Klavier (1)
Anlass: Mozartjahres 2006
Auftrag: Konzertvereinigung Zusammenklänge
Uraufführung
27. Januar 2006 - Landesmusikschule Gunskirchen
Mitwirkende: Zeilinger Clemens
Während der Komposition dieser beiden Klavierstücke saß ich über den Korrekturen zum Notensatz des Bandes X/28, Abteilung 3-5, Band 2 der Neuen Mozart Ausgabe mit dem Titel „Abschriften und Bearbeitungen“. Dieser Band zeigt, mit welchen Werken seiner Kollegen sich Mozart durch Abschreiben oder Bearbeiten beschäftigt hat: eine Sinfonie von Johann Michael Haydn zum Beispiel hat er mit einer langsamen Einleitung „ergänzt“.
Und damit sind wir bei der Verbindung meiner Arbeit als Notengrafiker für die NMA mit meiner Arbeit als Komponist in Bezug auf den fragmentarischen Sonatensatz in g KV 312 (KV6: 590d) von Wolfgang Amadeus Mozart (mit Ergänzungen von unbekannter Hand): meine Aufgabe bei diesen beiden Klavierstücken war es, einen Weg zu und von diesem Klaviersonatensatz zu finden. Mein Zugang war ein „spielerischer“: ich spielte mehrmals am Tag Mozarts Sonatensatz am Klavier und beobachtete, welche Elemente und Tonfolgen im Gedächtnis haften blieben.
Diesen inneren und sehr persönlichen Ausschwingvorgang (Decay) Mozart’scher Musik, der sich wie von selbst einstellt, wenn man die Musik – und zwar immer nur Phrasen davon, niemals ganze Werke – nicht mehr aus dem Kopf bringt, habe ich als Anstoß zur Komposition genommen. Und so wie sich im Laufe von Tagen ein „Nachklang“ ergeben hat, hat sich auch ein „Einschwingvorgang“ (Attack) herausgebildet. Beide Stück sind daher attacca mit Mozarts Sonatensatz verbunden und beziehen ihre Gestalt sehr direkt aus dem kompositorischen Originalmaterial, ohne jedoch ins hörbar „zitathafte“ abzugleiten.
(zit. n. Homepage Juli 2014)
Empfohlene Zitierweise
mica (Aktualisierungsdatum: 1. 6. 2020): Schmidinger Helmut . Attack und Decay. In: Musikdatenbank von mica – music austria. Online abrufbar unter: https://db.musicaustria.at/node/146096 (Abrufdatum: 22. 11. 2024).