Die Schriftstellerin, Komponistin, Musikpädagogin und Frauenrechtlerin Hedwig Elisabeth Maria Wagner wurde am 21. Januar 1876 in Niedernhart (heute Linz) geboren und starb am 24. März 1950 in Linz.
Sie "erlebte die Zeiten der Habsburger Monarchie, den Ersten Weltkrieg, die Erste Republik, die nationalsozialistische Diktatur, den Zweiten Weltkrieg sowie die unmittelbare Nachkriegszeit. Ihre ersten künstlerischen Arbeiten entstanden vor dem Ersten Weltkrieg. Zunächst schrieb sie dramatische Erzählungen, später Romane und Lyrik. 1928 erschien ein Sammelband mit 65 Gedichten unter dem Titel Im Zeichen der roten Nelke, von denen einige vertont wurden. In den 1930er Jahren beschäftigte sie sich vermehrt mit Literatur und Musik. Insgesamt schrieb Wagner 15 Romane und 259 Lieder."
Projekt Gutenberg-De: Hedda Wagner, abgerufen am 21.01.2025 [https://www.projekt-gutenberg.org/autoren/namen/wagnerhd.html]
"Sie ist sowohl als Schriftführerin im Frauen-Landeskomitee als auch im Landesbildungsausschuss für Oberösterreich tätig. Von 1917 bis 1929 arbeitet sie als freie Mitarbeiterin für das Linzer "Tagblatt", dem Presseorgan der Linzer Sozialdemokraten. Von Juni 1929 bis Juni 1934 ist sie dort als Redakteurin angestellt [...]. Von Juli 1934 bis März 1938 arbeitet sie wieder als freie Mitarbeiterin beim Linzer "Tagblatt" [...]. Unter dem nationalsozialistischem Regime erhält sie Schreibverbot; trotzdem schreibt sie für "Das neue Werden" einige Artikel.
Am 30. Juli 1938 wird sie als Mitglied vom Reichsverband der deutschen Presse abgelehnt. Das nachträgliche Gutachten der NSDAP-Gauleitung Oberdonau kommt zwar zu dem Ergebnis, dass es keinen Grund gibt, ihr die Eintragung in die Schriftleiterliste zu verweigern, die Gestapo Linz bezeichnet H. W. jedoch aufgrund ihrer "judenfreundlichen Einstellung" als politisch nicht zuverlässig. Ab 1945 arbeitet H. W. als freie Mitarbeiterin bei den "Oberösterreichischen Nachrichten", für die sie wieder einige Fortsetzungsromane verfasst."
Karin Nusko: Wagner Hedda. In: biografiA, abgerufen am 21.01.2025 [http://biografia.sabiado.at/wagner-hedda/]
- Stilbeschreibung
"Erste künstlerische Arbeiten fallen in die Zeit vor den Ersten Weltkrieg. Zunächst entstanden dramatische Erzählungen, später war sie eher dem Roman und der Lyrik verbunden. Klar bezog sie zu den politischen Auseinandersetzungen ihrer Zeit Stellung, kam zu sozialistischen Positionen, ihre Abneigung gegen soziale Ungleichheit und Gewalt wurde durch die Kriegsereignisse verstärkt. Sie formulierte ihre Friedenshoffnungen in sozialdemokratischen Zeitungen, teilweise waren ihre Gedichte mit Verbot durch Zensur belegt, sie engagierte sich für den Arbeiterinnenschutz, schrieb Gedichte und Lieder zum Frauentag [...]. Hedda Wagner problematisierte die Harmonie der Geschlechter während des Kriegs, so den Mythos vom tapferen Soldaten, der seine Heimat, seine Familie beschützt und der Ehefrau, die die Rolle der Hausfrau und Mutter übernahm. Frauen mussten, bedingt durch die Abwesenheit der Männer, männliche Rollen übernehmen, als Familienoberhaupt, als Arbeiterin in der Rüstungsindustrie, nach Kriegsende beanspruchten die Männer ihre Positionen wieder [...]. Nach dem Krieg erhielt sie als Heimatdichterin regionale Aufmerksamkeit. Über diese späte Anerkennung konnte sie sich ob ihrer Krankheit und vieler Entbehrungen nicht mehr richtig freuen."
