Orchestercode: S, MS, T, Bar, B, Spr - 1/0/2/1 - 0/0/3/0, 2 BTb - 4 Perk, Akk - 1/1/1/4/3
Solo: Sopran (1), Mezzosopran (1), Tenor (1), Bariton (1), Bass (1), Männerstimme (1, Sprecher)
Flöte (1), Klarinette (1), Bassklarinette (1), Fagott (1), Posaune (3), Basstuba (1), Perkussion (1), Akkordeon (1), Violine (2), Viola (1), Violoncello (4), Kontrabass (3)
ad Flöte: auch Piccoloflöte, Altflöte und Bassflöte
ad Klarinette: beide auch Klarinette in A un Bassklarinette
ad Fagott: auch Kontrafagott
ad Kontrabass: 3. 5-saitig
Bezugsquelle/Preview/Hörbeispiele: Universal Edition
Beschreibung
"Meine neue Interpretation des Begriffes Nacht kam auch daher, dass ich mir vornahm, meine persönliche Haltung als politisch bewusst lebender Mensch in meine Arbeit als Komponist aufzunehmen. Ich sah mich in den letzten Jahren immer wieder einem Konflikt gegenüber, wenn ich in meinem kleinen, ruhigen Kompanierhäuschen saß und in den Arbeitspausen die Nachrichten über den sich anbahnenden Bosnienkonflikt hörte. Diese Diskrepanz zwischen meinem Hineinhören in feinste Obertonstimmungen, zwischen dem musikalischen Material und dem Verzweifeln angesichts einer gesellschaftlichen Realität, der man machtlos, wirkungslos gegenübersteht, machte mich tief betroffen. […]
Ich sehe eine deutliche Parallele zwischen der – für uns heute nicht mehr nachvollziehbaren – Enttäuschung, die die Realisierung der Französischen Revolution für die Intellektuellen damals bedeutet haben muss, und unserer Enttäuschung über so viele Utopien, die nicht in Erfüllung gegangen sind. Diese Beispiele in einer Oper zu erwähnen, das wäre zu platt, zu direkt, aber man denke nur an Vietnam und Pol Pot, an Persien und Khomeini, an den Fall der Mauer und gewisse nationalistische Entwicklungen im heutigen Deutschland. Um so etwas in eine Oper zu bringen, muss man es abstrahieren, damit es über den konkreten Einzelfall hinaus glaubwürdig wird. Durch die Abstraktion kann ein Stoff auch für andere Menschen mit ganz anderen Problemen aktuell werden. […]
Ich habe ein großes Problem mit geschlossenen Formen. Ich glaube nicht an die geschlossene Form. Das klassische Menuett etwa ist einfach ein höfischer Tanz, und dort ist es eben so, daß man zuerst das eine macht und dann das andere. In der Realität spielt sich das nicht so ab. Was in der Realität eine sehr große Rolle spielt, das ist die Wiederkehr des Gleichen unter anderen Umständen. […]
Man fragt mich immer wieder, in welche Schublade ich hineingehöre – ich weiß es nicht. Ich gehe an das Ganze wohl eher postmodern heran, das heißt, ich benutze verschiedenste Stilmittel, je nachdem, welche Wirkung ich gerade erzielen will. […]"
Georg Friedrich Haas, Werkeinführung, Universal Edition, abgerufen am 30.09.2021 [https://www.universaledition.com/georg-friedrich-haas-278/werke/nacht-3818]
Auftrag: Bregenzer Festspiele
Widmung: Alfred Wopmann
Uraufführung
7. August 1996 - Blumeneggsaal, Bregenz
Veranstalter: Bregenzer Festspiele
Mitwirkende: Julie Moffat (Sopran), Waltraut Mucher (Mezzosopran), Helmut Wildhaber (Tenor), Michael Volle (Bariton), Johannes Schmidt (Bass), Matteo de Monti (Sprecher), Klangforum Wien, Peter Rundel (Dirigent)
Empfohlene Zitierweise
mica (Aktualisierungsdatum: 30. 9. 2021): Haas Georg Friedrich . Nacht. In: Musikdatenbank von mica – music austria. Online abrufbar unter: https://db.musicaustria.at/node/127206 (Abrufdatum: 21. 11. 2024).