
Viktor Fortin © Jungwirth, Viktor Fortin (ÖKB)
"Den Komponisten Viktor Fortin haben viele bereits sehr früh in ihrem Musiker*innenleben kennengelernt. Sein wichtigstes Instrument war die Blockflöte, ihr sind zahlreiche Werke im umfassenden Œuvre Fortins gewidmet, darunter auch das eine oder andere "einfache" Stück. Das illustriert nicht zuletzt die Vielseitigkeit des Künstlers und Pädagogen, der seine Berufslaufbahn mit einer Gärtnerlehre begann.
Viktor Fortin wurde 1936 im Steirischen Fohnsdorf geborenen. Von der Tanzmusik kommend studierte er am Grazer Konservatorium Klavier, Fagott und eben auch Blockflöte, für alle drei Instrumente erwarb er die Lehrbefähigung. An der damaligen Hochschule für Musik und darstellende Kunst erhielt Fortin 1968 seinen ersten Lehrauftrag – für Blockflöte. Es folgten weitere für Formenlehre, Musikanalyse, Partiturspiel, vorübergehend auch Methodik und Didaktik des Musikunterrichts an Höheren Schulen (in Stellvertretung des damaligen Rektors Friedrich Korcak).
1979 wurde Viktor Fortin zum Ordentlichen Hochschulprofessor für Blockflöte ernannt.
Neben seiner Tätigkeit als Lehrender setzte Fortin sein eigenes Studium an der Universität Wien fort, wo er 1985 ein Doktorat in Musikwissenschaft und Germanistik abschloss. Als Komponist engagierte er sich zudem im Steirischen Tonkünstlerbund, der ihn 1993 zu seinem Präsidenten wählte. In dieser Position blieb Fortin bis 2005, ein Jahr davor emeritierte er an der heutigen KUG.
Verstärkt setzte er danach seine künstlerische Tätigkeit fort. So wurde 2007 in der Grazer Franziskanerkirche seine Oper über Franz Jägerstätter uraufgeführt. Mit dem unlängst verstorbenen Sänger Wolfgang Müller Lorenz verband ihn eine fruchtbare Zusammenarbeit im Bereich Chanson. Für die Kronen Zeitung war Viktor Fortin lange Jahre als Musikkritiker tätig."
Kunstuni Graz: Die KUG trauert um Viktor Fortin (2025), abgerufen am 04.12.2025 [https://www.kug.ac.at/news-detail-start/die-kug-trauert-um-viktor-fortin]
- Stilbeschreibung
"[...] Fortin überschritt gerne Grenzen zwischen "E" und "U", hat neben Kammermusik auch Chansons verfasst, sowie pädagogisch inspirierte Arbeiten verfasst."
Kleine Zeitung: Steirischer Komponist Viktor Fortin mit 89 Jahren verstorben (2025), abgerufen am 04.12.2025 [https://www.kleinezeitung.at/kultur/stmk_kultur/20361172/steirischer-ko…]"Ich sitze mit Erfolg zwischen den Stühlen von E- und U-Musik. Bin für alles, was sich musikalisch ereignet, offen, eifere keiner musikalischen Mode nach und versuche meine stilistische Vielfalt zu kultivieren und zu disziplinieren. Oberstes Kriterium ist kompositorische Qualität. Ich nehme "unterhaltende Musik" sehr ernst, versuche aber auch "ernste Musik" möglichst unterhaltend zu gestalten. Von den neueren Kompositionstechniken interessieren mich besonders mikro- und makroaleatorische Strukturen. Schreibe besonders gern für Kinder."
Viktor Fortin (1990), zitiert nach: Günther, Bernhard (1997) (Hg.): Lexikon zeitgenössischer Musik aus Österreich: Komponisten und Komponistinnen des 20. Jahrhunderts. Wien: music information center austria, S. 429."Ich befinde mich - und ich fühle mich wohl dabei - zwischen den ästhetisch längst überholten und zweifelhaften Bereichen der sogenannten U- und E-Musik, ohne die "Cross Over"- Mode mitzumachen. Mich interessiert (fast) alles, was sich im Bereich zeitgenössischer Musik ereignet, ich ahme jedoch nichts nach, sondern orientiere mich eher an den Großen der Vergangenheit, deren Wirkung ich mit den Mitteln meiner Musiksprache zu erreichen versuche. Wesentlich scheint mir, meine stilistische Vielfalt zu kultivieren und zu disziplinieren. Ich strebe die Entwicklung einer charakteristischen und persönlich gefärbten musikalischen Diktion an, egal, in welchem Stil ich mich gerade befinde.
Eine besondere Herausforderung stellt für mich das "Kinder-Publikum" dar, da Kinder als Zuhörer zwar offen und neugierig reagieren, es jedoch deutlich spüren lassen, wenn die musikalische Spannung für sie nachlässt. Dies nicht eintreten zu lassen, sehe ich als besondere Herausforderung.
