Skip to main content

Hutterstrasser-Scheidl Lili

First Name
Lili
Family Name
Hutterstrasser-Scheidl
auch bekannt unter
Lili Amalia Carolina Anna Hutterstrasser-Scheidl ; Lio Hans
erfasst als
Komponist:in
Interpret:in
Genre
Klassik
Instrument(e)
Violine
Klavier
Stimme
Frauenstimme
Alt
Geburtsjahr
1882
Geburtsort
Wien
Geburtsland
Österreich
Todesjahr
1942
Sterbeort
Wien

"Amalie Hutterstrasser, aus großbürgerlicher Familie (der Großvater war mit Johann Strauß Vater befreundet), erhielt privat ihre musikalische Ausbildung in Gesang, Klavier, Violine und Komposition, war für ihre schöne Alt-Stimme bekannt und besaß auch als Malerin Talent. Ihre Kompositionen sind vorwiegend vokal (die frühen Werke vor 1914 waren vor allem Lieder, die fast alle in Druck erschienen) im Stil der Spätromantik. Sie schrieb 6 Opern (darunter "Maria von Magdala", Premiere 1919 an der Wiener Volksoper unter Felix Weingartner), ferner u. a. symphonische Dichtung, Pantomime, Melodram und ein Cellokonzert. Der musikalische Nachlass ging auf ihre Töchter über und dürfte im Krieg durch Bombardierung des Hauses verloren gegangen sein."
Brunnbauer, Heidi (2006): Im Cottage von Währing/Döbling. Interessante Häuser – interessante Menschen. Wien: Edition Weinviertel, S. 153.

Stilbeschreibung

"Obwohl ihre spätromantisch expressionistische Klangsprache niemals die Grenzen der Tonalität überschreitet, zeichnen sich ihre Werke durch eine – zeitbezogene – große Modernität aus. Die Verbindung stilistischer Einflüsse von Mahler, Strauss etc. sowie der führenden italienischen Komponisten mit geschickt eingesetzten rhythmischen Elementen ermöglichte ihr eine interessante und stark persönliche musikalische Handschrift."
Simek, Ursula (1991): Lio Hans (recete Lili Scheidl-Hutterstrasser) - Österreichische Komponistinnen des 20. Jahrhunderts. In: Österreichische Musikzeitschrift 46/7-8, S. 380.

Ausbildung

Privatunterricht Klavier, Violine (Hans Kreuzinger), Gesang (Prof. Forsten, Max Ulanowsky), Komposition-/Instrumentationslehre (Friedrich Engelbrech)

Tätigkeiten

1905–193? Österreich/Deutschland: zahlreiche erfolgreiche Aufführungen unter dem Pseudonym "Lio Hans", u. a. im Bösendorfer-Saal Wien, Ehrbar-Saal Wien
1929–1938 Frauenklub "Soroptimist", Wien: Mitglied
1938–1942 NSDAP – Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei: Mitglied

Aufführungen (Auswahl)

1905 Ehrbar-Saal Wien: Der Zigeuner und Todeslust (UA)
1909 Bösendorfer-Saal Wien: Helle Nacht (UA)
1912 Wiener Tonkünstler Orchester, Wien: Gesänge mit Orchester (UA)
1912 Margarete Siems (s), Fritz Plaschke (bar), Wiener Tonkünstler Orchester, Oskar Nedbal (dir), Musikverein Wien: Sturmzyklus (UA)
1914 Wiener Tonkünstler Orchester, Werner Wolff (dir), Musikverein Wien: Die Hexe (UA)
1916 Beethovensaal Berlin (Deutschland): Träumerei (UA)
1916 Arnold Földesy (vc), Beethovensaal Berlin (Deutschland): Rondo (UA)
1919 Lucille Weingartner-Marcell (s), Felix von Weingartner (dir) - Volksoper Wien: Maria von Magdala (UA)
1924 Wien: Konzert für Violoncello (UA)
1928 Wiener Konzerthaus: Drei japanische Gesänge (UA)

Pressestimmen (Auswahl)

13. Juni 1932
"Lia Scheidl-Hutterstrasser war weit mehr als die Durchschnitts-Fabrikantentochter oder Dame der Gesell­schaft, unter dem Namen Lio Hans war sie die erste Wiener Opernkomponistin und ihre zahlreichen Freunde [...] erinnern sich noch der Sensation, als zu Weihnachten 1919 in der Volksoper Felix Weingartner ihre schon
von Raoul angenommene Oper "Maria von Magdala" mit Lucille Marcell in der Titelrolle zur Aufführung brachte. Damals spielten auch die Philharmoniker eines ihrer Werke, Sänger und Sängerinnen rissen sich um ihre stimmungsvollen Liede, sie selbst aber, ebenso wie ihr Gatte, Oberstabsarzt Dr. Josef Scheidl, eine durch und durch künstlerische Natur, verfügte über eine wundervolle Stimme und nur die Vorurteile ihres in damaligen bürgerlichen Anschauungen verwurzelten Vaters hinderten sie, in ihrer Jugend Opernsängerin zu werden. Dafür aber gestattete er die Ausbildung in Kontra­punkt, in Harmonielehre und selbst aus dem Gebiete der Malerei, so daß Lia Scheidl-Hutterstrasser durchaus nicht als Dillettantin, sondern als vollwertige Künstlerin anzusprechen war und ist."
Wiener Sonn- und Montags-Zeitung, 70. Jg/Nr. 24: Wiens Luxus unter dem Hammer, S. 5, online abrufbar unter: ANNO Historische Zeitungen und Zeitschriften: https://anno.onb.ac.at/

