Flöte (1), Horn (1), Performance (1), Elektronik live (1)
Beschreibung
"In der Komposition Over the Fields and Far Away werden heterogene Klangmaterialien und kompositorische Verarbeitungsweisen miteinander verwoben und somit auch die Dichotomie von „den Klängen der Natur“ und kulturell konnotierten Klangmanifestationen in Frage gestellt. Anstelle (vermeintlicher) Gegensätze wird ein wertschätzendes Einander-Zuhören postuliert, somit ein konstruktiver, positiver Zugang, um unterschiedliche künstlerische ‚Möglichkeiten‘, also eine Vielfalt von Musikpraktiken und Hörperspektiven miteinander in Beziehung zu setzen und zu einem intersensorialen bzw. transdisziplinären Gesamtereignis zu verbinden.
Der gewählte Werktitel kann sowohl in Bezug auf beteiligte künstlerische Forschungsfelder und Arbeitsweisen als auch als posthumanistische Rückbesinnung auf einen respektvollen Umgang „der Natur nach“ gelesen werden. Over the Fields and Far Away setzt sich aus kompositorischen ‚Zeitfenstern‘ zu (vermeintlichen) thematischen Gegensatzpaaren zusammen. Dazu zählen Dichotomien wie innen/außen, privat/öffentlich, vergangen/zukünftig, Alltag/Kunst, Natur/Kultur usw. Diese Werkteile können einander innerhalb des kompositorischen Verlaufs zeitlich und/oder räumlich überlagern, einander ergänzen oder kontrastieren. Die Bandbreite der kompositorischen Segmente reicht von notierten Instrumentalpartien über „Echtzeit“-Interventionen bin hin zu elektroakustischen Klangprojektionen sowie extra-musikalischen und performativ-theatralischen Elementen. Die etwa 50-minütige Komposition wird für vier Musikerinnen bzw. Performende und mehrkanalige elektroakustische Klangprojektionen/Live-Elektronik konzipiert, eingebettet in ein musiktheatralisches Setting sowie visuelle Raumprojektionen, welche spezifisch für die SOHO STUDIOS Ottakring entwickelt werden. Die involvierten Klangakteurinnen/Interpret*innen sind eingeladen, ihre individuellen Personalstile und Interessen im Laufe des künstlerisch-forschenden Kompositionsprozesses dialogisch-partnerschaftlich einzubringen.
Wir leben in einer Welt, die sich immer schneller zu drehen scheint, als wäre alles mit allem vernetzt, Informationen jederzeit abrufbar, Musik, Filme, Literatur weitgehend online verfügbar, was nicht stimmt. Gleichzeitig wird der kontinuierliche Datenstrom der sozialen Medien intern und extern gefiltert – sowohl willentlich als auch unkontrollierbar – einlangende Informationen werden vorselektiert, bleiben fragmentarisch, oft unüberprüfbar. Die eigene „gesellschaftliche Blase“ zu verlassen erscheint herausfordernd und risikobehaftet. Andere Standpunkte sind schwerer auszuhalten als Affirmationen ähnlich gesinnter „Friends“. Ein Blick auf den Screen des Mobiltelefons fällt leichter als im öffentlichen Raum fremden Menschen vertrauensvoll in die Augen zu schauen. Spätestens seit den Einschränkungen und Traumata der Covid-Pandemie werden intellektuelle und gesellschaftliche Gegenbewegungen sicht- und spürbar: eine Rückbesinnung auf individuelle Zufluchtsorte und die eigenen Angehörigen, das Zuhause und auch die Natur. Was am Ende dieser – sicherlich unvollständigen – Bestandsaufnahme zählt, ist Achtsamkeit, Offenheit, Sich-Sorgen, Füreinander-Sorgen, kollektives Sein. In musikalischer Hinsicht mag dies bedeuten: Eine Ökologie des respektvollen Zuhörens, welche auditive und soziale Aspekte gleichermaßen inkludiert."
Bernhard Gál (2024): Over the Fields and Far Away, abgerufen am 16.5.2024 [https://musicafternature.org/programm/]
Uraufführung
5. Juni 2024 - Wien, Vienna Ottakring
Veranstaltung: MUSIC AFTER NATURE - Festival für zeitgenössische und alte Musik, Performance
Mitwirkende: Doris Nicoletti (Flöten), Christoph Walder (Horn), N.N. (Performance), Bernhard Gál (Klangregie und Live-Elektronik)
Empfohlene Zitierweise
mica (Aktualisierungsdatum: 16. 5. 2024): Gál Bernhard . Over the Fields and Far Away. In: Musikdatenbank von mica – music austria. Online abrufbar unter: https://db.musicaustria.at/node/210104 (Abrufdatum: 21. 12. 2024).