"Johannes Wohlgenannt Zincke begann seine Laufbahn als musizierender Ritualist, als, Fluxus nahe, der Inszenierung von Kunst-Leben:Leben-Kunst. Dabei trat er auf als Pianist, Sänger, Dirigent und Performer von Ritualen. Im Mittelpunkt stand dabei die Überreichung, das Verschenken von Äpfeln als Symbol der Kunst.
Erst in einer zweiten Schaffensphase begann er den Beruf des Tonsetzers zu studieren (bei G. Amann und Herbert Willi) und eine eigene Klangsprache, die sich insbesondere durch einen unverwechselbaren Tonfall kennzeichnet, zu entwickeln.
Seit 2011 entstehen vorwiegend Werke, die als „Alben“ angelegt sind. Sie dauern jeweils zwischen 45 und 65 Minuten sind von „einsätzig“ (m17 für 2 Klaviere) bis „14 Szenen“ (m20 für Sextett) verschieden angelegt, bilden jeweils einen Kosmos für sich.
Geboren und aufgewachsen in Ludesch in Vorarlberg. Entstammt einer traditionsreichen Familie von Ärzten und sozial bzw. spirituell orientierten Schriftstellern, die lange Zeit sehr einflussreich z.T. weltweit, z.T. in Vorarlberg gewirkt haben. (Franz Michel Felder, Franz Michel Willam, Walter Willam, Walter Strolz). Ein Onkel seines Vaters wurde wegen Kritik an Hitler im KZ Dachau ermordet. Dieses geistige Umfeld und die große Anteilnahme seiner Mutter an vielen künstlerischen Entwicklungen führten ihn, nach absolvierter Matura und 3 Semester Medizinstudium, zur Kunst.
Seit 1995 lebt Johannes Wohlgenannt Zincke 1995 in Groß Gerungs/Waldviertel und Wien."
Johannes Wohlgenannt Zincke (2020)
- Stilbeschreibung
"Skalen, einfach auf- und abgespielt, Ton- und Akkordwiederholungen, das Hin- und Herpendeln von Zweitonschritten oder auch das Arbeiten mit Modi sind Charakteristika der Kompositionen von JWZ. Das Kreisen um bestimmte musikalische Gedanken, aber auch das gelegentliche Pulsieren gehören ebenso zu den Eigenheiten seiner Musik wie heftige, dichte Momente, die zarten, nachlauschenden Abschnitten gegenübergestellt werden."
ORF Ö1: Zeitton-Portrait (Ursula Strubinsky, 2004), abgerufen am 21.04.2020 [http://www.jwz.at/vvm/wohl/presse.htm]"Es gibt Teile, die flott daherkommen wie eine Improvisation und es gibt Teile, die sind ganz ausgeklügelt und konstruiert. Ich habe immer mehr Klarheit darin, dass ich mit möglichst reduzierten Mitteln arbeiten möchte. Ich schätze das allgmeinste Vokabular, mir geht es nicht darum, ein neues zu erstellen, das heißt ich komponiere diatonisch. Ich bin zutiefst verbunden mit dem gregorianischen Choral mit dem modalen Denken, das hat eine zeitlose Wirkung. Das ist das Tonmaterial des durchschnittlichen Menschen, es ist keine Erfindung einer Kultur oder einer speziellen Kunstrichtung, sondern die Modi sind allgemeines Gut.
Der Grund, warum die Musik entsteht, ist ein klanglicher Traum. Es gibt ein inneres Hören, dann arbeitete ich daran, bis es sich so anhört, wie ich das träume. Das kann unter Umständen ein sehr mühevoller Prozess sein oder es kann auch sehr schnell gehen. Ich komponiere überhaupt nicht avantgardistisch, damit möchte ich überhaupt nichts zu tun haben. Für mich sind die letzten fünfzig Jahre Musikgeschichte das Schlimmste, was passieren konnte."
Johannes Wohlgenannt Zincke (2004), abgerufen am 21.04.2020 [http://www.jwz.at/vvm/wohl/presse.htm]"Einem Berufungserlebnis folgend, arbeite ich seit 1980 an einer formalen Übertragung der Aktionsweise Jesu Christi (damals vor 2ooo Jahren) auf den Bereich der Kunst. Zusammenfassend nenne ich diese Arbeit "Manifestation of Art". Diesen lebenslang währenden Prozeß habe ich am 11. November 1989 um 10:00 am Domplatz in Feldkirch öffentlich eingeleitet. Werke, oder besser gesagt: dem Kommunikationsmarkt angepaßte Produkte, entstehen seit 1990, um dem hohen Erklärungsbedarf meiner Intentionen entgegenzukommen. Sie sind und handeln von Bewegungen im allgemeinsten Sinn; Bewegungen, die wir selber sind, denen wir insgesamt verpflichtet sind, als Ort der Täuschung, als Ort der Offenbarung, als Ort der Unterscheidung der Kunst und dem, was von ihr (miß-)handelt. Meine Instrumentalwerke nenne ich deshalb Motions. Die Schiene der rituellen Handlungen ist Resultat der Erkenntnis, daß die leitbildhafte Vision Leben-Kunst-Kunst-Leben, die die Arbeit ganzer Künstlergenerationen prägte, an der Unumkehrbarkeit des Verhältnisses Kreator-Kreatur scheiterte. Meine Arbeit bedeutet letztlich Überwindung des Künstlertums, das durch seine immanente Bindung an die Kreator-Kreatur-Spirale ungeeignet ist, jenen gesellschaftlichen Stellenwert einzunehmen, den es sich im vergangenen Jahrhundert einzufordern anschickte, zugunsten der Einsetzung des Priestertums, einer Bekennerschaft, einer Anwaltschaft der Kunst."
