Solo: Klavier (1)
15. April 2005 Anton Bruckner Privatuniversität Linz
InterpretIn: Friedl Barbara (Klavier)
Im Zeitalter der Technik, der Maschinen und dem Wunsch, alles messbar und damit erfassbar zu machen, liegt für mich die assoziative Verknüpfung einer „Träumerei“ mit einem EEG (=Elektroenzephalogramm) sehr nahe.
Träume spielen sich möglicherweise im Gehirn ab – und Gehirnaktivitäten kann man mit dem EEG messen. Die Rückführung dieser Hirnstromaktivitäten (daher der Titel „Unter Strom“) auf Träume ist meine künstlerische Freiheit, keine medizinische Interpretation.
Ich habe mich dabei aber nicht auf eine „inhaltliche“ Nacherzählung eines möglichen Traumes eingelassen, sondern habe graphische Auffälligkeiten der EEG-Diagramme als Anregungen für meine Kompositionen genommen.
Im Stück „Herzspur“ wird der Umstand kompositorisch verarbeitet, dass die sich am unteren Ende des Diagramms befindliche „Herzspur“ (mit ECG bezeichnet) unverändert bleibt, unabhängig davon was sich die bei den „Hirnspuren“ mehr oder weniger aufregendes tut.
Im Stück „frei schwebend“ werden die nicht zur Ruhe kommenden, metrisch gleichsam frei schwebenden Hirnaktivitäten in die Mittelstimmen des Klaviers gelegt, während die Außenstimmen eine übergeordnete Kontur entstehen lassen. Die Akkordballungen in der Mitte des Stückes entsprechen exakt dem „Rhythmus“ eines „Anfalls“-EEGs.
(zit. n. Juli 2014)
Empfohlene Zitierweise
mica (Aktualisierungsdatum: 14. 6. 2020): Schmidinger Helmut . Unter Strom - Zwei Träumereien für Klavier. In: Musikdatenbank von mica – music austria. Online abrufbar unter: https://db.musicaustria.at/node/146098 (Abrufdatum: 22. 12. 2024).