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m22 [Motions Nr. 22]

Werktitel
m22 [Motions Nr. 22]
Untertitel
Mariella. Für Baßklarinette, Klavier, E-Piano I, E-Piano II, Percussion
Entstehungsjahr
2018–2019
Genre(s)
Neue Musik
Gattung(en)
Ensemblemusik
Besetzung
Quintett
Besetzungsdetails
Art der Publikation
Verlag

Beschreibung
„Seit 1989 entstehen die „motions“ als Überbegriff für alle Klangwerke. Dass Physik/Chemie und Bewusstsein/Gefühl eine Einheit sind, sind motiv, motivation, motor zur Entstehung dieser Werke.“

Maeriel m22 (in 3 Sätzen) entstand über Jahre in mehreren Arbeitsphasen. Es war ursprünglich als reines Solostück in 2 Sätzen für Bassklarinette gedacht. Während m18 bis m21 entstanden (2014 bis 2017) blieb es bei Entwürfen, die zwar gut, aber nicht das was ich wollte waren. Sie sind aber zur Gänze im fertigen Werk erhalten geblieben. Auf Grund der Erfahrungen bei m20 und m21, bei denen neue Methoden zum Einsatz kamen, begann ich die Bassklarinetten-Soloentwürfe in ein Kleid zu packen, das die neuen Erfahrungen fortsetzte.
2014 erste Ideen, Skizzen für Bassklarinette.
2018 im Frühjahr entstanden m22 maeriel erster und dritter Satz.
2019 im Frühjahr entstand m22 maeriel zweiter Satz

m23 Desktop Complete ist eine Sammlung von Solo-Stücken. “Bright Night” für Klavier Solo (10 Nummern). und “Episodes” für E-Piano, Synthesizer und Loop solo. (9 Nummern). Außerdem funktionieren m22 und m23 unterschiedlich und eine verständliche Beschreibung würde viel Raum in Anspruch nehmen.
Die Inszenierung der angekündigten Illuminationen haben, was Maeriel betrifft, einen Ursprung im Einsatz verschiedener Kompositionstechniken. Allen diesen Techniken ist gemein, dass ihr Gewicht eher den Bereich der „Organisation der Zeit“ betrifft. Melodien oder Harmonien sind für mich an dieser Stelle nicht so wichtig. Sie bilden meine Person, meinen Tonfall ab, die Rhythmen verwandeln sie in ein Kunstwerk. Ich komponiere mit vier verschiedenen rhythmischen Formen die ich wie folgt nenne:

  • Periodisch (das ist z.B. ein Walzer),
  • Additiv (das sind unregelmäßige Folgen einzelner, verschieden langer Gestalten, z.B.: 2 Viertel + 5 Viertel + 1 Viertel + 3 Viertel etc. aneinandergereiht.)
  • Zyklisch (das ist z.B.: die Triole (2:3) Der ganze zweite Satz ist ein 5:3 Zyklus.)
  • Dynamikrhytmus (bei gleicher Tönhöhe verändere ich rhythmisch geordnet oft schlagartig die Lautstärken von ppp zu fff)

Die genannten Techniken verarbeite sie auf viele verschiedene Arten. Sie erscheinen für sich allein, aneinandergereiht, gleichzeitig, vielschichtig übereinandergelegt, verwoben oder als Kanon.

Der hohe emotionale Gehalt, der die Entstehung dieses Werkes geleitet hat, findet in einem bis zum letzten durchgeplanten Kompositionsprozess eine Entsprechung.

m22 Maeriel Satz 1
Der erste Satz beginnt und endet in einer periodischen Bewegung, die mit einer wellenartigen Fläche von Dynamikrhythmen überlagert ist. Klangmassen türmen sich auf, ziehen sanft vorüber oder brechen in sich zusammen. Im Mittelteil folgt zunächst eine Verknüpfung von periodischen und additiven Bausteinen die dann in einer Kaskade eines rein additiven Solos der Bassklarinette mündet. Nach vergleichbaren Variationen endet der Satz mit einer Wiederholung des Beginns.

m22 Maeriel Satz 2
Dieser Satz ist, was bei mir nicht üblich ist, entstanden, nachdem ich die Komposition von Satz 1 und Satz 2 fertiggestellt hatte. Er hat „gefehlt“ und ist, innerhalb weniger Stunden aus mir „herausgefallen“. Satz 2 ist komplett als 5:3 Zyklus angelegt. (z.B.: Rechte Hand spielt 5 Töne, während die linke 3 Töne spielt und dann dasselbe von vorne.) Dieser Zyklus ist sehr variantenreich angelegt, vor allem inszeniere ich zeitglich als Dynamikrhytmus und darüber breitet sich eine weitausgedehnte additive Bewegung, die das Schweben der 5:3 Pulsation in eine tänzerische Atmosphäre verwandelt.

m22 Maeriel Satz 3
Er beginnt mit winzigen Signalen, die zwischen den einzelnen Instrumenten hin und her zu tanzen scheinen. Sie sind periodisch komponiert und als Kanon ausgeführt.Danach setzt ein neuer Abschnitt ein, in dem ich eine extrem schnelle additive Bewegung mit der Technik des Dynamikrhythmus verknüpft habe. Das bewirkt die große Spannung und Sogwirkung dieser Takte. Anschließend, nach einem wiederum neuen Einschub, in dem die Bassklarinette ein letztes Mal mit additiven Elementen solistisch hervortritt endet der Satz mit einer Reprise des Anfangsteiles.

m22 Maeriel ist formal ein Konzert für Bassklarinette. Dabei ist es nicht üblich, drei Tasteninstrumente (Klavier, E-Piano, Fender Rhodes Piano) ein Streichtrio (Violine, Bratsche, Cello) und Schlagzeug (Große Trommel, Kleine Trommel, Becken, Kuhglocke, Rassel) als Gegenüber bzw. als Soundteppich für solch eine Aufgabe zu wählen. Wir sind eher eine Band, denn ein Ensemble und begleiten die Bassklarinette in Klangwelten, die nicht typisch für den Begriff „Konzert für Bassklarinette“ sind. Diese Instrumentation entstand der Wirkungen wegen, als unverzichtbarer Teil der angewendeten Techniken. Die Fäden, die Netze, die Flächen, was immer ich an Geweben erfinde: sie verwandeln sich zu Wesen durch den Klang. Sie werden zart, verspielt, berührend oder mächtig.

Johannes Wohlgenannt Zincke (2020)

Empfohlene Zitierweise
mica (Aktualisierungsdatum: 22. 4. 2020): Wohlgenannt Zincke Johannes . m22 [Motions Nr. 22]. In: Musikdatenbank von mica – music austria. Online abrufbar unter: https://db.musicaustria.at/node/199830 (Abrufdatum: 29. 3. 2024).