The Forgiven Love of Bread and Butter - für Streicher, Klavier und Schauspielerin

Die Geschichte:

"Das Stück ist stets sehr ernst zu nehmen. Von der Ausführung der verschiedenen Spieltechniken bis zur Interpretation ist den Anweisungen streng zu folgen. Auf einer wahren, imaginären Gegebenheit basierend, mit einer unerbittlichen Verbissenheit der mündlichen Überlieferung einer Geschichte eines Freundes eines Freundes dessen Großneffen folgend, ist dieses Werk in 5 und 1/2 kleine Abschnitte geteilt, welche erst im Zusammenhang, aller gespielten und gehörten Sätze die komplette Sinnhaftigkeit dieser Komposition dem Zuhörer offenbaren wird. Deswegen ist die Aufführung nur unter der Bedingung, dass das gesamte Stück an einem Abend in einem Konzert dargeboten wird, gestattet.

Wer kennt das nicht, wenn man sich nach einem semi-anstrengenden Arbeitstag zu Hause vor einem 128 Zoll Bildschirm zur Mittagsstunde nichts sehnlicher wünscht, als ein schön dickes Butterbrot nach einem genüsslichen Verzehr von einem Stück Sachertorte und den Mannerschnitten-für-danach, allerdings noch vor dem 3-Uhr-Nachmittagssnack. Dieses fast alltägliche Bedürfnis spiegelt sich hier wieder, wo der leise Duft einer Mahlzeit noch im Raum steht und ein wohlschmeckend riechendes Butterbrot durch alleiniges Vorstellen schon durch die Nase steigt.

Nicht lang gezögert wird das sagenumwobene, frische und wohlriechende, vor 8 Tagen um 0.90 € gekaufte 5 Kilo Weizen-Roggenbrot mit einem Buttermesser wie aus dem Bilderbuch bearbeitet, sodass zwei perfekt-geschnittene, symmetrische, wie von einer präzisen Maschine, mit einem Schullinieal nachgemessenen Scheiben Brot abfallen. Nach der 2-stündigen Exekution, stellt sich aber das Schicksal unerwartet auf schwarz.

Ganz plötzlich, [verdutzt]: die wie aus dem Blauen geschossene Realität offenbart sich - Der langgediente Butterhaufen, der während eines Besuches in einem 2-Sterne Hotel in Italien mitgenommen wurde, scheint nach mehr als 1 1/2 Jahren völlig unerwartet, von einem auf den nächsten Tag, nicht mehr genießbar zu sein. Sofort wird die Brieftasche in die Hand genommen und zum nächsten Supermarkt gehetzt. Obwohl dieser fast 300 Meter entfernt und über 2 mittel-kleine, sehr wenig befahrene Straßen liegt, nimmt man diese fast unmenschlichen Strapazen auf sich. Voller Leidenschaft, wird hier sogar das eigene Leben aufs Spiel gesetzt. Zum Beispiel überquert man fast 2 Meter links eines Zebrastreifens mit Ampel vor der ein Warnschild und eine 20er-Zone angezeigt wird die Straße, oder es wird ohne Rücksicht auf Verluste bei einer durch einen 1,3 Meter hohen, grünen Maschendrahtzaun schwer-einzusehender Linksabbiegung die engste Linie genommen.

Einen Blitzeinkauf von 58,4 Minuten und 3 Chips-sackerl später steht man nun endlich vor dem Moment das Brot und die Butter zu vereinen. "Tango-Tango", mit geschmeidigen Bewegungen wird der noch wie ein Eisklumpen wirkende Butterquader mit einem dünnen, stumpfen Obstmesser elegant auf das Brot gebörkelt und mit anmutigen, energischen Streicheleinheiten und liebevollen, mit überhaupt nicht übertriebenem Kraftaufwand verbundenen Hieben auf und im Brot verteilt.

Dieser unfassbar schöne Moment wird jedoch leider sofort zu nichte gemacht. Der Schock sitzt tief. Um 14:39 am Rande der Verzweiflung die Hände über den Kopf zusammenschlagend, muss man feststellen, dass die soeben gekaufte Butter abgelaufen und zu dem auch noch aus der neuen fettarmen Reihe von "schlank mit 0%, Genuss pur+" stammt. Da auch der naheliegende Supermarkt schon in weniger als 6 Stunden seine Pforten schließt und ein zweites Mal die unzumutbaren Bedingungen der Reisestrapazen zu durchleben unmöglich ist, scheint ein Happy End hier in weiter Ferne zu liegen. So bleibt nichts anderes, als die Einbildung der vergebenen Liebe zu einem Butterbrot zurück."