What All This Could Be
Stimme (3), Klarinette (1, auch Bassklarinette), Violoncello (1)
Bezugsquelle: Babelscores.com
Beschreibung
"What All This Could Be ist ein etwa einstündiges Stück, das man mehr oder weniger als „Musiktheater“ bezeichnen könnte. Es ist im Wesentlichen für Sopran, Bariton, Bassbariton, Bassklarinette (gelegentlich: Klarinette) und Violoncello komponiert, verwendet aber auch verschiedene Objekte, Tonbänder (feste Medien), Bildprojektionen (als Videos), gesprochene und gesungene Texte sowie eine Installation im Aufführungsraum. Darüber hinaus wird das Publikum zur Teilnahme aufgefordert, sofern es dazu bereit und willens ist.
Das Ziel all dieser Unternehmungen ist es, zwei Dinge zu schaffen. Erstens ein überzeugendes und, auch wenn es poetisch verzerrt und übertrieben ist, genaues, greifbares Bild des Lebens im hochentwickelten Kapitalismus, des Lebens von heute. Zweitens einen Horizont für eine Zukunft, auf die man sich freuen kann, oder ein (poetisches und daher verzerrtes) Licht auf andere und möglicherweise bessere Wege in eine solche Zukunft, wie auch immer diese tatsächlich aussehen mag, wie auch immer ihre Bedingungen sein mögen. Das Stück versucht dies nicht, indem es Dinge so beschreibt, formuliert, aufzeigt oder illustriert, wie sie sind oder sein sollten, da ich als die Person hinter dem Stück und seiner Idee (auch wenn die genaue Form und Gestalt des Stücks viel Input von den Darstellern erfordert) natürlich kein tieferes Wissen über diese Dinge habe als jeder andere Mensch auch, noch möchte ich ein didaktisches Werk präsentieren. Vielmehr versucht „What All This Could Be“, verschiedene Perspektiven auf den aktuellen Stand der Dinge zu eröffnen, die alle auch ignoriert werden könnten und die sicherlich nicht emphatisch, dramatisch, als die Hauptthemen oder gar als das Hauptthema der Gegenwart präsentiert werden, und zwar mittels Zitaten, collagierten Texten, meinen eigenen (Text-)Schriften sowie der Musik und ihren strukturellen und semantischen Qualitäten. Das zweite Ziel, die Betrachtung möglicher Zukunftsszenarien, wird in den klanglichen Teilen des Stücks überhaupt nicht formuliert, sondern ist eher als „(Vor-)Schatten“ in den Projektionen einerseits und der räumlichen Installation andererseits präsent.
Während die Projektionen aus Bildern architektonischer Entwürfe, futuristischer und utopischer Entwürfe vom 20. Jahrhundert bis zur Gegenwart bestehen, versieht die räumliche Installation den Performance-Raum mit transparenten Plastikbändern, die quer durch den Raum gespannt sind und auf denen Ideen, Hoffnungen, Ängste, Vorstellungen und Abstraktionen über die Zukunft geschrieben stehen, darüber, was früher oder später Realität werden könnte. Fast ununterbrochen präsent und sichtbar, verweisen diese beiden Elemente auf etwas anderes, etwas anderes, oder aber auf die Möglichkeit, etwas anderes zu denken, sich selbst zu erlauben, anders über Dinge nachzudenken und diesen seltsamen, unbekannten Raum in den eigenen Geist zu lassen, während sie dies gleichzeitig nie wirklich dringlich zum Ausdruck bringen.
In diesem doppelten Kontext stellt sich in dieser Arbeit letztlich eine ganz grundlegende Frage: Wie können wir zusammenleben (im Gegensatz zu: bestenfalls parallel, wenn nicht sogar in permanenter Gegenüberstellung)? Wie ist eine echte Gemeinschaft möglich? Ich möchte nicht behaupten, dass wir solche Dinge in unserer Mediengesellschaft und unserem überfüllten Terminkalender noch in der Musik und in der Performance finden, aber es scheint dennoch eine Wahrheit zu sein, dass das Zusammenkommen zu einer bestimmten Aufführung zumindest die Möglichkeit bietet, wirklich zusammen zu sein, und dass dadurch ein Gefühl dafür entstehen und in diesen Momenten einer Aufführung weitergegeben werden kann, was es bedeutet, wirklich zusammen zu sein. Für mich ist es ganz klar, dass eine echte Gemeinschaft und das tatsächliche Zusammensein als Menschen, im Geist und im Denken – nicht als Kollegen, nicht als Fachleute, nicht als Mitglieder derselben sozialen Schicht oder Familie – etwas Seltenes und Kostbares ist, und wenn meine künstlerischen Bemühungen, wie sie auch in „What All This Could Be“ zum Ausdruck kommen, Bedingungen schaffen könnten, unter denen ein solches Gefühl der Zusammengehörigkeit, der Zugehörigkeit entstehen kann, hätte ich das Gefühl, dass wirklich etwas erreicht worden ist. Wenn überhaupt, dann geht es in diesem Stück genau darum."
Hannes Dufek, Werkbeschreibung, Babelscores.com, (Übersetzt mit DeepL) abgerufen am 05.11.2025 [https://www.babelscores.com/catalogs/music-and-scene/5494-what-all-this-could-be-w-a-t-c-b]
Auftrag: ExVoCo / Expanded Voice Company Stuttgart (Deutschland)
Uraufführung
13. Dezember 2019 - Stuttgart (Deutschland), Kunstraum 34
Veranstalter: Klangraum Festival
Mitwirkende: ExVoCo / Expanded Voice Company Stuttgart, Céline Papion
Aufnahme
Titel: Hannes Dufek - What All This Could Be (full performance)
Plattform: YouTube
Herausgeber: Hannes Dufek
Datum: 16.03.2020
Mitwirkende: ExVoCo / Expanded Voice Company Stuttgart
Titel: What All This Could Be (2019)
Plattform: Soundcloud
Herausgeber: Hannes Dufek
Datum: 2020
Mitwirkende: ExVoCo / Expanded Voice Company Stuttgart