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Paraphrase über den Anfang der 9. Symphonie von Beethoven

Werktitel
Paraphrase über den Anfang der 9. Symphonie von Beethoven
Untertitel
Für Orchester
Opus Nummer
WV 161
Komponist:in
Entstehungsjahr
2010
Dauer
14m
Genre(s)
Neue Musik
Gattung(en)
Orchestermusik
Besetzung
Orchester
Besetzungsdetails

Orchestercode: 2, Picc/2/2/3 - 4/2/3/0 - Pk, 3 Perc - Str

Piccoloflöte (1), Flöte (2), Oboe (2), Klarinette (2, in A), Fagott (3), Horn (4), Trompete (2, in C), Posaune (3), Pauke (1), Perkussion (3), Streicher

ad Flöte: 2.auch Piccoloflöte
ad Fagott: 3. auch Kontrafagott

Art der Publikation
Verlag
Titel der Veröffentlichung
Friedrich Cerha: Paraphrase über den Anfang der 9. Symphonie von Beethoven
Verlag/Verleger

Bezugsquelle: Universal Edition
Partitur-Preview und Hörbeispiel: Universal Edition
Manuskript (Autograf): Archiv der Zeitgenossen

Beschreibung

"Als eine Anfrage vom Gewandhausorchester kam, ob ich an einem Auftrag zu einem kurzen Stück interessiert wäre, das man vor der 9. Symphonie von Beethoven spielen könne und das nach Möglichkeit in einem Zusammenhang zu dieser stehen sollte, war meine erste Reaktion ein entschiedenes Nein; ich wollte nicht Musik über die Musik eines Anderen machen. Gegen meinen Willen aber spukte in den folgenden Tagen der Anfang der Symphonie in meinem Kopf herum und ich konnte ihn nicht loswerden. Er hat mich, seit ich als Kind das Werk zum ersten Mal hörte, ganz besonders fasziniert: die geheimnisvollen Quinten und Quartfälle über dem Tremolo bis hin zur machtvollen Entschiedenheit der kadenzierenden Endfloskel. Dieses Material begann sich in meinem Kopf umzubilden und zu wuchern wie ein Myzel. Die Elemente variierten immer mehr bis zur Unkenntlichkeit ihres Ursprungs. Langsam schälte sich aus den nebulosen Vorstellungen meiner Phantasie die Dramaturgie eines Stücks heraus – ohne dass ich eine Note aufschrieb. Schließlich nahm ich den Auftrag an. Ich setzte mich hin und begann in einem Furor mit der ersten Niederschrift des Stücks. Die erste Fassung meiner Werke ist immer die kürzeste. Bei der Reinschrift erweitert sich das Stück meistens, einerseits weil zunächst unmittelbar nebeneinander Stehendes nach gearbeiteten Übergängen verlangt, andererseits weil die Phantasie nach der ersten Konzeption ja nicht aufhört und sich weiterhin immer wieder neue Tore auftun. Gleichwohl dauert das gesamte Stück nicht länger als 14 Minuten. Technisch ist die Harmonik aus einer Kette von absteigenden Quarten abgeleitet, die ja das erste Motiv in der 9. Symphonie bildet. Die Orchesterbesetzung entspricht jener Beethovens, wobei die drei Schlagzeuger natürlich andere Instrumente spielen. Ich hoffe sehr, dass die Kluft zwischen meiner Paraphrase und seinem Werk nicht als ein unheilbarer Riss zwischen Fremdem empfunden wird, sondern als Verwandtes erfahrbar bleibt."
Friedrich Cerha (Werkeinführung, Universal Edition), abgerufen am 31.03.2021 [https://www.universaledition.com/friedrich-cerha-130/werke/paraphrase-uber-den-anfang-der-9-symphonie-von-beethoven-13791]

Weitere Informationen: cerha-online.com

Auftrag

Gewandhausorchester Leipzig

Uraufführung

6. Oktober 2011 - Leipzig (Deutschland)
Mitwirkende: Gewandhausorchester Leipzig, Riccardo Chailly (Dirigent)

Aufnahmen/Sendungen

Aufnahme
Titel: Werke von Ludwig van Beethoven und Friedrich Cerha. Edition Gewandhausorchester Vol. 4 
Label: Querstand (CD)
Jahr: 2014
Mitwirkende: Gewandhausorchester LeipzigRiccardo Chailly (Dirigent)