Mein kompositorisches Ideal ist Klarheit im Ausdruck und Weglassen alles Überflüssigen. Warmherziger Humor ist für mich die wichtigste menschliche Eigenschaft. Ich versuche das in alle meine Musikwerke einzubringen."
Viktor Fortin- Auszeichnungen & Stipendien
1995 Amt der Steirischen Landesregierung: Großes Goldenes Ehrenzeichen des Landes Steiermark für die kompositorischen Arbeiten und die kulturfördernden Aktivitäten im Rahmen des Steirischen Tonkünstlerbundes (STB)
2005–2025 STB – Steirischer Tonkünstlerbund: Ehrenpräsident
2015 9. Harmonia Classica Kompositionswettbewerb - Harmonia Classica: 1. Preis (Romanze für Violoncello und Klavier)- Ausbildung
1956–1961 Johann-Joseph-Fux-Konservatorium des Landes Steiermark, Graz: Konzertfach Klavier (Rudolf Schwenzer)
1957–1963 Johann-Joseph-Fux-Konservatorium des Landes Steiermark, Graz: Konzertfach Fagott (Rudolf Frodl)
1958–1965 Konservatorium des Landes Steiermark / Akademie für Musik und darstellende Kunst Graz: Konzertfach Blockflöte (Ilse Strzelba)
1961 Arbeitermittelschule Graz: Matura - Lehrbefähigungsprüfung Blockflöte, Klavier, Fagott
1961–1965 Konservatorium des Landes Steiermark / Akademie für Musik und darstellende Kunst Graz: Schulmusik, Komposition (Waldemar Bloch)
1962–1966 Karl-Franzens-Universität Graz: Musikerziehung, Musikwissenschaft, Germanistik
1965–1966 Lehramtsprüfungen in Musik/Deutsch
1979–1985 Universität Wien: Musikwissenschaft, Germanistik (Othmar Wessely) - Dr. phil. (Dissertation "Das Wort-Ton-Verhältnis im klavierbegleiteten Sololied bei Hans Pfitzner")- *Tätigkeiten
1950–1956 Fohnsdorf: Gärtnerlehrling/Gärtnergehilfe im elterlichen Betrieb
1961–1965 Musikschule Gratkorn, Musikschule Frohnleiten, Musikschule Graz: Lehrer (Blockflöte)
1965–1976 Gymnasium Köflach, Gymnasium Graz: Lehrer (Musik, Deutsch)
1965–???? Betätigung als Komponist, Blockflöter, Klavierbegleiter, Dirigent eigener Werke (zumeist für Jugendensembles)
1968–1979 Akademie für Musik und darstellende Kunst Graz / Hochschule für Musik und darstellende Kunst Graz: Lehrbeauftragter (Blockflöte, Formenlehre, Musikanalyse, Partiturspiel)
1979–2004 Hochschule für Musik und darstellende Kunst Graz / KUG – Universität für Musik und darstellende Kunst Graz: Professor (Blockflöte), Lehrbeauftragter (Formenlehre, Musikanalytik)
1985–2025 Kronen Zeitung Steiermark: Musikrezensent
1986 Workshop-Leiter/Vortragender bspw. in: Österreich, Australien (mit Marianne Kroemer), Deutschland, Großbritannien, Niederlande, Kanada, Norwegen
1993–2005 STB – Steirischer Tonkünstlerbund: Präsident
2004 KUG – Universität für Musik und darstellende Kunst Graz: Emertierung
2004–2025 freiberuflicher Komponist, Klavierbegleiter, Zusammenarbeit mit bekannten Musiker:innen, u. a. mit: Monique Johannsen, Wolfgang Müller-LorenzLeykam BuchhandelsgesmbH: Herausgeber des Bandes "Die Chorleiter"
Reihe "Time and Rhythm" für Blockflöte" - Universal Edition: Mitherausgeber von 6 Heftengefragter nationaler/internationaler Komponist (Kammermusik, Chor-/Orchester-/Bühnenwerke), u. a. in: Deutschland, Ägypten, Ecuador, Estland, Polen, Schweiz
Mitglied in Ensemble/Band/Orchester
1950–1956 Tanzmusiker mit eigener Band- *Aufträge (Auswahl)
1993 Vereinigte Bühnen Graz Oooh, Pinocchio!
1994 Konzert für Sprechstimme und Orchester nach Texten aus Mozartbriefen
1996 Orchesterwerk mit Erzähler für Kinder Archibalds Abenteuer - Eine fantastische Geschichte von Ernst A. Ekker
2005 Kirchenoper Franz Jägerstätter- *Aufführungen (Auswahl)
2015 Doris Neumann-Lücking (vc), Naoko Mori (pf) - Preisträgerkonzert "9. Harmonia Classica Kompositionswettbewerb" - Harmonia Classica, Wien: Romanze für Violoncello und Klavier (UA)
