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Corona-Meditation

Werktitel
Corona-Meditation
Untertitel
Beliebig viele Klaviere
Komponist:in
Entstehungsjahr
2020
Dauer
ad libitum
Genre(s)
Neue Musik
Gattung(en)
Ensemblemusik
Besetzung
Duo
Besetzungsdetails

Klavier (beliebig viele)

Art der Publikation
Manuskript

Beschreibung
„Das Stück war plötzlich da und musste sein! Wir erleben eine Zeit der Besinnung, die Gelegenheit zur Meditation bietet. Der ruhige Grundpuls, nicht durch ein Metronom koordiniert, sorgt dafür, dass das Zusammenspiel der prinzipiell unendlich vielen Klaviere kaum präzise ausführbar wird. Diese Unschärfe, gepaart mit der langsamen Auffüllung des Tonraums, sorgt für einen Ausdehnungseffekt, analog der Ausdehnung des Kosmos. Das Stück ruht in sich und erweitert sich zugleich.

Unschärfen in Timing, Klavierstimmung und Klangqualität sind explizit erwünscht. Das Werk wird dadurch ein präziser Kommentar zur gegenwärtig aufblühenden Streamingkultur, in der eben ein gewohnt perfektes Echtzeit-Zusammenspiel, wie wir es vom konventionellen physischen Konzert kennen, nicht möglich ist.“
2020 mica: Styriarte: Ein Klavierkonzert der Tausend – "Corona-Meditation" von Gerd Kühr. In: mica-Musikmagazin.

"Der Puls des Stückes, den Sie ansprechen, ist ein ganz wesentliches Moment in diesem Stück. Der langsame Puls lässt innerhalb eines Schlages, innerhalb eines Zeitraumes, unheimlich viel Platz. Näher beschäftige ich mich damit, seit ich Sergiu Celibidache als Dirigier-Lehrer kennengelernt habe. Einen Puls deutlich unter unserer Herzschlagfrequenz – ich stelle jetzt eine Theorie auf – nimmt man plötzlich als Raum wahr, als Zeitstrecke. Ich glaube, das beginnt wirklich erst deutlich unterhalb der Herzfrequenz. Das hat mir wiederum technisch die Möglichkeit gegeben, Musikerinnen und Musiker gleichzeitig über das Internet spielen zu lassen. Feine Verzögerungen, die zwangsläufig entstehen, auch aus technischen oder spieltechnischen Gründen, weil das Niveau der Pianistinnen und Pianisten unterschiedlich sein soll – diese feinen Differenzierungen brauchen Platz. Ich habe relativ spät entschieden, den Puls, also die Viertelnote, mit 37 festzusetzen. Die Zahl stimmt aber auch mit der Körpertemperatur eines Menschen überein, ab der wir von erhöhter Temperatur sprechen. Am Anfang der Corona-Pandemie waren wir noch irrsinnig sensibilisiert auf diese Grenztemperatur. Bei einem Gespräch mit Mathis Huber [Anm.: Leiter der styriarte] bin ich auf diesen Zufall aufmerksam gemacht worden."
Gerd Kühr (2022). In: 2022 Woels, Michael Franz: „DAS DIRIGIEREN HALTE ICH FÜR EIN WUNDERBAR LEBENDIGES EREIGNIS.“ – GERD KÜHR IM MICA-INTERVIEW. In: mica-Musikmagazin.

Uraufführung
30. April 2020 - Graz, styriarte-Studio im Palais Attems
Veranstalter: Styriarte
Mitwirkende: Olga Chepovetsky (Klavier), Philipp Scheucher (Klavier)

Aufnahme
Titel: "Corona Meditation" by Gerd Kühr - World Premiere
Plattform: YouTube
Herausgeber: AUS DEM HAUSE STYRIARTE
Datum: 01.05.2020
Mitwirkende: Olga Chepovetsky (Klavier), Philipp Scheucher (Klavier) usw.
Weitere Informationen: Live Mitschnitt der Uraufführung am 30. April 2020, Graz, styriarte-Studio im Palais Attems

Empfohlene Zitierweise
mica (Aktualisierungsdatum: 24. 11. 2022): Kühr Gerd . Corona-Meditation. In: Musikdatenbank von mica – music austria. Online abrufbar unter: https://db.musicaustria.at/node/204742 (Abrufdatum: 20. 4. 2024).