Astrid Frantzke (2006): Unbekannte österreichische Künstlerinnenpersönlichkeit vorgestellt - Christine Roiter über die Komponistin, Dichterin, Frauenrechtlerin Hedda Wagner (1876–1950). In: literaturkritik.de, abgerufen am 21.01.2025 [https://literaturkritik.de/id/9186]"Das umfangreiche musikalische Werk von Hedda Wagner – beginnend bzw. endend mit den Klavierliedern Blauschimmernde Tage op. 1, Nr. 1 von 1902 bzw. Schöner Schatz, ich muss scheiden op. 145 von 1949 – umfasst ca. 328 Einzelstücke, darunter vor allem Lieder bzw. Liedzyklen mit Klavier- (274 Einzelstücke) oder auch Instrumentalbegleitung (5 Stücke), Vokalmusik 'a cappella' (6 Stücke) bzw. für Soli und/oder Chor mit Instrumentalbegleitung (16 Stücke), ein Melodram, 3 Opern: Melisande [1935] / Weihnachtsball [1940] / Die Höhle der Mitra [1941], 18 Kammermusikwerke (u. a. ein Klavierquartett, 7 Klaviertrios, 6 Stücke für Violine oder Violoncello und Klavier, eine Sonate für Violine und Violoncello, 2 Stücke für Querflöte und Klavier [alle zwischen 1927–1947 entstanden] sowie 5 Klavier-Solowerke [alle zwischen 1926–1934 entstanden], wobei die Komponistin die nie aufgeführte dreiaktige Oper Melisande op. 112 selbst als ihr Hauptwerk angesehen hat."
Dieter Michael Backes: Wagner, Hedda (1876–1950). In: Ce(rto)sa - Verlag für Musik von Komponistinnen, abgerufen am 21.01.2025 [https://www.certosaverlag.de/komponistinnen/#1444852808840-0e4e905e-c053]- Auszeichnung
1947 anlässlich einer "Hedda Wagner-Feier" - Stadt Linz: Ehrung für ihr "Lebenswerk"
- Ausbildung
Niedernhart bei Linz: Besuch der Volks-/Bürgerschule
Niedernhart bei Linz: Privatunterricht Klavier (Hermann Haböck, Adalbert Schreyer)18??–1896 Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde: Musikstudium
1896 Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde: Staatsprüfung für Klavier, Musiktheorie, Kompositionslehre - Absolvierung mit Auszeichnungautodidaktische Aneignung von Kenntnissen in Philosophie, Psychologie, Heimatkunde, Geschichte, Literatur-, Musikwissenschaft, verschiedenen Fremdsprachen (Englisch, Französisch, Italienisch, Russisch, Tschechisch, Latein, Griechisch, Hebräisch, im höheren Alter Sanskrit)
- Tätigkeiten
1896–1950 Linz: Schriftstellerin, Lyrikerin (Gedichten, Essays und Erzählungen)
1902–1949 Linz: freischaffende Komponistin
1911–1934 Sozialdemokratische Arbeiterpartei: Mitglied, Mitarbeiterin im Kultur-/Bildungsbereich
1912–1929 Zeitung "Linzer Tagblatt": freie Mitarbeiterin (Fortsetzungsromane)
1912–1938 Wochenblatt "Wahrheit", Linz: Redakteurin (Gedichte, Artikel, Kurzgeschichten, Fortsetzungsromane)
1912–1938 Monatszeitschrift "Das neue Licht", Purkersdorf: freie Mitarbeiterin
1915–1934 Veröffentlichung von Gedichten in zahlreichen Zeitungen/Magazinen, u. a. in: Salzburger Wacht, Arbeiterinnenzeitung, Linzer Tagblatt, Böhmerwald-Volksboten
1923–1934 wöchentliche Frauenbeilage - Tagblatt "Das neue Werden", Linz: Redaktionsleiterin
1924–1925 Wochenblatt "Volkswille", Steyr: Journalistin
1925–1934 Landes-Frauenkomitee - Sozialdemokratische Arbeiterpartei: Schriftführerin
1929–1934 Zeitung "Linzer Tagblatt": feste Redakteurin (Feuilletons, Romane, Lyrik, Kulturkritik)
1933 Konvertierung zum Buddhismus
