KYO - für Orchester

„kyo“ (altjap.) ist die letzte Silbe des buddhistischen Mantras „nam myoho renge kyo“ und hat viele Bedeutungen: Gesetz, Weg, „roter Faden“, Logik und Vernunft, aber auch Rhythmus, Klang und Schwingung wird damit ausgedrückt. 

Damit ist die zugrundeliegende Idee des Stückes gegeben: der formale Ablauf orientiert sich am ganzen Mantra, in dem es seine Bedeutung eben anhand einer Gesetzmäßigkeit, die sich in Rhythmus und Klang ausdrückt, wiederzugeben versucht.

Aus einer zwölftönigen Reihe, die für das umfassende aber rohe Potential des Menschen steht, entstehen verschiedene charakteristische Gestaltungen die eine Entwicklung durchlaufen, an deren Ende die Überwindung der allem innewohnenden Dialektik (myo-ho = Leben/Tod) steht. Aufgrund dieses Prozesses manifestiert sich das Material nun in einer „geschliffenen“, diatonisierten Gestalt (renge = Lotusblume), in der alle bisherigen Formen und Erscheinungen ihren Platz haben und so die sinnhaften Zusammenhänge erkennen lassen.

„nam“ schließlich drückt die persönliche Widmung an diese Gesetzmäßigkeit aus – und das ist die eigentliche Bedeutung dieses Werkes.

(Tibor Nemeth)