Karl Ritter © Lukas Beck
Karl Ritter gehört unbestritten zu den versiertesten und vielseitigsten Gitarristen der heimischen Jazzszene. Betrachtet man seine zahlreichen Projekte, eröffnet sich ein enorm weites Feld an Stilen und unterschiedlichsten Spielweisen. Die Kunst, diese einzelnen Versatzstücke und Elemente der verschiedenen Genres miteinander zu verbinden, beherrschen nur wenige so meisterlich, wie es der österreichische Gitarrist tut. Stilistisch ist Ritter so und so nicht einer bestimmten Kategorie festzumachen. Grenzen, wenn es darum geht, seine Ideen zu verwirklichen und traditionell festgesetzte Genregrenzen zu durchbrechen, kennt der Gitarrist keine. Ein Festhalten an alten Standards ist nicht wirklich das Ding von Karl Ritter. Stets vom Drang beflügelt, Neues auszuprobieren, erweitert der Gitarrist kontinuierlich das eigenes musikalische Spektrum.
Ausbildung
erster Unterricht im Alter von 6 Jahren Violine
im Alter von 12 Jahren Wechsel zur Gitarre Gitarre
1965 - 1971 Studium Violine
Tätigkeiten
1985 Hörspielproduktionen für den ORF und den Bayerischen Rundfunk
1988 - 1994 Mitglied der Gruppe "Ostbahn Kurti und die Chefpartie“
1993 Gruppenprojekt Perikato mit Thomas Pernes
1994 Produktion der Soloperformance "Dobromann"
1996 tätig für das ORF/Kunstradio
1996 Filmmusik für den Kinofilm "Schwarzfahrer"
1996 - 2003 Mitglied in der Band von Willi Resetarits: "Kurt Ostbahn & die Kombo"
1998 Filmmusik für den Kinofilm "Blutrausch"
2000 Sessionmusiker mit "Spirits" (Wolfgang Reisinger, Peter Herbert, Harry Sokal, Klaus Dickbauer, Andy Manndorff), Marc Sloan, Otto Lechner, Herbert Reisinger, Joanna Lewis
2001 Gründung und seitdem Leitung des Labels Windhund Records (gemeinsam mit Otto Lechner, João de Bruçó, Achim Tang, Herbert Reisinger, Alex Rathner und Peter Kaizar)
2001 Ritter-Lechner-Coleman Live und Studioproduktion, Open Strings-Live Produktion, Solo-Studioproduktion
2003 Musik für den Film "Handbikemovie"
2005 Musik für den Film "Fix Alert"
2009 Gründung und seitdem Leitung des Karl Ritter Trios
2012 Musik für den Film "Killing Time - Zeit zu sterben"
Live-Projekte mit Künstlern wie Joe Zawinul, Willi Resetarits (Ostbahn Kurti), Otto Lechner, Joanna Lewis, Şivan Perwer, Klaus Trabitsch, Melissa Coleman
zahlreiche Konzertreisen im In-und Ausland, z.B. eine Tournee durch Zimbabwe
Auftragsarbeiten für Kunstinstallationen, Mitwirkung in verschiedensten Formationen, zahlreiche Auftritte
Mitglied in den Ensembles
2021–heute Karl Ritter’s KOMBOjaner: Gitarrist (gemeinsam mit Philipp Nykrin (pn), Andrej Prozorov (sax), Erich Buchebner (e-bass), Herbert Pirker (dr))
Aufträge (Auswahl)
1985 Auftragsarbeiten, z.B. für das Wiener Renaissance Theater
1998 musik aktuell - Neue Musik in Niederösterreich
ORF - Österreichischer Rundfunk
BR - Bayerischer Rundfunk
ORF Kunstradio
Pressestimmen
4. Januar 2022
"Den Klangfarbenmehrwert, die polyphone Vielschichtigkeit potenzierte, mittels Sequenzierungen oder experimentierfreudiger Auslotung, Philipp Nykrin an den Keyboards. Das verkündet völlig eigenständigen Charakter was er an Klangqualitäten diesen entlockt. Hier wandert er relevant auf den visionären Spuren von Joe Zawinul. Nykrin ersinnt nonkonforme Harmoniearchitektur, einen verbogenen Melos. Intuition ist im dabei unerlässlicher Antrieb. Umfassend denkend verfolgte der Tastenvirtuose kongenial mit Ritter eine harmonische und Pirker eine rhythmische Koinzidenz. Dazwischen improvisatorische Originalität. Elastische Bassfiguren hatte er aus gegebenem Anlass obendrein immer wieder zur Hand. Ritter entrang es weitere energische Ideenblöcke, als prägnante Hooks, Licks eingeworfen oder in wallende Klangstränge gewandet. Mit messerscharfem Ton legte sich das Sopran darüber. Andrej Prozorov intoniert bemerkenswert - und sehr eigen. Themeneinheiten reihte er unterbrochen aneinander. In rhythmisch strukturierender Off-Beat Manier. Extemporierte Ausschweifungen schob der Saxophonist ebenso dann und wann ein. Am Tenor blieb Prozorov unscheinbar. Lediglich kurze, ergänzende Pattern setzte er hinzu. Und wieder schwoll die Interaktion dionysisch an. Lieferte dem Bandsound die einzigartige rittersche Substanz. Kollektiv wurde der musikalische Reigen gestoppt, verzögert, umgelenkt und wieder losgelassen. Spontaneität quoll dabei aus allen Fugen. In gehörigstem Maße bei Ritter und Nykrin. Prozorov setzte die luziden Klangtupfer und Pirker groovte die Band in einen einzigartigen kinetischen Zustand. Nicht einzelne Stücke strukturierten den zusammenhängenden Ereignisbogen, sondern klug gesetzte dynamische Nuancen. Womit wir beim Spezifikum Sound angelangt wären. Karl Ritter ist ein selten begabter Sound Komponist/Konzeptionist. Entschlossen leidenschaftlich strebt, forscht er danach undogmatisch gehandhabte, freigeistig aufgebrochene Rockzentriertheit mit starker Jazzfermentierung unter der Prämisse Improvisation zu einem zwei Seelen, ein Herz-Geschöpf zu verschmelzen. Jazzrock neu hören. Und die Kombo ist ein ziemlicher Idealzustand."
