Stilbeschreibung
"Meine kompositorische Entwicklung führte nach spätromantisch-expressionistischen Anfängen zu einem sehr expressiven Stil, der deutlich von der Beschäftigung mit den Zwölftontechniken Schönbergs, Hauers und Steinbauers geprägt ist. Derzeit suche ich - nur meiner Klangphantasie folgend - in freier Tonalität verschiedene Arten von Synthese aus Vergangenheit und Gegenwart zu verwirklichen, wobei auch Elemente des Jazz und der Avantgarde einbezogen werden."
Heinz Kratochwil (1990), zitiert nach: Günther, Bernhard (1997) (Hg.): Lexikon zeitgenössischer Musik aus Österreich: Komponisten und Komponistinnen des 20. Jahrhunderts. Wien: music information center austria, S. 616.
Auszeichnungen
1966 Theodor Körner Fonds Förderungspreis
1968 Stadt Wien Förderungspreis
1969 ORF - Österreichischer Rundfunk Erster Preis beim Wettbewerb "Das neue Lied!"
1978 Chorverband Österreich (ehemals Österreichischer Sängerbund) Erster Preis beim Kompositionswettbewerb
1980 Kärntner Sängerbund Erster Preis beim Kompositionswettbewerb (Preis des Landes Kärnten)
1987 Stadt Wien Musikpreis
1988 Amt der Niederösterreichischen Landesregierung Würdigungspreis
Arbeitsgemeinschaft der niederösterreichischen Musikschulen: Erster Preis beim Kompsitionswettbewerb für Ensemblemusik
Ausbildung
1951 - 1955 Universität Wien Wien Germanistik
1951 - 1955 mdw - Universität für Musik und darstellende Kunst Wien Wien Musikerziehung
1955 mdw - Universität für Musik und darstellende Kunst Wien Wien Lehramtsprüfung
1957 - 1961 mdw - Universität für Musik und darstellende Kunst Wien Wien Komposition Tittel Ernst
1957 - 1961 mdw - Universität für Musik und darstellende Kunst Wien Wien Komposition Uhl Alfred
1957 - 1961 Wien Privatunterricht Komposition Steinbauer Othmar
1961 mdw - Universität für Musik und darstellende Kunst Wien Wien Reifeprüfung Komposition
Tätigkeiten
1957 - 1973 Wien Theresianum Wien: Lehrer für Deutsch und Musikerziehung
1962 - 1985 mdw - Universität für Musik und darstellende Kunst Wien Wien Lehrtätigkeit; zu Beginn als Lehrbeauftragter für Harmonielehre, ab 1969 Lehrbeauftragter für Tonsatz als Nachfolger Ernst Tittels
1978 - 1987 Wien Studienkommission für Musikerziehung und Instrumentalmusikerziehung: Vorsitzender
1980 - 1995 mdw - Universität für Musik und darstellende Kunst Wien Wien ordentliche Professor für Tonsatz
Schüler:innen (Auswahl)
Rudolf Jungwirth,
Aufführungen (Auswahl)
1963 Musikverein Wien Preludio und Passacaglia für Klavier zu vier Händen
1965 Wiener Kammerchor Musikverein - Brahms-Saal Drei gemischte Chöre nach Wilhelm Busch
1965 Berlin Kaiser Wilhelm Gedächtniskirche: Madrigalchor St. Veit Singet dem Herrn ein neues Lied - Drei geistliche Chöre a cappella
1970 ORF - Österreichischer Rundfunk Radiokulturhaus - Großer Sendesaal Skizzen für Violine und Schlagzeug
1978 Arnold Schönberg Chor Warschau 90. Psalm - für gemischten Chor a cappella
1978 Wiener Sängerknaben im Rahmen einer Tournee durch Skandinavien Cantate domino canticum novum
1979 Hamburg Varius Ensemble Hamburg Tritonium - für Flöte, Klarinette, Violoncello und Klavier
1981 Musikprotokoll im Steirischen Herbst Graz In gläsernen Nächten
1994 Hörgänge - Musik in Österreich Adagio für Streichorchester
1994 mdw - Universität für Musik und darstellende Kunst Wien Wien Konzert anlässlich des 60. Geburtstags im Festsaal der Universität: Aufführung mehrerer Werke u.a. Carezza & Carate - Konzert für Schlagzeug und Kammerorchester
1995 ÖNB - Österreichische Nationalbibliothek Wien Gesprächskonzert anlässlich einer Ausstellungseröffnung in der Musiksammlung der ÖNB: Aufführung mehrerer Werke u.a. Trauma 71 - Zyklus für mittlere Singstimme und neun Instrumentalisten
