Beschreibung
"short stories ist der Ästhetik des surrealistischen Films verpflichtet, insbesondere dem Werk von Luis Buñuel. Das Stück besteht aus einer Vielzahl unterschiedlichster Szenen-teils rein instrumental, teils mit Zuspielung, gelegentlich auch rein elektronisch –, welche in einer Art Traumlogik angeordnet und mithilfe von Schnitt- und Überblendungstechniken miteinander verbunden sind. Ähnlich wie beim Film ist das Endresultat nur eine von vielen möglichen Anordnungen desselben Ausgangsmaterials. Tatsächlich ist das Stück modular aufgebaut, so dass praktisch unterschiedliche formale Abläufe möglich sind. Die Szene ist die elementare formale Einheit. Musikalische Handlungsstränge können sich jedoch über mehrere Szenen erstrecken, wo sie sich verzweigen, kreuzen und wieder zusammenfinden. Die Länge der einzelnen Szenen variiert beträchtlich und reicht von wenigen Sekunden bis zu mehreren Minuten. Die Form soll zwar nachvollziehbar, jedoch nicht vorhersehbar sein. Entsprechend ist auch das klanglich-ästhetische Material bewusst möglichst heterogen gewählt. Die verwendeten Kompositionstechniken reichen von genau auskomponierten Passagen über grafische Notationsformen bis hin zu verbalen Spielanweisungen. Ich versuche dabei spezifische filmische Techniken, wie Schnitt, Überblendung, Totale, Nahaufnahme, Zoom, Jump-Cut, Match-Cut etc. in Musik zu übersetzen bzw. musikalische Entsprechungen zu finden. Der Zusammenhang zwischen den Szenen ist lose und folgt einer rein assoziativen Logik. Bestimmte Klänge, Motive und Figuren treten immer wieder in unterschiedlichen Szenen auf, jedoch in veränderter Gestalt oder in einem neuen Kontext, so dass ihr eigentliches, ursprüngliches Wesen rätselhaft bleibt. Durch die Vielzahl solcher motivischer Querverweise über einen langen Zeitraum erhält das Werk eine rhizomatische Struktur, welche die Gedächtnisleistung der Hörerin, des Hörers auf die Probe stellt und die Grenze zwischen kompositorischer Absicht und Halluzination verschwimmen lässt."
Christof Ressi (2021): Werkbeschreibung, abgerufen am 20.9.2021 [https://www.sponsoring.erstebank.at/de/kunst-und-kultur/musik/eb-kompositionspreis/preistraeger/christof-ressi]
Auszeichnug: 2021 Erste Bank Kompositionspreis
Uraufführung
17. November 2022 - Wien, Wiener Konzerthaus - Mozartsaal
Veranstaltung: Wien Modern - ERSTE BANK KOMPOSITIONSPREIS. 2022: Sara Glojnaric, 2021: Christof Ressi, 2020: Matthias Kranebitter
Mitwirkende: Klangforum Wien
Empfohlene Zitierweise
mica (Aktualisierungsdatum: 11. 10. 2023): Ressi Christof . short stories. In: Musikdatenbank von mica – music austria. Online abrufbar unter: https://db.musicaustria.at/node/203677 (Abrufdatum: 23. 12. 2024).