Orchestercode: 2 S, 1 h. Bar, Bar, BBar, GemCh – 3/2/3/3, SSax – 3/4/4/1 – 3 Schlg ,Klav, Akk – 12/12/8/6/4
Solo: Sopran (2), Bariton (1, hoher), Bariton (1), Bass-Bariton (1)
Chor, Flöte (3), Oboe (2), Klarinette (3), Fagott (3), Saxophon (1), Horn (3), Trompete (4), Posaune (4), Tuba (1), Schlagzeug (3), Klavier (1), Akkordeon (1), Violine (24), Viola (8), Violoncello (6), Kontrabass (4)
ad Chor: 24 Stimmig
ad Flöte: 3. auch Piccoloflöte und Bassflöte
ad Klarinette: 2. auch Bassklarinette, 3. auch Bass- und Kontrabassklarinette
ad Saxophon: Sopran- und Baritonsaxophon
ad Fagott: 3. auch Kontrafagott
Rollen
Silvia, Natascha, Jan, Peter, Jacques, Tanja
Bezugsquelle: Bärenreiter-Verlag
PDF-Preview: Bärenreiter-Verlag
Auftrag: Berliner Staatsoper Unter den Linden
Uraufführung
13. Januar 2019 Berlin, Berliner Staatsoper Unter den Linden
Mitwirkende: Matthias Pintscher (Leitung), Inszenierung: Claus Guth (Inszenierung), Étienne Pluss (Bühnenbild), Ursula Kudrna (Kostüme), Olaf Freese (Licht), Arian Andiel (Video), Yvonne Gebauer und Roman Reeger (Dramaturgie), Anna Prohaska (Silvia), Elsa Dreisig (Natascha), Gyula Orendt (Jan), Georg Nigl (Peter), Otto Katzameier (Jacques), Martina Gedeck (Tanja), Vocalconsort Berlin, Staatskapelle Berlin Bühnenbild: TänzerInnen: Uri Burger, Alexander Fend, Gernot Frischling, Annekatrin Kiesel, Victoria McConnell und Filippo Serra
- Beschreibung
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"Die Welt im Ausnahmezustand. Fünf Menschen sind eingeschlossen in einem unaufhörlichen Schneewehen. Die Zeit scheint stillzustehen. Jacques bleibt inmitten der Gruppe für sich, er bejaht den Schneefall wie das Nichts, dem er sich weiht. Peter und Silvia dagegen sind bedrückt, ängstlich, pessimistisch. Jan und Natascha versuchen, die Übersicht zu behalten, weiterhin zu hoffen und tätig zu bleiben.
Zusehends schwerer fällt allen die Fähigkeit, sich mitzuteilen. Was da namenlos geschieht, befremdet alle; sie haben keine Sprache dafür. Als eine Fremde erscheint und spricht – Tanja, die wie in einem Bild durch die Landschaft geht – löst sie zunächst Euphorie aus, gefolgt von tiefer Vereinsamung. Wie ein Projektionskörper, als ein Erinnerungsraum wirkt sie; Jacques meint, in ihr seiner verstorbenen Frau zu begegnen – er rührt an die Membran zwischen Leben und Tod. Nichts aber ist stärker als die Sonne. Im violetten Aufleuchten des Schnees erfährt die Gruppe ihre Auslöschung. Basierend auf einer Vorlage des russischen Schriftstellers Vladimir Sorokin reflektieren der Schweizer Komponist und Ernst-von-Siemens Musikpreisträger Beat Furrer und der österreichische Librettist Händl Klaus die existenziellen Erfahrungen des Fremdwerdens und des Verlusts der Sprache angesichts einer drohenden Katastrophe und übersetzen diese in eine suggestive musikalisch-sprachliche Struktur."
