Klarinette (1, in A), Sopransaxophon (1), Horn (1), Posaune (1), Perkussion (3), Gitarre (1, verstärkt), Orgel (1), Akkordeon (1), Violine (1), Viola (1)
Bezugsquelle: Universal Edition
Manuskript (Autograf): Archiv der Zeitgenossen
Ansichtsexemplar: Österreichische Nationalbibliothek
Ansichtsexemplar: mdw - Universitätsbibliothek
Beschreibung
"Nachdem ich in meiner Oper Baal eine Sprachwelt erreicht hatte, in der alle meine bisherigen Erfahrungen nahtlos zu einem vielfältigen musikalischen Organismus verschmolzen erscheinen, galt in der Folge ein für mich wesentliches Interesse einer weiteren Differenzierung meiner Vorstellungen auf rhythmisch-metrischem Gebiet. Eine etwa um 1980 einsetzende und sich zunehmend intensivierende Beschäftigung mit außereuropäischer Musik hat diese Interessen entscheidend gefördert. Sie kommen in meinen beiden Streichquartetten von 1989/90 am stärksten zum Tragen. In Quellen sind sie nur teilweise wirksam.
Der Titel des Stücks bezieht sich darauf, dass ich bei der Konzeption mir klar zu werden versuchte, aus welchen Wurzeln meine musikalischen Vorstellungen kommen. Vielleicht im Zusammenhang damit, dass ich eben eine schwere Krankheit überlebt hatte, begann ich, eine Bilanzierung meiner musikalischen Mittel vorzunehmen, das Repertoire meiner Phantasie kritisch zu durchforsten und alles zu eliminieren, was sich an oft Geübtem und allzu Bewährtem angesammelt hatte. Es blieb noch genug an Gewohnheiten im sprachlichen, gestischen und handwerklichen Bereich. Aber Quellen meiner Inspiration sollten klarer, deutlicher hervortreten.
Meiner Lebenssituation entsprechend herrscht ein kontemplativer Charakter vor, eine Atmosphäre der Einfachheit und Stille. Der erste Abschnitt wird abrupt beendet durch eine Folge von Forte-Akkorden, die dann für den Schluss des Stückes von Bedeutung sind. Polymetrische Überschichtungen zumeist aus afrikanischen Rhythmen abgeleiteter Bildungen schaffen „geschäftige“ Inseln inmitten der Meditation. Ein vielfältiger Umgang mit dem musikalischen Material erlaubte auch das Hereinnehmen einer Passage aus dem letzten vorhergehenden Orchesterwerk, der Langegger Nachtmusik III. Ungewöhnlich für mich ist über weite Strecken das Fehlen von Bassinstrumenten, was den Klang gewissermaßen „in der Luft hängen lässt“; auch in sehr vieler außereuropäischer Musik ist dies der Fall. Die Dominanz des Bassfundaments ist demgegenüber ein besonders wirksames Spezifikum der abendländischen Musik, der gleichwohl natürlich auch meine Quellen zuzuordnen sind."
Friedrich Cerha (Werkeinführung, Universal Edition), abgerufen am 31.03.2021 [https://www.universaledition.com/friedrich-cerha-130/werke/quellen-4329]
Auftrag: Schömerhaus Klosterneuburg
Widmung: Karlheinz Essl
Uraufführung
22. November 1992 - Schömerhaus Klosterneuburg
Mitwirkende: die reihe, Friedrich Cerha (Dirigent)
Aufnahme
Titel: Friedrich Cerha (*1926): Quellen (1992)
Plattform: YouTube
Herausgeber:
Datum: 17.01.2018
Mitwirkende: ORF Radio Symphonieorchester Wien, Friedrich Cerha (Dirigent)
Weitere Informationen: recorded at the ORF in Vienna 1993
Empfohlene Zitierweise
mica (Aktualisierungsdatum: 23. 2. 2023): Cerha Friedrich . Quellen. In: Musikdatenbank von mica – music austria. Online abrufbar unter: https://db.musicaustria.at/node/124242 (Abrufdatum: 21. 11. 2024).