Skip to main content

Tetralogie/Vier Klangwände - nach Bildern von Max Weiler für Klaviertrio

Werktitel
Tetralogie/Vier Klangwände
Untertitel
nach Bildern von Max Weiler für Klaviertrio
Komponist:in
Entstehungsjahr
2004
Genre(s)
Neue Musik
Gattung(en)
Ensemblemusik
Besetzung
Trio
Besetzungsdetails
Art der Publikation
Manuskript
Abschnitte/Sätze:
  1. Himmelslandschaft
  2. Über der Baumgrenze
  3. Ganz rechts lebendige natur
  4. Natur mit caput mortuum


Stilbeschreibung:

Die Bilder von Max Weiler haben mich sofort und unmittelbar angesprochen und es wunderte mich nicht, als ich erfuhr, dass auch er die Kunst Kandinskys hoch schätzte und eine Affinität zur östlichen Denkungsart hatte. Seine Wände sind Wände, die nicht die Sicht versperren sondern öffnen für das Wesen, das Innere der Landschaft. Die Reihenfoge„Himmelslandschaft“ – „Über der Baumgrenze“ – „ganz rechts lebendige Natur“ – „Natur mit caput mortuum“ ergeben eine eindrucksvolle Crescendo-Form (auch wenn sie nicht so konzipiert waren) und zeigen gleichzeitig den Bezug zwischen Mikrokosmos und Makrokosmos (das Große ist eine Wiederholung des Kleinen im anderen Maßstab und umgekehrt), der ein zentraler Gedanke in Max Weilers künstlerischem Schaffen darstellt.

Meine Musik bezieht sich sowohl dynamisch als auch formal darauf:
Blasse Farbtupfen und eruptive Klänge die alle aus ein und demselben Material gewonnen werden und in steter Wechselwirkung stehen. Ich erkenne auch eine „fraktale Verwandtschaft“ zwischen den Bildern (eine konkrete Ausformung der kosmischen Einheit); z. b. „Himmelslandschaft“ als Summe und Ausgangspunkt, die drei anderen Bilder als Vergrößerungen verschiedener Ausschnitte und Maßstabes desselben, was sich musikalisch ähnlich logisch und überzeugend darstellen lässt. Aus diesen Gründen ergeben sich die Augmentation, Diminution und Funktionswechsel der Elemente gleichsam von selbst als wichtigste Parameter der kompositorischen Arbeit, was meiner Kompositionsweise sehr entgegenkommt (diese „Selbstähnlichkeit“ ist auch in allen dynamischen Strukturen bzw. Organismen in der Natur zu beobachten und war schon immer ein wichtiges Mittel der Kunst). Die vier Stücke haben jeweils eine Länge von 4 - 6 Minuten, und nehmen sowohl auf die Bilder im Einzelnen als auch auf die Einheitlichkeit des Ganzen bezug. Somit ergibt sich„die Form als gewachsen aus der inneren Notwendigkeit des Inhalts“ (Kandinsky) und ich hoffe deshalb, mit meiner Musik etwas vom „inneren Klang“ der Bilder
Max Weilers auch akustisch wiederzugeben.

Ich selbst habe mich, aufgrund der auffälligen „Komposition“ seiner Bilder, auch mit den Schriften Kandinskys („Essays über Kunst und Künstler“, „Das Geistige in der Kunst“,„Punkt, Strich und Fläche“), besonders bezüglich der Verwandtschaft von Musik und Malerei, intensiv auseinandergesetzt und überraschende Entsprechungen der Denk- und Arbeitsweise festgestellt und dadurch viele Impulse für meine weiter Entwicklung erhalten.

(Tibor Nemeth, 2004)



Auftrag:

MUMOK - Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig



Aufnahme:
Titel: Burgenland Kammermusik

Empfohlene Zitierweise
mica (Aktualisierungsdatum: 1. 3. 2020): Nemeth Tibor . Tetralogie/Vier Klangwände - nach Bildern von Max Weiler für Klaviertrio. In: Musikdatenbank von mica – music austria. Online abrufbar unter: https://db.musicaustria.at/node/156124 (Abrufdatum: 22. 12. 2024).