Berliner Staatsoper Unter den Linden: Violetter Schnee (2019), abgerufen am 16.4.2020"Die Musik erzählt den Zerfall dessen, was man gekannt, was man geliebt hat. Das entspricht dem auf einer anderen Ebene, was mit der seltsamen Sonne passiert, mit dem Licht. Es ist das Vertraute, das fremd geworden ist und uns existenziell in Frage stellt“, so Beat Furrer. Musikalisch vollzieht sich eine Tendenz zur immer mehr zersplitterten Klanglichkeit, zur immer schrofferen Kontrastierung, die Kontinuitäten zerbersten, fallen auseinander. Was im Prolog noch eine stetige, harmonisch-klangliche Entwicklung ist, wird immer mehr versetzt mit collagierten, geschnittenen Strukturen.
Mit Wucht zieht von Beginn des Prologs an ein überbordend bewegliches Klangtotal in diesen Kosmos des Ungewissen. Aus zwei musikalischen Motiven entwickelt sich alles: zum einen das fortwährende Modulieren und Glissandieren der Harmonien, das später zu einem ständigen Verfärben der Stimme führt. Zum anderen die Schnitte, in denen Disparates aufeinanderprallt. Im letzten Ensemble vor der „violetten Vision“ gibt es nur noch Wortfetzen „fallen stürzen gehen …"
Marie Luise Maintz. In: [t]akte 2/2018, abgerufen 16.4.2020 - Handlung
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"Die Welt im Ausnahmezustand. Fünf Menschen sind eingeschlossen in einem unaufhörlichen Schneewehen. Die Zeit scheint stillzustehen. Wird das jemals enden? Jacques bleibt inmitten der Gruppe für sich, er bejaht den Schneefall wie das Nichts, dem er sich weiht – indem er Zwiesprache hält mit dem Schnee, einverstanden mit seinem unheimlichen Wirken. Peter und Sylvia dagegen sind bedrückt, ängstlich, pessimistisch. Jan und Natascha versuchen, die Übersicht zu behalten, weiterhin zu hoffen und tätig zu bleiben im Glauben an eine neue Zeit. Zusehends schwerer fällt allen die Fähigkeit, sich mitzuteilen. Was da namenlos geschieht, befremdet alle; sie haben keine Sprache dafür. Als eine Fremde erscheint und spricht – Tanja, die wie in einem Bild durch die Landschaft geht – löst sie zunächst Euphorie aus, gefolgt von tiefer Vereinsamung. Wie ein Projektionskörper, als ein Erinnerungsraum wirkt sie; Jacques meint, in ihr seiner verstorbenen Frau zu begegnen – er rührt an die Membran zwischen Leben und Tod. Nichts aber ist stärker als die Sonne. Im violetten Aufleuchten des Schnees erfährt die Gruppe ihre Auslöschung."
Berliner Staatsoper Unter den Linden: Violetter Schnee (2019), abgerufen am 16.4.2020 - Aufnahme
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Titel: VIOLETTER SCHNEE I Staatsoper Unter den Linden
Plattform: YouTube
Herausgeber: Staatsoper Unter den Linden
Datum: 13.01.2019
Mitwirkende: Staatsoper Unter den Linden, Matthias Pintscher (Dirigent) - Pressestimmen (Auswahl)
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"Furrer legt in seiner neuen Oper eine mitreißende, packende Phantasie klanglichen Erzählens an den Tag. Die Stille winterlicher Luft, das Knirschen des Schnees, das silberne Summen der Flocken im Fall setzt er in Kontrast zum Peitschen des Sturms und dem Schrei der Kreatur unter den Zumutungen der Elemente."
Frankfurter Allgemeine Zeitung (15.1.2019)"Furrers Musik ist suggestiv wie immer, wirkt über ihre leichten Verschiebungen und Transformationen, vermag bis an die Grenze der Stille, des Nichts und der Sprachlosigkeit zu gehen. Sie besticht durch ihr Pulsen und ihre Klangflächen, die immer wieder zu explodieren scheinen. Das hat Momente von betörender Schönheit und lähmender Verlangsamung und eröffnet den Blick nach innen."
