Klarinette (1), Klavier (1), Viola (1)
Im Jahre 1985 schrieb ich für das amerikanische Verdehr-Trio eine „Mendelssohniana“ für Violine, B-Klarinette und Klavier. Ich lernte die Musici kennen und im Gespräch mit mir meinten sie, es sei schade, dass es keine Werke für ihre Besetzung aus der Klassik oder der Romantik gäbe.
So schrieb ich dieses Werk. Während des Komponierens jedoch kamen mir Bedenken: Kopien von Stilen aus der Vergangenheit waren Aufgaben, die ich im Kompositionsunterricht bei meinem Kompositionslehrer Waldemar Bloch zu lösen hatte, und es schien mir allzu schülerhaft, wiederum eine Stilkopie anzufertigen. So montierte ich in die durchaus dem Geist Mendelssohns verpflichtete Variationsreihe „aleatorische Felder“ im Stil der Moderne der Achtzigerjahre.
Ich war jedoch irgendwie unzufrieden mit der ganzen Sache und – vergaß das letztlich eher misslungene Werk. Später versuchte ich es noch zu retten, indem ich ein Klaviertrio daraus machte, aber auch das überzeugt mich nicht gänzlich.
Als ich heuer daran ging, ein Werk für die durch das „Kegelstatt-Trio“ Mozarts geadelte Besetzung Klarinette-Viola-Klavier für ein tschechisches Trio anzufertigen, fiel mir das Werk wieder ein und ich arbeitete alles um: Kein Stein blieb auf dem anderen! Ich veränderte die Tonarten, die Aufgaben für die Instrumente und tilgte die Aleatorik zur Gänze. Ich schrieb stattdessen drei Interludien (gänzlich ohne aleatorische Elemente), aber doch im heutigen Stil, allerdings mit gut verfolgbaren Elementen aus dem Thema, sodass die Verbindung zwischen dem romantischen Thema und der heutigen Musikauffassung einleuchtend wird. Diese Interludien fügte ich in das Gewebe der vier Variationen, welche den Stil Mendelssohns im Laufe des Geschehens allerdings ebenfalls verlassen (Variation 3 und 4).
Den Schluss bildet wie in der „Mendelssohniana“ eine Fuge, welche sich stilistisch wieder dem Stil des von mir so verehrten Meisters annähert.
Ich hoffe (und bin zuversichtlich), dass es mir jetzt endlich gelungen ist, das zu schaffen, was ich von vorneherein wollte: eine lebendige, nachvollziehbare Symbiose zwischen der Musik Mendelssohns, der ich mich demütig annähere und der meinigen!
(zit. nach Homepage des Komponisten)
Empfohlene Zitierweise
mica (Aktualisierungsdatum: 1. 3. 2020): Fortin Viktor . Große Verneigung vor Felix. In: Musikdatenbank von mica – music austria. Online abrufbar unter: https://db.musicaustria.at/node/192712 (Abrufdatum: 22. 11. 2024).