1994 Opernhaus Graz Graz Musical Oooh, Pinocchio!
1997 Kairoer Symphonisches Orchester unter Christoph Campestrini Archibalds Abenteuer - Eine fantastische Geschichte von Ernst A. Ekker
1998 Orquesta Sinfonica Nacional del Ecuador, Teatro Politécnico: Orchesterkonzert der Orquesta Sinfonica Nacional del Ecuador unter Ernest Hoetzl, Solist: der Komponist Konzert für Sprechstimme und Orchester nach Texten aus Mozartbriefen
1999 Vanemuine Teatr, Tartu/Estland Oooh, Pinocchio!
1999 Graz American Institute of Musical Studies, Landhaushof Graz: Konzert des AIMS Festival Orchestra unter Ernest Hötzl Archibalds Abenteuer
2005 Krakau Opernhaus Krakau Oooh, Pinocchio![2007] Camerata Polyzoides: Conversazione a quattro (UA, Viktor Fortin)
- *Pressestimmen (Auswahl)
28. Mai 2006
"Das musikalische Erlebnis "Fortin und mehr..." gestaltete sich zu einem "Kleinkunst"-Festival von Format! Kongenial die beiden Musiker Dorothea Senf und Franns Wilfried Promnitz von Promnitzau [...] die zu Ehren des 70. Geburtstages von Viktor Fortin aus Graz eine Präsentation von Solo- und Kammermusikwerken zu Gehör brachten, welche der Komponist zwischen 1970 und 2002 schuf. Kompositionen, die ungemein vielgestaltig und farbig, nicht abstrakt oder tonartenfremd gestaltet sind und sich dem Zuhörer so freundlich erschließen. Da Viktor Fortin ausschließlich auf Bestellung arbeitete, wusste der Komponist also immer, für welches Ohr der Auftrag bestimmt war. Das Ergebnis sind klanglich sehr differenzierte, mit vielen technischen Raffinessen gestaltete Sätze von einfacher, aber hochvirtuoser Art, deren rhythmischer Ideenreichtum schier unerschöpflich erscheint."
SZ Pirna (Peter Rütthart) : Blockflöten mit Senf24. November 2005
Geglückte >Geburt eines Kunstwerkes<
"Den Höhepunkt des Abends [...] mit der Uraufführung des "Konzertes für Alphorn und Symphonisches Blasorchester" von Viktor Fortin. [...] Die Stadtkapelle tauchte munter in den Sprühregen der Einfälle Fortins, die das dreisätzige Konzert zu keiner Zeit langweilig werden ließen. In den deutlichen Bezügen zur klassischen und sakralen Musiktradition Europas und den hinzutretenden Jazz- und Pop-Stilmitteln offenbart sich der weite Horizont des Komponisten. Spielerisch und kunstvoll zugleich lässt er diese Elemente aufeinander treffen und formt mit seiner eigenen Idee ein neues, virtuoses Ganzes."
Kehler Zeitung (Stephan Hammers)21. Juli 2005
Uraufführung mit einem "Schmied"
"[...] ergab sich die Idee, [...] ein spannendes Werk zu komponieren. Und Fortin, der seine sechssätzigen "Variationen über ein Thema aus dem Umkreis Georg Friedrich Händels" [...] selbst erläuterte, wollte dem jugendlichem Anspruch nach Vielseitigkeit Rechnung tragen. So entwickelt er neben einem schnellen Swing-Allegro einen schmeichelnden Flügelhorn Blues, ein rhythmisch modernisierendes Scherzo für den Einsatz von Händen, Füßen und Stimme eine Samba nach Händels Alleluja Motiv und einen witzigen Finalsatz, der den Titel des Stückes thematisiert: "Omegas Blacksmith". [...] Jedes Instrument wird in seiner eigenen Sprache vorgestellt, die Sprache der Bigband insgesamt ebenfalls und der traditionelle Swingcharakter [wird] durch überraschende Stilbrüche konterkariert [...]."
Erlanger Nachrichten (Natalie Bost)2004
Jolly Joker by Viktor Fortin
"Viktor Fortin has done quite a bit of writing and arranging for recorder for Doblinger and other publishers, often in a popular idiom. Jolly Joker is a collection of seven short pieces with catchy titles [...] As the names imply, this is a colourful set of pieces, made all the more so by the occasional (and quite manageable) use of extended techniques such as multiphonics or singing and playing at the same time. The main strength of the set, however, is Fortin's ability to produce a really satisfying jazzy effect with an economy of means that makes the music readily accessible even to lower intermediate players."