1934 österreichweites Verbot der Sozialdemokratie, erzwungene Pensionierung/Einstellung ihrer aktiven politischen Arbeit
1934–1938 Zeitung "Linzer Tagblatt": freie Mitarbeiterin
1938–1945 Reichsverband der deutschen Presse, Gestapo Linz (Deutsches Reich): Ablehnung als Mitglied aufgrund ihrer "judenfreundlichen Einstellung" - staatlich verordnetes Schreibverbot
1938–1950 Bestreitung des eigenen Lebensunterhalts durch Musikunterricht, Nachhilfestunden, Mieteinnahmen
1945–1950 Zeitung "Oberösterreichischen Nachrichten", Linz: freie Mitarbeiterin (Fortsetzungsromane)
1945–1950 Sozialdemokratische Partei Österreich: Mitglied, Mitarbeiterin im Kultur-/Bildungsbereich (Landes-Bildungsausschuss), Schriftführerin (Landes-Frauenkomitee)Schüler:innen (Auswahl)
Franz Lettner- Aufführungen (Auswahl)
1924 anlässlich der 60. Jubelfeier - Internationale Arbeiterassoziation, Kolosseum Linz: Das Spiel vom letzten Krieg (UA)
1925 Der Tag des Proletariats (UA)
1926 Gilgamesch (UA)
2023 Gotho Griesmeier (s), Jonathan Hartzendorf (bar), Martin Achrainer (bar), Jinie Ka (pf, musikal. Leiterin) - Landestheater Linz: Die Höhle des Mithra (UA)- Literatur
1989 Hausjell, Fritz: Journalisten gegen Demokratie oder Faschismus. Eine kollektiv-biographische Analyse der beruflichen und politischen Herkunft der österreichischen Tageszeitungsjournalisten am Beginn der Zweiten Republik (1945–1947). 2 Teile. Frankfurt am Main/Bern/New York/Paris: Peter Lang.
1990 Hedda Wagner. In: Gruber, Clemens Maria: Nicht nur Mozarts Rivalinnen … Das Leben und Schaffen der 22 österreichischen Opernkomponistinnen. Wien/Stuttgart: Paul Neff Verlag, S. 171–172.
1996 Lettner, Franz: Hedda Wagner - Journalistin, Schriftstellerin, Komponistin. Linz: Verlag F. Lettner.
2001 Marx, Eva: Wagner Hedda (Taufn. Hedwig, Elisabeth, Maria. Pseud. H.W., Wehwalt, Yllem, Phönix, Spectator). In: Marx, Eva / Haas, Gerlinde (Hg.): 210 österreichische Komponistinnen. Vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Ein Lexikon. Wien/Salzburg: Residenz Verlag, S. 374–380.
2002 Roiter, Christine: Freundin der Schöpfung. Leben und Werk der Linzer Sozialdemokratin und Künstlerin Hedda Wagner. Universität Linz: Dissertation.
2004 Roiter, Christine: Hedda Wagner. Komponistin, Dichterin, Frauenrechtlerin. Wien/Innsbruck: StudienVerlag.
2004 Hack, Ulrike (Hg.): Linzer Stadtführerin: frauengeschichtliche Stadtrundgänge - Grünbach: Steinmaßl.
2008 Thumser, Regina: Frida Kern und Hedda Wagner. Zwei Linzer Komponistinnen. In: Kirchmayr, Birgit (Hg.): Kulturhauptstadt des Führers. Kunst und Nationalsozialismus in Linz und Oberösterreich. Ein Projekt der Oberösterreichischen Landesmuseen in Kooperation mit Linz 2009 Kulturhauptstadt Europas. Linz: Land Oberösterreich, Oberösterreichische Landesmuseen, S. 257–261.
2009 Brown, Alison (Hg.): Linzer Frauenkalender. Linz: Freya-Verlag.
2013 Hauch, Gabriella: Frauen.Leben.Linz: eine Frauen- und Geschlechtergeschichte im 19. und 20. Jahrhundert. Linz: Archiv der Stadt Linz.
2017 Roiter, Christine: Innere Emigration am Beispiel der Linzer Dichterin und Komponistin Hedda Wagner. In: Theodor Kramer Gesellschaft (Hg.): Rote Tränen. Die Zerstörung der Arbeiterkultur durch Faschismus und Nationalsozialismus. Reihe: Zwischenwelt, Band 14. Drava/Celovec: Theodor Kramer Gesellschaft, S. 262–271.
