der Musikzauberer oder versoffene Kompositeur: Sprechrolle
Der Teufel: Bariton
Rabbi Fleckeles: Tenor
Kaiser Wilhelm der Zweite: Tenor
Königin Viktoria: Alt
Sir Dorian Bosomworth: schlanker Tenor
Lord Pitt der Ältere: Bass
Der Conférencier: Bariton
Der Totengräber: Bass
Der Sargtischler: Bassbariton
Der Dorfbürgermeister: rhythmisch gebundene Sprechpartie
Der schöne Müde: Sprechrolle
Die behaarte Frau: Stumme Rolle
Die pfeifenrauchende Frau: Stumme Rolle
Der Rumpfmensch Kobelkov: Stumme Rolle
Die fünf Liliputaner: Stumme Rollen
1. Bauernbursche: Bariton
2. Bauernbursche: Tenor
1. Bauer: Bariton
2. Bauer: Tenor
3. Bauer: Bass
Der Schüler Moischele: Knabensopran
Der 2. Schüler: Knabensopran
2 kaiserliche Türsteher: Tenor, Bass
Der Steinfelder Knabenchor: ca. 25 Stimmen (einstimmig)
Der Chor der Rieder: 6-stimmiger gemischter Chor (mind. 54 Stimmen)
Der Chor der Judenschüler: ca. 20-25 Stimmen (zweistimmig)
Der Chor der Guards: 12 Stimmen (4 Tenöre · 4 Baritone · 4 Bässe, dreistimmig)
Der Chor der Krüppel: gemischter Chor (ca. 30 Stimmen)
Manuskript (Autograf): Archiv der Zeitgenossen
Ansichtsexemplar: Österreichische Nationalbibliothek
- Abschnitte/Sätze
14 Szenen
- Beschreibung
"Ein Bauernbub aus dem Salzburger Land ist der Held dieser Oper, ein in jeder Hinsicht außergewöhnlicher Bauernbub. Er ist 2,58 Meter groß, also viel zu groß für sein Dorf und dessen Bewohner, die sich durch seine Existenz gestört, ja bedroht fühlen. Der "Riese" wird aus dem Dorf vertrieben und in der "großen Welt" als Kuriosum und Attraktion vorgeführt. Kaiser Wilhelm II. träumt in Berlin davon, ihn zum Vater eines ganzen Heeres, bestehend aus "Riesenkerlen", zu machen. Queen Victoria wiederum ist ganz fasziniert von der Vorstellung, dass sie "als größte Frau der Welt" nun dem größten Mann begegne. Der große Mann lernt schließlich seine große Liebe kennen:
Es ist "die kleine Frau", Mitglied einer Zirkusgesellschaft. Doch Voyeurismus und Sensationsgier, die das außergewöhnliche Paar ins grelle Licht zerren, zerstören die Erfüllung dieser Liebe. Innerlich gebrochen und schwer erkrankt kehrt der "Riese" in sein Dorf zurück und stirbt. Der Geschichte des Außenseiters aus dem Dorf folgt in Turrinis Text eine Art Nachspiel: Als die Dorfbewohner nach dem Tod des Riesen erkennen, dass er in der Welt Aufsehen erregt hat, lassen sie nach seiner Gestalt eine Puppe in Originalgröße anfertigen. Sie befestigen den "nachgebauten Dorfriesen" am Gasthaus und feiern ihn als "Schutzpatron des Fremdenverkehrs". Somit wird am Schluss des Stücks ein bekannter Mechanismus spürbar, der eine Art Leitmotiv in der kulturellen Tradition und Konvention zu sein scheint: "Man lässt hoch leben, was man vorher umgebracht hat.""
APA-OTS Meldung (Isabella Henke, 10. Juni 2002), abgerufen am 8.8.2019"„Mein Herz ist ein schwarzes Loch“, singt der Riese immer wieder. Überhaupt lebt der Musiktheater-Abend von Peter Turrini und Friedrich Cerha von der Annäherung an das letzte schwarze Loch des menschlichen Lebens in konzentrischen Kreisen. Todesmotive durchziehen, bei allem süßem Espressivo der Gesangslinien und Orchesterzwischenspiele, die nostalgische, etwas anrührende und ziemlich melancholische Geschichte. Der Tod – und darin ist Turrinis Libretto sehr wienerisch – spielt die heimliche Hauptrolle."
