Violine (2), Viola (1), Violoncello (1)
Bezugsquelle/Hörbeispiel: Universal Edition
Beschreibung
"Das Streichquartett fasziniert – abgesehen von dem Gewicht, das dieser Besetzung durch die Musikgeschichte auferlegt ist – allein schon durch die hörbaren Eigenschaften des akustischen Resultats.
Es bietet einen Klang an, der einerseits homogen ist, anderseits aber eine weitgehende Differenzierung ermöglicht. Ein komplexer Satz von individuellen Stimmen verbindet sich wie von selbst zu einem einheitlichen Klangkörper.
In meinen früheren Arbeiten für diese Besetzung habe ich mich jeweils auf einen bestimmten Schwerpunkt konzentriert und diesen dann wie in einem Experimentalstudio ausgearbeitet:
Im 1. Streichquartett zog ich die Konsequenzen aus einer komplizierten mikrotonalen Umstimmung aller 16 Saiten dieses Klangkörpers.
Im 2. Streichquartett unternahm ich den Versuch, eine Form lediglich durch Aneinanderreihung von selbständigen musikalischen Elementen zu entwickeln.
Das 3. Streichquartett wird (als bisher einzige meiner Kompositionen) vollständig in absoluter Dunkelheit gespielt – komponiert ist eine akustische Kommunikation zwischen den InterpretInnen bzw. zwischen den InterpretInnen und dem Publikum.
Im 4. Streichquartett setzte ich erstmals Live-Elektronik ein – im Stück werden die Konsequenten gezogen aus der zeitlichen Abhängigkeit zwischen den vom Computer ausgearbeiteten Schichten und den dazu gespielten Instrumentalparts.
Und das 5. Streichquartett thematisiert den Versuch, Einzelereignisse so dicht miteinander zu kombinieren, dass sie zu einem einheitlichen Gesamtphänomen verschmelzen, in dem sich der individuelle Beitrag jedes einzelnen Instrumentes auflöst.
Ausgangspunkt der Arbeit am 5. Streichquartett war der Versuch, Einzelereignisse so dicht miteinander zu kombinieren, dass sie zu einem einheitlichen Gesamtphänomen verschmelzen, in dem sich der individuelle Beitrag jedes einzelnen Instrumentes auflöst. Sehr bald während des Kompositionsprozesses entwickelte sich bei mir aber der Wunsch, diesen homogenen Klang wieder auseinander zu nehmen, indem ich die Instrumente räumlich verteilte (schon im 3. Streichquartett hatte ich diese Aufteilung erprobt, dort aber – das ganze Stück wird in völliger Dunkelheit gespielt – aus Gründen der musikalischen Kommunikation). Gleichartiges wird aus verschiedenen räumlichen Positionen hörbar.
Die Hörerinnen und Hörer befinden sich im Inneren des Klanges: Im Inneren von Obertonakkorden, die (u. a.) auf den leeren Saiten nur durch die Position des Bogens erzeugt werden, im Inneren von auskomponierten Schwebungen, von vibrierenden Nachklängen und von virtuosen Läufen."
Georg Friedrich Haas, Werkeinführung, Universal Edition, abgerufen am 27.09.2021 [https://www.universaledition.com/georg-friedrich-haas-278/werke/5-streichquartett-12821]
Auftrag: Klangspuren - Verein zur Förderung von Neuer Musik Schwaz, Wien Modern, Ultraschall Festival Berlin
Uraufführung
20. September 2007 - Kirche St. Martin, Schwaz
Veranstalter: Klangspuren Schwaz
Mitwirkende: Arditti Quartett
Empfohlene Zitierweise
mica (Aktualisierungsdatum: 27. 9. 2021): Haas Georg Friedrich . Streichquartett Nr. 5. In: Musikdatenbank von mica – music austria. Online abrufbar unter: https://db.musicaustria.at/node/150392 (Abrufdatum: 25. 11. 2024).