1996 Hörgänge - Musik in Österreich Musikverein - Brahms-Saal Attacken - für Saxophonquartett und Schlagzeug ad lib.
1996 Orpheus Trio Wien Klaviertrio Nr. 2 in einem Satz
1999 Niederösterreichisches Tonkünstler-Orchester Wotrubakirche - Wien Franziskus - Kirchenoper
2001 Carinthischer Sommer Ossiach Franziskus - Kirchenoper
Pressestimmen
14. Juli 1999
"Stimmiger könnte das Ambiente für eine Oper über den Heiligen Franz von Assisi kaum sein [...] Bei der Eröffnung einer Kathedrale zu Ehren von Franziskus mimen einige seiner Mitbrüder zentrale Begebenheiten aus dessen Leben. Auch musikalisch arbeitet Heinz Kratochwil, der ursprünglich stark an der Zwölftontechnik orientiert war, mit Rückblenden: Immer wieder werden archaisierende Klänge in kirchentonalen Skalen hörbar; der Tritonus durchkreuzt in den schmerzhaften Szenen den sonst meist expressiv-melodischen Duktus des Werks."
Der Standard (Reinhard Kager)
1994
"Begonnen wurde mit Heinz Kratochwils 1978 komponiertem "Adagio für Streichorchester" op. 110, gleich einem der Höhepunkte des Konzertes. Der 1933 in Mödling geborene Komponist [...] wurde durch seine Beschäftigung mit den Zwölftontechniken Schönbergs, Hauers und Steinbauers geprägt. Keinem dogmatischen System sondern der eigenen Klangphantasie folgend, suchte Kratochwil auch in diesem Werk nach einer Synthese von Vergangenheit und Gegenwart. [...] Eine spannende Klangwelt tut sich darin auf, und im tiefsten Eingeständnis der Nichtigkeit selbst des begnadeten Musikers vor dem Angesicht der Wahrheit zeigt Kratochwil den Mut zu Melodiebögen von edler Schönheit."
ÖMZ - Österreichische Musikzeitschrift
24. Jänner 1992
"Die Berufe Komponist und Hochschulprofessor sind für Heinz Kratochwil gleichwertig - "Ich möchte keines von beiden missen, beides ist für mich das Brot des Lebens, beides existentiell wichtig." [...] Den Grund für die sicherlich mangelnde internationale Bekanntheit sieht der Komponist nicht in dieser zeitraubenden Zweigleisigkeit: "Das liegt auch daran, daß ich selbst viel zu wenig dafür mache - ich bin nicht der Typ, der mit dem Bauchladen durch die Gegend marschiert und allen Leuten aufschwatzen will: Krato ist der Beste! Von den großen Konzertgesellschaften und vom Rundfunk werde ich auch nicht sehr stark bevorzugt. Ich gehöre zu keiner Clique und bin wahrscheinlich den Konservativen zu progressiv, und den Progressiven zu konservativ, weil ich gerade in meinem Sythesebestreben dazwischen liege.""
Wiener Zeitung (Christian Heindl)
Literatur
1979 Goertz, Harald (Hg.): KRATOCHWIL, HEINZ. In: Österreichische Komponisten der Gegenwart. Wien: Doblinger, S. 51–52.
1994 Goertz, Harald, Österreichischer Musikrat (Hg.): KRATOCHWIL Heinz. In: Österreichische Komponisten unserer Zeit (= Beiträge der Österreichischen Gesellschaft für Musik. Band 9). Bärenreiter: Kassel u. a., S. 78–79.
1997 Günther, Bernhard (Hg.): KRATOCHWIL Heinz. In: Lexikon zeitgenössischer Musik aus Österreich: Komponisten und Komponistinnen des 20. Jahrhunderts. Wien: Music Information Center Austria, S. 616–622.
Empfohlene Zitierweise
mica (Aktualisierungsdatum: 24. 10. 2024): Biografie Heinz Kratochwil. In: Musikdatenbank von mica – music austria. Online abrufbar unter: https://db.musicaustria.at/node/58148 (Abrufdatum: 21. 11. 2024).