American Recorder (Scott Paterson)02. Dezember 2001
"Man nehme: (Guter) Tradition verhaftetes kompositorisches Können und würze mit einem Schuss Selbstironie. Man nehme musikalische Einfälle mit einer (kleinen) Prise Kabarettistentum. Man nehme: Eine Portion Poesie, drei Tropfen Naivität nebst doppelt so viel Intellekt. Und man vergesse nicht, mit stilistischem Imitationsvermögen anständig zu temperieren. Man mixe all dies mit einer unverkennbar persönlichen Hand und lasse jahrelang köcheln. Das Ragout wird munden. Und heißt Fortin, Viktor Fortin."
Kleine Zeitung, Graz (Walther Neumann)- *Diskografie (Auswahl)
1996 Viktor Fortin Und Freunde (Extraplatte)
Tonträger mit seinen Werken
2019 Berauer | Doderer | Fortin | Gruchmann | Muck | Huber | Borek - Duo Impetus (MVB Records)
1997 Extraplatte '96/97 From classical to contemporary (Extraplatte) // Track 20: Energico e corragioso- *Literatur
1994 Goertz, Harald / Österreichischer Musikrat (Hg.): FORTIN Viktor. In: Österreichische Komponisten unserer Zeit (= Beiträge der Österreichischen Gesellschaft für Musik, Band 9). Kassel u. a.: Bärenreiter Verlag, S. 48–49.
1997 Günther, Bernhard (Hg.): Lexikon zeitgenössischer Musik aus Österreich: Komponisten und Komponistinnen des 20. Jahrhunderts. Wien: music information center austria, S. 429–431.Eigene Publikationen (Auswahl)
2000 Viktor Fortin: Liebeserklärung an die Bassflöte. Universal Edition.- *Quellen/Links
Webseite: Viktor Fortin
Universal Edition: Viktor Fortin
HeBu Musikverlag Gmbh: Viktor Fortin
Kultur Graz: Viktor Fortin- Accordion title
http://www.fortin.at/default_001.html
https://www.latempestabasel.com/referenzen.htm
https://kultur.graz.at/v/fortin.html
http://www.fortin.at/biographie/
https://portal.dnb.de/opac/moveDown?currentResultId=viktor+and+fortin%26any&categoryId=persons
https://db.musicaustria.at/werke-von-komponisten/53862
mica-Magazin
discogs
Lexikon Günther Bernhard
Schriften
Die Vertonung des „Dies Irae“ in Mozarts Requiem in ME 28 (1974) H. 3; Der Orpheus-Stoff und seine Vertonungen in ME 31 (1978); Das klavierbegleitete Sololied bei Hans Pfitzner. Studien zum Wort-Ton-Verhältnis, Diss. Wien 1985; Die Steiermark – ein österreichisches Musikland in Mitt. d. Steir. Tonkünstlerbundes 1996.Lexikon Günther Bernhard
Zahlreiche Musikpublikationen, vor allem, aber nicht ausschließlich, für Blockflöten in verschiedenen österreichischen und deutschen Musikverlagen: Doblinger, Universal Edition, Heinrichshofen, Schott/Mainz, Moeck u.v.a.
Franz Jägerstätter UA. 23.09.2007, Stift Rein - Grazer Franziskanerkirche
Internationaler Erfolg im April 2008 in Lausanne mit der Kantate "Jeder Ton ist wie ein Stern" nach einem Text des Schweizer Autors Lukas Holliger, geschrieben für das Ensemble LA TEMPESTA BASEL;
30. August 2008
Uraufführung von "Pinocchio und der Flötenazuberer" für Blockflöte, Klavier und Erzählerin (Jolanda Steiner)
beim Festival MURTEN CLASSICS (Schweiz). Blockflöte: Maurice Steger
26. Oktober 2008, 19,30h Musiksalon Erfurt, Graz:
Portrait V. Fortin in der Reihe "Musik ist unsere Familie" von Gerda Klimek
mit Petra Rudolf, Herrand Melzer und V. F. am Klavier
Weitere Aufführungen in der Konzertreihe des Steirischen Tonkünstlerbundes Sonntag nachmittags im Palais Meran der Musikuniversität.
SR-Archiv: https://sra.at/person/30558
GND: https://d-nb.info/gnd/134375823
GND Explorer: https://explore.gnd.network/gnd/134375823
WIKIDATA: https://www.wikidata.org/wiki/Q1413809
Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Viktor_Fortin
Wikipedia-Personensuche: https://persondata.toolforge.org/p/Viktor_Fortin
Empfohlene Zitierweise
mica (Aktualisierungsdatum: 4. 12. 2025): Biografie Viktor Fortin. In: Musikdatenbank von mica – music austria. Online abrufbar unter: https://db.musicaustria.at/node/53862 (Abrufdatum: 8. 12. 2025).

