Solo: Klavier (1)
Uraufführung:
20. November 2010 London
InterpretIn: Angela Hewitt
Wiederholung einer Tonfolge als Mittel der Fortspinnung,
Imitation eines Motivs als Strukturierung der Form,
hatte sich im Laufe der Zeit zur Fuge verfestigt
& überlebt bis heute als schulmäßige Disziplin.
Diese Schulfugen konnte & wollte ich nie schreiben.
Meine Bewunderung des „Wohltemperierten Klaviers“ galt nicht den kontrapunktischen Künsten
Der Engführung, Umkehrung, Vergrößerung etc.,
sondern der singenden Kontinuität des Bach’schen Melos.
Die bescheidene Sachlichkeit, deren innere Ausdruckskraft
Sich aus dem Thema in ein Stück entfaltet,
der unaufgeregte Sog des Erzählens,
zeigt die Stärke der Erfindung.
Ein ästhetischer Gipfel.
Philipp Emanuel hingegen war es gelungen, sich aus der stilistischen Übermacht seines Vaters zu befreien & schlug einen völlig neuen Ton an.
Scheinbar planlos, in plötzlichen Stimmungswechseln schwelgend, Gegensätzliches konfrontierend,
aber im Grunde wohlgeordnet erzählt er & weiß, dass die Handwerkskunst seines Vaters
goldenen Boden hat.
Diese stilistische Spannung zwischen Vater & Sohn war für die weitere Entwicklung unserer Musik
Von großer Bedeutung, bis herauf in die Gegenwart.
Mein Musikdenken, jedenfalls ist davon geprägt.
Kurt Schwertsik, 2010
Empfohlene Zitierweise
mica (Aktualisierungsdatum: 9. 7. 2020): Schwertsik Kurt . Fantasia & Fuga. In: Musikdatenbank von mica – music austria. Online abrufbar unter: https://db.musicaustria.at/node/184990 (Abrufdatum: 23. 12. 2024).