Deutschlandfunk: „Der Riese vom Steinfeld“ (Frieder Reininghaus, 11. Februar 2004), abgerufen am 23.3.2020
Weitere Informationen: cerha-online.com- Auftrag
- Uraufführung
15. Juni 2002 - Wiener Staatsoper
Veranstalter: Wiener Staatsoper
Mitwirkende:
Wien, Staatsoper
Thomas Hampson (Bariton)
Diana Damrau (Koloratursopran)
Michelle Bredt (Hoher Mezzosopran)
Herwig Pecoraro (Tenor)
Wolfgang Bankl (Bassbariton)
Branko Samarovski (Sprechrolle)
Alfred Sramek (Bassbariton)
Heinz Zednik (Tenor)
Margareta Hintermeier (Alt)
John Nuzzo (Tenor)
Janusz Monarcha (Bass)
Hacik Bayvertian, Peter Köves, Walter Pauritsch, Liviu Burz
Jürgen Flimm (Inszenierung)
Erich Wonder (Bühnenbild)
Florence von Gerkan (Kostüme)
Michael Boder (Dirigent)- Pressestimmen
8. September 2012
"Turrinis Text funktioniert sehr gut. Manchmal ist er enorm lustig, etwa, wenn er den preußischen Militarismus verspottet. Manchmal sehr traurig, wenn der Rabbi von Prag in die Zukunft blicken darf und dort keine Juden mehr sieht. Und natürlich gibt es Derbheiten, zum Beispiel eine Szene, in der Königin Viktoria und ein WC die Hauptrolle spielen. Hinreißend ist das Bild zum Schluss: Des Riesen Beine ragen aus dem Sarg, bis Tischler und Totengräber zum Fuchsschwanz greifen. Regisseurin Stephanie Mohr erzählt das als Aufführung einer Schausteller-Truppe – und das klappt großartig. Mit kleinen Mitteln werden Rollenwechsel durchgeführt und ganze Welten entworfen. Sehr zart und poetisch geht Mohr mit den heiklen Szenen um, in denen es um die Sexualität des Riesen geht. Großartig ist der Musiker Kyrre Kvam, der die Lieder komponierte und ständig auf der Bühne das Geschehen mit den Mitteln der Musik vorantreibt. Roman Schmelzer (Riese), Christine Urspruch (seine Geliebte) und Claudia Sabitzer spielen wunderbar, das Ensemble schlägt sich wacker. Großer Applaus."
Der Kurier: "Der Riese vom Steinfeld" im Volkstheater (Guido Tartarotti), abgerufen am 23.3.202029. Jänner 2003
"Cerhas Musik beißt nicht und tut niemandem weh, zeichnet sich durch Expressivität, Sinnlichkeit, betörende Süße und schmerzliche Wehmut aus, wobei eine gewisse Nähe zu Alban Berg nicht zu überhören ist."
Wiener Zeitung: KLASSIK-CD. Cerha: Der Riese vom Steinfeld (H. G. Pribil), abgerufen am 23.3.20202002
"Auch die zweite Premiere des Jahres 2002 an der Wiener Staatsoper wurde zum überwältigenden Erfolg. Wie Jenufa ist auch Der Riese vom Steinfeld ein sehr berührendes Stück, das allgemeingültige und immer aktuelle Fragen aufwirft, die sich auf vier Themen konzentrieren: das Ausgestoßensein aus der Gesellschaft wegen einer körperlichen Abnormalität; das innere und das äußere Erscheinungsbild und die damit einhergehende unterschiedliche Einschätzung von sich selbst und durch andere; die Ausbeutung eines (naiven) Menschens; die Suche nach dem persönlichen Glück – und wie es durch das Verhalten der Mitmenschen zerstört werden kann. Für eine Oper von nur einer Stunde und 45 Minuten Länge, die durchgehend ohne Pause gespielt werden, eine Vielzahl von Themen, was alleine schon vorgibt, daß die 14 Szenen kollageartig ablaufen. Beeindruckend in diesem Zusammenhang ist der rasante Umbau, der hinter einem Vorhang abläuft, auf dem das Ziel der Träume des Riesen und seiner Mutter Anja zu sehen ist: die 'große Wiese, auf der er klein wirken würde'. Wunderschön lyrisch und in die jeweils neue Szene überführend – im wahrsten Sinn des Wortes, da die Musik ein Schreiten suggeriert -, sind die von Friedrich Cerha für diese Umbauphasen komponierten, orchestralen Zwischenspiele."
Opera Notes: Der Riese vom Steinfeld. Umjubelte Uraufführung eines atmosphärisch dichten Werkes (Birgit Popp), abgerufen am 23.3.2020- Aufnahme
Titel: Fr. Cerha: Der Riese vom Steinfeld (Ausschnitt)
Plattform: YouTube
Herausgeber: Jeannette Wernecke
Datum: 25.05.2016
Empfohlene Zitierweise
mica (Aktualisierungsdatum: 23. 2. 2023): Cerha Friedrich . Der Riese vom Steinfeld. In: Musikdatenbank von mica – music austria. Online abrufbar unter: https://db.musicaustria.at/node/140320 (Abrufdatum: 22. 11. 2024).