22. Dezember 1919
"An der Volksoper kommt heute, Montag [...], die Oper "Maria von Magdala" von Lio Hans zur Uraufführung. Unter dem Pseudonym Lio Hans birgt sich eine Komponistin (Frau Dr. Scheidl-Hutterstrasser). In der Geschichte der Musik haben bisher Frauen vergeblich um die Palme des Ruhmes gekämpft, ein weiblicher Komponistenname findet sich noch nicht verewigt. Unleugbar hat es aber zu allen Zeiten Frauen gegeben, die gelegentlich auch durch dramatische Werke hervorgetreten sind, um dann wieder als eine von der Größe der Unsterblichkeit ausgeschlosse­nen Künstlergruppe trotz ehrlichem Schaffenseifer, zu ihrem Nirwana zurückzukehren [...]. Freuen wir uns vorläufig, datz die Schranken des Vorurteiles gefallen sind und endlich ein Anfang gemacht wurde, indem eine Musikdramatikerin mit einer Aufführung zu ihrem Künstlerrecht gekommen ist. Lio Hans hat einen biblischen Stoff zur Vertonung gewählt, ein sehr gewagtes Problem [...]. Zu diesem sicheren textlichen Grund hat Lio Hans mit feuriger Palette eine Musik geschrieben, die in ihr einen weib­lichen Richard Strauß offenbart [...]. Lio Hans hat nach dem Eindruck der Generalprobe, die Hauptgestalten ihrer Oper in hervorragender Charakterisierungskunst gezeichnet. Abgeklärtheit in der Instrumentation. Gewandt im Technischen, vortreffliche De­klamation und eine nie ermattende Steigerungskunst fallen angenehm auf; klangreich, höchst interessant ist die Harmonik, elementar im erhabenen Pathos und Schwung ist der Ausdruck dieser Opernmusik."
Wiener Neueste Nachrichten, 26. Jg/Nr. 51: Maria von Magdala an der Volksoper, S. 4, online abrufbar unter: ANNO Historische Zeitungen und Zeitschriften: https://anno.onb.ac.at/

25. Februar 1916
"Die Wiener Komponistin Lilly Hutterstrasser-Scheidl, die unter dem Pseudonym Lio
Hans wirkt, trat vor einigen Tagen zum erstenmal vor das Berliner Publikum. Unter der bewährten Leitung von Werner Wolff gelangten zur Aufführung der patriotische Marsch "Bundestreue", dann "Lieder des buckligen Spielmanns" für Bariton, die
symphonische Dichtung "Tie Hexe", ein vom Cellisten Földessy interpretiertes Rondo und Lieder. Alle Soli hatte der von Wien nach Berlin übersiedelte Josef Schwarz inne, dessen große Kunst den schönen Werken der Wiener Komponistin sehr zustatten kam. Frau Scheidl wurde durch stürnnschen Beifall aus­gezeichnet.
Neues Wiener Tagblatt, 50.Jg/Nr. 56, Theater, Kunst und Literatur, S. 15, online abrufbar unter: ANNO Historische Zeitungen und Zeitschriften: https://anno.onb.ac.at/

Literatur

1987 Cohen, Aaron I.: HANS, Lio (pseud. of Scheidl-Hutterstrasser, Lili). In: International encyclopedia of women composers. New York, NY [u.a.]: Books & Music, 2. Aufl. Online abrufbar unter: https://rme.rilm.org/rme/stable/525524
1991 Simek, Ursula: Lio Hans (recete Lili Scheidl-Hutterstrasser) - Österreichische Komponistinnen des 20. Jahrhunderts. In: Österreichische Musikzeitschrift 46/7-8, S. 380.
1994 Tschulik, Norbert: Eine Oper aus Frauenhand: Lilly Scheidl-Hutterstrasser - ein Beitrag zur Wiener Musikgeschichte. In: Studien zur Musikwissenschaft, Vol. 43, S. 297–318.
1997 Günther, Bernhard (Hg.): Lilly Hutterstrasser-Scheidl. In: Lexikon zeitgenössischer Musik aus Österreich: Komponisten und Komponistinnen des 20. Jahrhunderts. Wien: Music Information Center Austria, S. 57.
2001 Marx, Eva: Scheidl-Hutterstrasser Lili. In: Marx, Eva / Haas, Gerlinde (Hg.): 210 österreichische Komponistinnen. Vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Ein Lexikon. Wien: Residenz Verlag, S. 323329.
2006 Brunnbauer, Heidi: Im Cottage von Währing/Döbling. Interessante Häuser – interessante Menschen. Wien: Edition Weinviertel, S. 153.
2008 Krasny, Elke: Stadt und Frauen. Eine andere Topographie von Wien. Wien: Metroverlag, S. 55.
2016 Korotin, Ilse (Hg.): biografiA. Lexikon österreichischer Frauen. Band 1. Wien/Köln/Weimar: Böhlau Verlag, S. 1186f.

Quellen/Links

biografiA: Hans Lio
Oesterreichisches Musiklexikon online: Hutterstrasser, Familie
Österreichisches Biographisches Lexikon: Hutterstrasser-Scheidl, Lili
Wikipedia: Lili Hutterstrasser-Scheidl
Wikipedia: Lili Hutterstrasser-Scheidl (englisch)
Wien Geschichte Wiki: Lili Hutterstrasser-Scheidl
Universal Edition: Lio Hans
Österreichische Nationalbibliothek: Nachlass Lili Hutterstrasser-Scheidl
Deutsche Biographie: Hutterstrasser-Scheidl, Lili

Empfohlene Zitierweise
mica (Aktualisierungsdatum: 24. 9. 2024): Biografie Lili Hutterstrasser-Scheidl. In: Musikdatenbank von mica – music austria. Online abrufbar unter: https://db.musicaustria.at/node/210533 (Abrufdatum: 27. 9. 2024).

Logo frauen/musik