fichten

Werktitel
fichten
Untertitel
Für großes Orchester und Rauminstallation
KomponistIn
Entstehungsjahr
2003–2004
Dauer
1h
Genre(s)
Neue Musik
Subgenre(s)
Modern/Avantgarde
Gattung(en)
Orchestermusik
Vokalmusik
Besetzung
Orchester
Besetzungsdetails

Mezzosopran (4), Flöte (4), Klarinette (4), Saxophon (4), Horn (4), Wagnertuba (4), Posaune (4), Perkussion (4), Violine (24), Viola (12), Violoncello (12), Kontrabass (8)

Aufteilung des Orchesters in 4 Gruppen (A, B, C, D)

Art der Publikation
Manuskript

Beschreibung
"fichten - für großes Orchester und Rauminstallation

nicht der fluß fließt, sondern die brücke.

...[er] erklärte uns die Linien, welche Bewegung verursachten, in welcher Bewegung doch wieder eine Ruhe herrsche, und Ruhe in Bewegung sei die Bedingung eines jeden Kunstwerkes. (aus: Adalbert Stifter Der Nachsommer)

Das Größte und Weiteste für uns wahrnehmbare, die Grenze des Sichtbaren, ist der Horizont, der Ort wo Himmel und Erde zusammenstoßen. Man wird des paradox Ungreifbaren des Horizontes gewahr, wenn man die Grenze zwischen Himmel und Erde zu fassen versucht: Nähert man sich dem Horizont bis man denkt, dass es keinen Horizont mehr geben kann, weil man selbst im Horizont ist, glaubt man sich nicht mehr nur an der Grenze zu befinden, sondern in der Grenze, so findet man in der Grenze doch nur wieder die Grenzenlosigkeit, die Kontur löst sich wieder auf und wird zur Konturlosigkeit. Was man als Umriß wahrgenommen zu haben glaubt verschwimmt wieder wie die Sterne zur Milchstraße.

Musikalisch könnte der Horizont als die Grenze des Hörbaren definiert werden, als die Linie welche die Stille vom Klang trennt oder als der Ort wo beide sich treffen. Das musikalisch Weiteste und Größte ist eigentlich das Kleinste, das Leiseste.

Nähert man sich einem winzigen Punkt, so wird er immer größer bis er schließlich als unendliche Fläche erscheint. Die weiteste und ausgedehnteste Klangfläche wird aus anderer Perspektive zur „Innenansicht" eines einzelnen flüchtigen Impulses. Das Große ist eigentlich Teil des Winzigen.

Klang im Raum kann eingesetzt werden um den Raum als Raum zu artikulieren oder hörbar zu machen. Andererseits kann Klang so eingesetzt werden, dass der Zuhörer ihn nicht orten kann, er ordnet ihn nicht Richtungen zu, er ist nicht von ihm umgeben, im Gegenteil er ist immer mitten im Klang. Klang kann sich nicht im Raum bewegen, weil er immer überall ist, die Differenz zwischen Klang und Raum wird aufgehoben: Klang ist nicht im Raum - Raum wird zu Klang.

Eine Frage bleibt immer noch ungeklärt: Fließt das Licht durch die verspannten Senkrechten oder fließen die Senkrechten durch das Licht, zieht die Musik an uns vorbei oder fließen wir durch die Klänge?"
Klaus Lang, Werkbeschreibung, ORF-Musikrotokoll, abgerufen am 04.05.2022 [https://musikprotokoll.orf.at/2006/werk/fichten]

Uraufführung
5. Oktober 2006 - Helmut List Halle
Veranstalter: Musikprotokoll im Steirischen Herbst
Mitwirkende: Recreation Orchester, Rupert Huber (Dirigent)
Weitere Informationen: Claudia Doderer (Raum), Andreas Fuchs (Licht), Bernd Tretau (Grafik)