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Der Golem - Musiktheater für Grosses Orchester, Jazz-Trio, Chor und Stimmen

Werktitel
Der Golem
Untertitel
Musiktheater für Grosses Orchester, Jazz-Trio, Chor und Stimmen
Komponist:in
Beteiligte Personen (Text)
Meyrink Gustav
Entstehungsjahr
2014
Dauer
1h 40m
Genre(s)
Neue Musik
Gattung(en)
Oper/Musiktheater
Besetzung
Zuspielung
Orchester
Solostimme(n)
Trio
Chor
Besetzungsdetails

 

ad Zuspielung: Video-Libretto von Peter Misotten

 

Art der Publikation
Verlag

Uraufführung:
2016 Mannheim
Veranstalter: Nationaltheater Mannheim

"Der Golem ist das neueste Stück in der Serie der "Theater der Wiederholungen", mit dem ich 2002 begonnen hatte; es basiert auf einem Text von Gustav Meyrink, den ich das erste Mal 1973 gelesen hatte. Es handelt sich um einen Text über Identität und Schizophrenie, über Ichverlust und Ichverdopplung, wobei die jüdische Legende vom Golem als Metapher über dem ganzen Stück schwebt: Doubles, Scheinkörper, halluzinierte Personen, Puppen bevölkern die Gassen des Ghettos, wobei diese mehrfach auf eine kommende Apokalypse verweisen. Der Golem wird dabei umfunktioniert als imaginäres Zeichen des eigenen Körpers, als Zeichen des sich selbst im Spiegel betrachtenden Ichs.

Der Komposition vorangestellt war das Video-Libretto von Peter Misotten ("Montezuma", Mannheim 2010), welches bereits eine erste Lesart des Textes verkörperte und den Entwurf der Grundstruktur enthielt: die 22 Großen Schlüssel des Tarot, die 22 hebräischen Buchstaben.
Dieses erste Libretto wurde nicht vertont, sondern in der Komposition aufgelöst, die dann wiederum durch das Lesen des Videos ein Netzwerk aus assoziativen Klängen, Neureferenzierungen des Meyrink-Textes und Wiederholungsstrukturen formte:
Wiederholungen spielen schon in Meyinks Golem-Text eine entscheidende Rolle: der Golem ist ein Wiedergänger, die Wiederholung seines Erscheinens ist mit politischen Zäsuren in der Geschichte des Ghettos verbunden. Er ist per se ein Simulakrum, eine Wiederholung des menschlichen Körpers, seine Arbeit, das Glöckenläuten, eine sich wiederholende.
Gleichzeitig stellt er das Spiegelbild des Protagonisten dar, ist mit diesem identisch in der Wiederholung.

Meyrink hat in seinem Buch zahlreiche religiöse und mystischen Theorien seiner Zeit verarbeitet und zitiert: die für das Stück wesentlichste mag die buddhistische Konzeption eines ich-losen Subjekts sein, welche die agierenden Personen letztlich in Traumsubstanz auflöst und ihnen allen Wirklichkeitsgehalt abspricht, außer der Vermutung, allesamt Splitter eines einzigen kollektiven Subjektes zu sein."
Bernhard Lang, Wien 12.05.2015

Empfohlene Zitierweise
mica (Aktualisierungsdatum: 24. 6. 2020): Lang Bernhard . Der Golem - Musiktheater für Grosses Orchester, Jazz-Trio, Chor und Stimmen. In: Musikdatenbank von mica – music austria. Online abrufbar unter: https://db.musicaustria.at/node/196848 (Abrufdatum: 20. 4. 2024).