Klavier (1), Violoncello (1)
Beschreibung
"Seiten für Saiten ist ein echter Wurf für experimentierfreudige Mittelstufenschüler, wobei sich diese Einordnung sowohl auf den Cello- als auch auf den Klavierpart bezieht. Lediglich für zwei Takte wird beispielsweise dem Cellisten das Erklimmen der 7. Lage zugemutet. Virtuosität im konventionellen Sinn kommt allenfalls in Cellatine, dem zweiten Stück der Sammlung, zur Geltung, Groove und Synkopenfeeling hingegen werden in Pizz! (Nr. 6) abgeprüft. Tanz im All (Nr. 1) präsentiert sich nach ruhigem Beginn als überdrehter Walzer, der im Nirwana unbestimmter Flageoletttöne und stumm niedergedrückter Klaviertasten endet.
Ein schlichtes Lullaby (Nr. 4) trennt jene beiden Stücke, in denen Diendorfer seinen InterpretInnen Streifzüge durch die Klang- und Notationswelt Neuer Musik ermöglicht: In Gong Song (Nr. 3) und Improvisierter Vulkan (Nr. 5) finden sich so gut wie keine metrischen Takteinteilungen, dafür Andeutungsnotationen, mit deren Hilfe im Cellopart klangliche Veränderungen auf langen Tönen, Flageolett-„Flimmern”, Spielen hinter dem Steg, repetitive Tonfolgen teils improvisatorisch erkundet werden sollen. Zugleich darf der Pianist unter anderem einen bestimmten Klavierton mittels Schraube zum Gong umfunktionieren (Cage lässt grüßen!) und aus fünf Zentimetern Höhe einen Tennisball auf die tiefen Saiten fallen lassen. Da sage noch einer, Neue Musik sei eine freudlose Angelegenheit!"
Gerhard Anders (2008). In: bibliography. Ausgewählte Texte zum Werk Christian Diendorfers, abgerufen am 12.5.2020 [http://www.diendorfer.net/diendorfer.php?Select=6]
Empfohlene Zitierweise
mica (Aktualisierungsdatum: 12. 5. 2020): Diendorfer Christian . Seiten für Saiten. In: Musikdatenbank von mica – music austria. Online abrufbar unter: https://db.musicaustria.at/node/146040 (Abrufdatum: 22. 12. 2024).