Porgy Reviews: String Driven Thing KARL RITTER & KOMBOJANER (Hannes Schweiger, 2022), abgerufen am 8.8.2023 [https://www.porgy.at/reviews/331/]
März 2012
zur CD "Soundritual":
"Soundritual" ist ein selten programmatischer Titel. Karl Ritter, Ausnahmegitarrist und Querdenker, ist schon zu lange dabei um noch jemandem was beweisen zu müssen. Dass er ein cooler Hund ist, weiß man seit seinem Debüt "Dobromann". Und dass er spielen kann, ist ebenso allgemein bekannt. Anno 2012 geht Ritter entspannter denn je ans Werk und begibt sich mit "Soundritual" auf eine spirituelle Suche nach klanglicher Ausgeglichenheit. Jene gewinnt ihre Konturen aber erst in der Gegenüberstellung von Gegensätzen, daher durchbrechen auf dem Album zuweilen kreissägenartige Gitarrenattacken die Ruhe sanft gezupfter Flageolett-Töne. Musik im zeitgebremsten freien Fall, jedoch leicht und warm. Sperrige Songtitel sind die Türen zu Räumen so tief, dass deren anderes Ende nicht erkannt werden kann. Mit Battista Acquaviva steht Ritter auf "S.R.H. + 22.G.11" dabei eine eindrucksvolle Sängerin zur Seite, die seine Klangvorgaben durch Improvisation ergänzt und bereichert. "Soundritual" ist im besten Wortsinn meditativ.
Gabriel Mayr
Jänner 2005
zur CD "Atmen":
Ritters solistische Exkursionen sind kein Folk, liebe Puristen, aber es ist Weltmusik, das Abenteuer unentdeckter Klänge abseits jeglicher Kategorien, in die Ritter in den Exkursionen auf seiner Gitarre mitnimmt. Da ist Bluesgefühl, ja, doch da öffnet sich vertrautes Terrain plötzlich in unbekannte Welten, die er aus seinem Instrument erlauscht.
Doch Ritter betritt einfach die vertraute Welt durch verborgene Tore, entdeckt, erforscht, schwelgt, lauscht ... Hier lässt sich die ganze persönliche Welt des Individualisten erleben, der sich nicht um Kategorien schert.
Steffen Basho-Junghans
Diskografie:
- 2015: 33 44 55 (mit Weisse Waende)
- 2015: Soundkur
- 2011: Soundritual
- 2010: Am Anfang war die Improvisation (DVD)
- 2009: Frei erfunden (mit Weisse Waende)
- 2009: Traumland (mit Weisse Waende)
- 2007: Nur für kurze Zeit (mit Weisse Waende)
- 2007: Ritter Rot
- 2007: Ritter Blau
- 2005: Live (Atmen, Dobromann, Schattenklänge)
- 2005: Soundbridge / Klangbrücke (mit Windhund)
- 2004: Atmen
- 2003: Zimbabwe Rewind (mit Windhund)
- 2003: Waunsinn ... (DVD)
- 2003: Mwapona Windhund (mit Windhund)
- 2002: Verliebt (mit Sel Gapu Mex)
- 2002: Nuages (mit Ritter Lechner Coleman)
- 2000: Blackbox (mit Perikato)
- 1998: Sturm (mit Sel Gapu Mex)
- 1995: Dobroman
- 1980: Ex-podo-Z (Selbstverlag)
Links mica-Archiv: Karl Ritter
Empfohlene Zitierweise
mica (Aktualisierungsdatum: 8. 8. 2023): Biografie Karl Ritter. In: Musikdatenbank von mica – music austria. Online abrufbar unter: https://db.musicaustria.at/node/181588 (Abrufdatum: 21. 11. 2024).