PDF-Preview (Partiturausschnitte): Thomas Wally (Homepage)
Hörbeispiel: Thomas Wally (Homepage)
Beschreibung
"Die im Frühjahr 2018 mit lup fränzi I für Violine und Paetzold-Kontrabassblockflöte begonnene Werkreihe erhielt ihren eigentümlichen Namen infolge einer – augenzwinkernden – Ver- bzw. Eindeutschung des englischen Wortpaares „loop frenzy“, was holprig zu übersetzen wäre mit Wiederholungswahnsinn, Wiederholungsrausch, Wiederholungsraserei. Diese Übersetzung ist natürlich schlecht, da ein loop nicht einfach eine Wiederholung darstellt – die Wiederholung der Exposition eines klassischen Sonatensatzes als loop zu bezeichnen, wäre ausgesprochen seltsam –, sondern, aus der analogen Musiktechnik kommend, die mithilfe von Tonbandschleifen erzielte (meistens mehrfache) Wiederholung eines klanglichen, meist eher kürzeren Elements.
Der Begriff loop begleitet mich schon lange, nämlich seit meinem dreizehnten Lebensjahr, als ich mit der integrierten Workstation eines Korg X3 auf spielerischer Weise zu arbeiten begann. Zur Zeit meines Kompositionsstudiums stieß ich dann auf einige Werke, in denen loops eine wesentliche Rolle spielen – die 3. Symphonie von Witold Lutoslawski, Harmonielehre von John Adams, die Werke Signature und Design des jungen finnischen Komponisten Sampo Haapamäki, weiters Werke von Ligeti, Bernhard Lang (DW) und Magnus Lindberg – und deren klangliche Erscheinung mich faszinierten. Gegen Ende meines Kompositionsstudiums schrieb ich zwei Werke, die in erster Linie aus loops aufgebaut waren, so loops&grids für Ensemble und loop fantasy für Orchester, auch meine Diplomarbeit war dem Thema loops gewidmet. In den Folgejahren, also ab 2008, versandete das Interesse an repetitiven Mustern, zumindest vordergründig. Die Idee eines „loop frenzy“ betitelten Stücks tauchte jedoch immer wieder auf und 2018 war es soweit; aus der Begeisterung an der Sache und an der Tatsache, einer über viele Jahre dahinschwelenden Idee nun zur Konkretisation zu verhelfen, fiel der rasch gefasste Entschluss, es nicht bei einem Stück zu belassen, sondern – die Idee der Repetition ist anscheinend ausgesprochen mächtig! – eine Werkreihe zu beginnen.
Die Entscheidung, diese eben nicht „loop frenzy“, sondern lup fränzi zu nennen, hat mehrere Gründe, aber vor allem jenen, sich abzugrenzen von der großen Menge an Werken, die den Begriff loop im Titel führen oder sich mit loops auseinandersetzen, aus dem Grund, dass meine begonnene Werkreihe in keinster Weise eine systematische Verwendung von loops verkörpert bzw. verkörpern soll, sondern in erster Linie einen spielerischen Umgang mit kleinräumigen musikalischen Wiederholungen darstellt und den Begriff des loops, der ja im strengen Sinne eine wortwörtliche (=tontönliche?) Wiederholung einer bestimmten klanglichen Einheit bedeutet, in einem sehr weiten Sinn auslegt und in einem sehr weichen Sinn verwendet.
lup fränzi II, ein fast 18-minütiges Werk für Viola und Klavier, komponiert im Spätfrühling und Frühsommer 2018, ist den InstrumentalistInnen Petra Ackermann und Philipp Meier gewidmet. Die Komposition wurde gefördert vom österreichischen Bundeskanzleramt (Staatsstipendium 2018) und vom SKE-Fonds."
Werkeinführung, Thomas Wally, abgerufen am 04.11.2021 [http://www.thomaswally.com/assets/lup-fr%c3%a4nzi-i.pdf]
Uraufführung
20. November 2019 - Kunstraum Walcheturm, Zürich (Schweiz)
Mitwirkende: Petra Ackermann (Viola) und Philipp Meier (Klavier)
Empfohlene Zitierweise
mica (Aktualisierungsdatum: 9. 11. 2022): Wally Thomas . lup fränzi II. In: Musikdatenbank von mica – music austria. Online abrufbar unter: https://db.musicaustria.at/node/203872 (Abrufdatum: 22. 12. 2024).