Musik aus Österreich (Bernhard Günther, 1997)- Ausbildung
1977–1980 Universität Wien: Medizin (nicht beendet)
1977–1980 Universität Wien: Harmonik (Werner Schulze)
1977–1980 Universität Innsbruck: Medizin (nicht beendet)
1977–1980 Universität Innsbruck: Konzertfach Klavier (Geza Hegyi)
1992–1997 Vorarlberger Landeskonservatorium, Feldkirch: Komposition (Willi Herbert)
1992–1997 Vorarlberger Landeskonservatorium, Feldkirch: Konzertfach Klavier (Hans-Udo Kreuels)- Tätigkeiten
1981 erstes abendfüllendes Programm: Kompositionen
1983 Fest der Regionen: Erfindung und Organisation der Veranstaltung in Vorarlberg
1983 Private Musikschule, Wien: Lehrer (Klavier)
1984–1987 Bregenzer Festspiele: Mitwirkender bei der Tosca-Parodie von Gerold Amann
1986–1989 Kapellmeister einer Blasmusik
1989 Jeunesse Dornbirn: künstlerischer Leiter der 2. H.ir.bscht-Reihe "Kult"
1990–heute Verein Musik Leben Wien: Gründer, Interpret (eigene Lieder)
1993–heute zahlreiche Studienproduktionen, Auftritte in Radiosendungen (bspw. Ö1)
1995 Symposium "Tuned", Krems: Teilnehmer (James Tenney, La Monte Young)
1996–heute Kunst&Kommunikationszentrums Johannes Wohlgenannt Zincke, Groß Gerungs: Leiter
1997 Symposium Viktorsberg - Komponistenwerkstatt: Teilnehmer
1998–2001 christlich-künstlerisch motivierter internationaler Jugendcamp, Groß Gerungs: Veranstalter
1999–2002 WILLKOMMEN Kultur und Tourismusverein, Groß Gerungs: Obmann
2000–2010 Recreate St. Margareta, Weitra: Gründer, Leiter und Organisator (Veranstaltungsreihe in Weitra, Schönbach, Wien)
2001 Staging Silence. Eine stille Wanderung von Wien über Prag nach BerlinMitglied beim Ensemble
1983 Musik Leben Wien: Gründer, Pianist, Klarinettist
2006–2011 Klavierduo: Klavier (gemeinsam mit Stefan Eder)- Aufträge (Auswahl)
1995 Ensemble New Art: Motions Nr. 8
1998 Amt der Vorarlberger Landesregierung : Motions Nr. 3
2002 Amt der Niederösterreichischen Landesregierung : Motions Nr. 4
2004 In Madinas- Aufführungen (Auswahl)
1981 Projekt "Konzerte aus Pattkomplex": Konzerttheater
1983 Festival der Regionen, Ottensheim: erstmals Verteilung von Äpfeln als Symbol einer erstrebenswerten künstlerischen Kommunikation
1998 ORF/Landesstudio Vorarlberg
2000 Recreate St. Margareta, Weitra: Motions Nr. 8 - für Klavierquintettt (UA)
2001 Wien-Prag-Berlin: Stille Komposition "Stille Wanderung-Vergebt"
2003 Dresden: Motions Nr. 4
2003 Waldviertelakademie im Wald4tler, Hoftheater in Pürbach: Auftritt mit Robert Menasse
2004 Schreibwerkstatt Waldviertelakademie, Kulturverein Wurzelhof, Langschlag: Auftritt mit Robert Schindel
2014 Trietta Wohlgenannt - Recreate St. Margareta, Weitra: Motions Nr. 16 (UA)- Diskografie (Auswahl)
2017 Johannes Wohlgenannt Zincke - du (CD; Magao Records)
2015 recreate.2015 - STAGING SOCIAL ART, Der Film (Kleinschmidt - Wohlgenannt - ensemble plus) (DVD; Recreate Edition)
2015 recreate.2014 - Konzertmitschnitte, Rathaussaal Weitra, 10.10.-23.11.2015 (CD; Magao Records)
2008 Canto Ostinato - Live Konzert Simeon ten Holt mit Johannes Wohlgenannt Zincke und Stefan Eder (CD; Recreate Edition)
2003 Zart - Auswahl von Live-Aufnahmen, in denen eine Stimmung der Zartheit und Ruhe den Vorrang hat (CD; Recreate Edition)
2003 Johannes Wohlgenannt Zincke - motions (CD; ORF)
1999 Johannes Wohlgenannt Zincke - Ich kämpfe / 9 Lieder aus "No pictures please" und "Musik zum Begegnungsritual" (CD; Recreate Edition)- Links/Quellen
Musikdokumentationsstelle Vorarlberg: Johannes Wohlgenannt Zincke
INÖK: Johannes Wohlgenannt Zincke
Facebook: recreate
Youtube: Johannes Wohlgenannt Zincke
Website: Recreate St. Margareta
Empfohlene Zitierweise
mica (Aktualisierungsdatum: 9. 8. 2024): Biografie Johannes Wohlgenannt Zincke. In: Musikdatenbank von mica – music austria. Online abrufbar unter: https://db.musicaustria.at/node/67684 (Abrufdatum: 23. 12. 2024).