Orchestercode: 4/2, EHr/4/3, 2 ASax - 6/4/4/0, KbTb - 8 Perc, 2 Hf, 2 Akk, Pf - 8/7/6/5/4
Flöte (4), Oboe (2), Englischhorn (1), Klarinette (4), Fagott (3), Altsaxophon (1), Horn (6), Trompete (4, in C), Posaune (4), Kontrabasstuba (1), Perkussion (8), Harfe (2), Klavier (1), Akkordeon (1), Celesta (1), Violine (15), Viola (6), Violoncello (5), Kontrabass (4)
ad Flöte: alle Flöten auch Piccoloflöte
ad Oboe:1. auch Oboe d'amore
ad Klarinette; alle in A, 1. auch klarinette in C und 4. auch Bassklarinette
ad Fagott: 3. auch Kontrafagott
ad Altsaxophon: beide auch Tenorsaxophon
Bezugsquelle/Hörbeispiel: Universal Edition
Beschreibung
"Descendiendo besteht aus mehreren selbständigen, kontrastierenden formalen Abschnitten von unterschiedlicher Dauer, die in ein streng konzipiertes Netz von Zeit-Tonhöhenbeziehungen eingebettet sind. Hiebei wird die Harmonik nicht durch die Detailstrukturen der Zusammenklänge definiert, sondern als Gleichzeitigkeit von Elementen verstanden, die sich jeweils individuell auf einem bestimmten Weg befinden. Jener Moment, an dem ein Ziel erreicht zu sein scheint, ist gleichzeitig der Moment der Auflösung, des unwiderruflichen Auseinanderbrechens.
(Vielleicht wäre noch zu erwähnen, daß das Stück von seiner Konzeption her mikrotonal gedacht ist, obwohl - mit Ausnahme des Anfangs- und Schlußteiles - keine Mikrointervalle in der Partitur notiert sind: Die temperierte Zwölftönigkeit ist zum grobkörnigen Raster geworden, der als Näherungs-system einer imaginären Feinstufenharmonik dient.)
Durch die zum Teil auf die Spitze getriebene Komplexität der Partitur soll nicht nur jenes hinreichend bekannte Phänomenes erzielt werden, daß eine immer weiter gesteigerte Polyphonie sehr bald in einen Zustand der Statik umkippt. Zudem ist beabsichtigt, eine spezifische Klangqualität der Massenstrukturen dadurch zu erreichen, daß eine große Zahl von Individuen jeweils ähnliche, aber nie völlig gleiche Wege zu einem jeweils etwas anderen Zeitpunkt auf eine jeweils etwas andere Weise gehen.
Vielfach erscheinen im Verlauf des Stückes Momente, in denen nicht mehr das Ereignis an sich erklingt, sondern nur die (hörbaren) Auswirkungen eines imaginären (unhörbaren) Ereignisses komponiert werden, indem z. B. melodische Prozesse durch den Nachhall ersetzt werden, den sie erzeugen (bzw. in einem imaginären Aufführungsort mit extrem langer Nachhallzeit erzeugen könnten) oder indem an die Stelle eines sich langsam mikrotonal verändernden Intervalls im tiefen Register eine Übertragung jener Schwebungen tritt, die zwischen den hohen und höchsten Obertönen jenes Intervalles entstehen würden.
Das spanische Wort Descendiendo bedeutet: "herabsteigend", "herabfließend", "abnehmend"..."
Georg Friedrich Haas, Werkeinführung, Universal Edition, abgerufen am 30.09.2021 [https://www.universaledition.com/georg-friedrich-haas-278/werke/descendiendo-1959]
Auftrag: Erste Bank der österreichischen Sparkassen AG, Wien Modern
Uraufführung
19. November 1993 - Wiener Konzerthaus
Veranstalter: Wien Modern
Mitwirkende: ORF Radio Symphonieorchester Wien, Friedrich Cerha (Dirigent)
Sendeaufnahme
ORF/Landesstudio Wien
Empfohlene Zitierweise
mica (Aktualisierungsdatum: 30. 9. 2021): Haas Georg Friedrich . Descendiendo. In: Musikdatenbank von mica – music austria. Online abrufbar unter: https://db.musicaustria.at/node/104014 (Abrufdatum: 24. 11. 2024).