Sendung
SR2 19.03.2020: Beethoven-Reflexe mit Nike Keisinger. Mouvement - die Sendung für Neue Musik

Pressestimmen

23. Oktober 2011
"Zuvor hatte man die Uraufführung von Friedrich Cerhas Paraphrase über den Anfang der 9. Symphonie von Beethoven erleben dürfen. Hohe helle Klangflächen verschiedener Instrumentengruppen waren wie kleine spiegelnde Seen am Eingang des Werks positioniert; in diese warf das Schlagwerk dann und wann werkdominierende Quarten und Quinten. Es folgten Steigerungen der Aktion bis hin zu einer Bataille fast militärischer Art, zwischendurch ließ Melancholie eines Geigensolos kurz Reminiszenzen an die Zweite Wiener Schule anklingen. Schlussendlich sollte das Werk wieder zur statischen Ruhe des Anfangs zurückfinden."
Der Standard: Symphonisches zwischen Agilität und Opulenz (end, tos), abgerufen am 12.12.2020 [https://www.derstandard.at/story/1319180986338/musikverein-symphonische…]

6. November 2013
"Cerha schöpfte die Möglichkeiten farblicher Orchestrierung voll aus, arbeitete motivisch mit den Elementen und erreichte mit Übergängen ein geschlossenes Ganzes."
Tiroler Tageszeitung: Geschöpft aus tiefen Brunnen (Armin Berger), abgerufen am 12.12.2020 [https://www.tt.com/artikel/7157572/geschoepft-aus-tiefen-brunnen]

10. September 2014
"Dabei hatte der Beethoven-Abend spannend angefangen. Friedrich Cerhas «Paraphrase über den Anfang der 9. Sinfonie von Beethoven» hatte ihre Pointe darin, dass sie mit kompakt gedrängten Intervallrufen zur Quinten-Leere am Uranfang von Beethovens Neunter hinführt. Aber schon da liess die Unterbrechung, die der Einzug des Chors erforderte, den Faden reissen. Und Gilberts Hang zu grossen, lautstarken Gesten füllte die gespenstische Leere dieses Anfangs ohnehin rasch mit orchestralem Muskelspiel aus."
Luzerner Zeitung: FESTIVAL: Gassenhauer für eine andere Welt (Urs Mattenberger, abgerufen am 12.12.2020 [https://www.luzernerzeitung.ch/kultur/festival-gassenhauer-fuer-eine-an…]

13. September 2014
"Zuerst gab es jedoch eine moderne Interpretation Beethovens von Fredrich Cerha. Seine Paraphrase über den Anfrang der 9. Symphonie von Beethoven zeigt Verständnis für sein Vorbild, doch die Beziehung ist kompliziert. Cerha verrät, dass er von den Abwärtsquarten am Anfang von Beethovens Symphonie inspiriert wurde, und dass er sie als Basis für sein Werk nutzt. In dieser Verwendung führt er die Idee in ein absurdes Extrem. Es ist aber in gewisser Weise auch ziemlich enthüllend: wenn man danach Beethovens Symphonie hört, heben sich all diese absteigenden Quarten, die die Sätze verbinden, plötzlich deutlich ab. Cerhas Werk folgt den Pseudo-Elektronika-Ideen von Ligati –alles dreht sich um sich allmählich entwickelnde Strukturen. Es ist einfach strukturiert und erreicht vermittels Verdichtung und accellerando nach etwa zehn Minuten einen Höhepunkt. Ihm folgt ein langes, ruhiges Nachspiel aus klagenden Holzbläser-Soli und Perkussionseffekten auf einem pianissimo-Bett der Streicher. Dieses Werk ernährt sich gewissermaßen auf clevere Art und Weise von der Beethoven-Symphonie. Für sich alleine könnte es in einem Programm nicht stehen, doch die symbolische Beziehung mit der Symphonie bereichtert beide Werke."
bachtrack: Prom 75: Eine freudige Neunte von Alan Gilbert und dem Gewandhaus (Gavin Dixon), abgerufen am 12.12.2020 [https://bachtrack.com/de_DE/review-prom-75-gewandhaus-gilbert-beethoven…]

Empfohlene Zitierweise
mica (Aktualisierungsdatum: 8. 3. 2023): Cerha Friedrich . Paraphrase über den Anfang der 9. Symphonie von Beethoven. In: Musikdatenbank von mica – music austria. Online abrufbar unter: https://db.musicaustria.at/node/165385 (Abrufdatum: 29. 3. 2024).