2018 Hedda Wagner: Für Frauenbildung und Frauenrechte. In: Angerer, Christian / Ecker, Maria: Nationalsozialismus in Oberösterreich. Opfer, Täter, Gegner. Wien/Innsbruck: StudienVerlag, S. 46f.
2021 Schmidhofer, Christine: Verboten und vergessen: Texte aus dem Refugium. Hedda Wagners Werk 1938–1945. Linz: Verlag Nina Roiter.
2022 Christine Schmidhofer (Hg.): "Geschichte und Bedeutung der Linzer Strassennamen" von Hedda Wagner (1876–1950). Linz: Verlag Nina Roiter.Eigene Publikationen (Auswahl)
1924 Wagner, Hedda [Übersetzung]: Alte und neue Kritik des Buddhismus. In: Ānanda Mettēyya, Bhikkhu: Die drei Merkmale. München-Neubiberg: O. Schloss.
1928 Wagner, Hedda Wagner: Im Zeichen der roten Nelke. Gedichte zu Parteifeiern. Linz: Linzer Volksbuchhandlung "Gutenberg".
1930 Wagner, Hedda: Splitter und Balken. Fortsetzungsroman. In: Linzer Tagblatt Jg. 15 (34.), Nr. 87-115.
1931 Wagner, Hedda: Das Kloster der frommen Minne. Fortsetzungsroman. In: Linzer Tagblatt, Jg. 16 (35.), Nr. 95-124.
1933 Wagner, Hedda: Ehret die Frauen! In: Die Frau, Jg. 42 (1933), Nr. 10, S. 17.
1934–1935 Wagner, Hedda: Der Arzt der Melisande. Fortsetzungsroman. In: Linzer Tagblatt, Jg. 19. (38.), Nr. 246-259; Tagblatt Jg. 20 (39.), Nr. 1-11.
1936 Wagner, Hedda: Herzen in Flammen: eine Alt-Linzer Kriegsgeschichte. Fortsetzungsroman. In: Linzer Tagblatt, Jg. 21 (40.), Nr. 282-303; Tagblatt Jg. 22 (41.), Nr. 1-6.
1946 Wagner, Hedda: Die höllische Sybille. Fortsetzungsroman. In: Oberösterreichische Nachrichten, Jg. 2, Nr. 197-285.
1946 [1936] Wagner, Hedda: Stadt der Flammen. Ein Alt-Linzer Roman. Linz: Ibis-Verlag.- Quellen/Links
biografiA: Wagner Hedda (Karin Nusko)
Wikipedia: Hedda Wagner
Österreichisches Biographisches Lexikon: Wagner, Hedda (Hedwig); Ps. Wehwalt (1876–1950), Schriftstellerin, Journalistin und Komponistin (R. Müller)
Klassika: Hedda Wagner (1876–1950)
Ce(rto)sa - Verlag für Musik von Komponistinnen: Wagner, Hedda (1876–1950) (Dieter Michael Backes)
literaturkritik.de: Unbekannte österreichische Künstlerinnenpersönlichkeit vorgestellt - Christine Roiter über die Komponistin, Dichterin, Frauenrechtlerin Hedda Wagner (1876–1950) (Astrid Frantzke, 2006)
Österreichische Nationalbibliothek - Frauen in Bewegung 1848–1938: Wagner, Hedda
Stadt Linz - Walk of Fem: Hedda Wagner
Projekt Gutenberg-De: Wagner, Hedda
DorfTV: Tönende Ohnmacht - Teil 1: Hedda Wagner (Karin Wagner, 2016)
Podcast: Musikgespräch (15.04.2024) - Ethel Smyth, Hedda Wagner & Johanna Kinkel (Anna Schors/Maria Behrendt, 2024)
Empfohlene Zitierweise
mica (Aktualisierungsdatum: 30. 1. 2025): Biografie Hedwig Elisabeth Maria Wagner. In: Musikdatenbank von mica – music austria. Online abrufbar unter: https://db.musicaustria.at/node/210901 (Abrufdatum: 23. 2. 2025).