Der Standard (15.1.2019)"Furrers klanglicher Reichtum verblüfft, das Vocalconsort Berlin und die Staatskapelle agieren wie ein einziger Klangkörper, der vom Orgelbrausen bis zum mikrotonalen Schweben blitzschnell jede erdenkliche Abtönung aufbieten kann. Mit Matthias Pintscher steht ein Komponistenkollege am Dirigentenpult, der die Klangsinnlichkeit dieser Musik zu betonen weiß und gerne auch mal in die Vollen geht."
Berliner Morgenpost (15.1.2019)"Faszinierend ist wieder die Musik von Beat Furrer. Sie liegt lähmend in der Luft, fährt mit großer Geste auf, schillert in vielen Farben, bringt prachtvolle Akkorde und trostlose Pizzicati. Helmut Lachenmanns Orchesterstück Vor der Erstarrung verfolgte eine ähnliche Absicht mit verwandten Mitteln. Matthias Pintscher leitet die Staatskapelle mit großer Aufmerksamkeit, die Musiker sind offenbar mit Begeisterung bei der Sache. Doch ist der gewaltige Aufwand der szenischen Umsetzung, die noch von Jürgen Flimm in Auftrag gegeben wurde, wirklich hilfreich? Ist die Menschheit – oder diese Gesellschaft – in Bruegels Zeit gefallen? Oder Bruegels Zeit in unsere? Ist die Zeit gar aufgehoben? Wie intensiv wirkte doch Furrers Begehren 2003 in der abstrakten, aber körperlich aufgewühlten Inszenierung von Reinhild Hoffmann und der Bühnenarchitektur von Zaha Hadid: Dort hatte man das Gefühl, wirklich am Puls der Zeit zu sein."
Bernd Feuchtner: Es schneit und es schneit und es schneit. In: Klassikinfo.de (2019), abgerufen am 16.4.2020"Endlich weiß man, warum ausgerechnet ein Gemälde des niederländischen Malers Pieter Bruegel, die Heimkehr der Jäger an einem Winterabend zeigend, die Jahresvorschau der Staatsoper Unter den Linden als Cover schmückt: Es ist ein Vorgriff auf die Uraufführung von Beat Furrers neuer Oper „Violetter Schnee“, in der dieses Kunstwerk zumindest zeitweise quasi die Rolle eines Bühnenbilds übernimmt, aus dem sich einzelne Figuren verselbständigen und sich unter die eigentlichen Träger der Handlung, eine eingeschneite Gesellschaft von drei Männern und zwei Frauen, mischen. Dazu stößt eine Besucherin des Kunsthistorischen Museums in Wien, in dem das Bild hängt, das von einer Schauspielerin, die übrigen fünf sind Sänger, zu Beginn beschrieben wird, ehe sie zu den Eingeschlossenen stößt. Der Museumsraum taucht immer wieder und zunehmend schäbiger im Verlauf des Abends als höchstes Stockwerk des dreiteiligen Bühnenbilds auf, dessen unterstes das bereits zu Beginn verwüstete Kaminzimmer des eingeschneiten Hauses ist, während zwischen diesem und dem „Dach“ noch ein Treppenhaus mit drei Aufgängen liegt. (Rezension der 2.Vorstellung am 16.1.2019/Uraufführung am 13.1.2019)"
Das Opernmagazin: STAATSOPER UNTER DEN LINDEN: „VIOLETTER SCHNEE“ – REZENSION DER OPER VON BEAT FURRER, abgerufen am 16.4.2020
Weitere Textautoren: Vladimir Sorokin
Übersetzung ins Deutsche: Dorothea Trottenberg
Empfohlene Zitierweise
mica (Aktualisierungsdatum: 22. 12. 2021): Furrer Beat . Violetter Schnee. In: Musikdatenbank von mica – music austria. Online abrufbar unter: https://db.musicaustria.at/node/196659 (Abrufdatum: 5. 11. 2024).