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Faltis Evelyn

Vorname
Evelyn
Nachname
Faltis
auch bekannt unter
Evelyne Francisca Marianna Wilhelmine Margaretha Faltis
erfasst als
Komponist:in
Interpret:in
Solist:in
Genre
Klassik
Instrument(e)
Klavier
Geburtsjahr
1887
Geburtsort
Trautenau (Trutnov)
Geburtsland
Tschechien
Todesjahr
1937
Sterbeort
Wien

Die Komponistin und Korrepetitorin Evelyn Faltis wurde am 20. Februar 1887 in Trautenau, Böhmen (heute Tschechische Republik) geboren, lebte ab 1918 in Berlin, kehrte um 1933/1934 nach Wien zurück und verstarb hier am 13. Mai 1937.

Evelyn Faltis erhielt ihre Ausbildung zunächst in einem Pariser Internat und studierte später Komposition und Klavier bei namhaften Lehrern wie Eusebius Mandyczewski in Wien, Felix Draeseke und Eduard Reuß in Dresden sowie Sophie Menter in München. Sie schloss 1909 ihr Klavierstudium an der k.k. Akademie für Musik und darstellende Kunst in Wien ab und erhielt für ihre "Phantastische Sinfonie" einen Kompositionspreis des Dresdner Konservatoriums.

Als erste Frau, die als Solokorrepetitorin tätig war, wirkte sie unter anderem bei den Bayreuther Festspielen, in Nürnberg, Darmstadt und an der Städtischen Oper Berlin. Neben ihrer Tätigkeit als Korrepetitorin schuf sie eine Vielzahl von Kompositionen, darunter Klavierkonzerte, Kammermusik, Orgelwerke, Lieder, eine Sinfonie sowie a-cappella-Chorwerke.
Nach biografiA: Faltis Evelyn, abgerufen am 06.11.2024 [http://biografia.sabiado.at/faltis-evelyn/] und Oesterreichisches Musiklexikon online - Uwe Harten (2002): Faltis, Evelyn, abgerufen am 06.11.2024 [https://musiklexikon.ac.at/0xc1aa5576_0x0001cd11]

"Als Komponistin wirkte Evelyn Faltis vermutlich nur bis zu ihrer Berliner Anstellung 1924 (vgl. Marx 2001). Dabei entstanden während ihrer Studienzeit und in der ersten Zeit danach vorwiegend größer besetzte Werke wie z. B. die bereits genannte "Phantastische Sinfonie" für Orchester, eine Symphonische Dichtung "Hamlet" sowie das Klavierkonzert op. 3, während sie sich in späteren Jahren eher der Kammermusik und dem Lied zuwandte – möglicherweise auch aus aufführungspraktischen Überlegungen heraus. Zu ihren kammermusikalischen Kompositionen zählen mehrere Werke für Violine und Klavier, darunter das "Andante und Slavischer Tanz" und die Violinsonate d-Moll sowie zwei Klaviertrios und zwei Streichquartette. Unter ihren Liedern finden sich neben mehreren Sammlungen mit Einzelliedern auch "Zwei geistliche Lieder", "Sechs Zigeunerlieder" sowie die posthum erschienenen "Lieder fernen Gedenkens". Ab ca. 1913 wurden die meisten der heute bekannten Kompositionen von Evelyn Faltis im Berliner Verlag Ries & Erler verlegt, darunter allein 1921 vier größere Liedsammlungen (op. 7, op. 8, op. 10 und op. 12a)."
Silke Wenzel (2009): Evelyn Faltis. In: MUGI. Musikvermittlung und Genderforschung, abgerufen am 06.11.2024 [https://mugi.hfmt-hamburg.de/receive/mugi_person_00000235]

Auszeichnungen

Königliches Konservatorium zu Dresden (Deutschland): Kompositionspreis (Fantastische Sinfonie)

Ausbildung

Klosterschule L'Assomption, Paris (Frankreich): Schülerin

1905–1909 k.k. Akademie für Musik und darstellende Kunst Wien: Konzertfach Klavier (Hugo Reinhold), Kontrapunkt (Robert Fuchs), Instrumentenkunde (Eusebius Mandyczewski), Kammermusik, Akkompagnieren, Partiturlesen - Abschlussdiplom für Klavier
1908–1909 k.k. Akademie für Musik und darstellende Kunst Wien: Hauptfach Komposition (Richard Heuberger)
19091913 Königliches Konservatorium zu Dresden (Deutsches Reich): Komposition (Felix Draeseke, Eduard Reuß)
19131916 München (Deutsches Reich): Privatunterricht Klavier (Sophie Menter)

Tätigkeiten

1905–1924 zeitliche Beschränkung ihres kompositorischen Schaffens
1913–1914 Korrepetitorin an bekannten deutschen Theatern, bspw.: Stadttheater Nürnberg, Königliches Theater Darmstadt
1913–1923 Verlag Ries & Erler, Berlin (Deutsches Reich): Drucklegung ihrer Werke
1914–1933 Bayreuther Festspiele (Deutsches Reich): Korrepetitorin, Solistin
1933 Übersiedelung von Berlin nach Wien
1924–1937 Deutsche Oper Berlin/Städtische Oper Berlin (Deutsches Reich): Solo-/Chorrepetitorin

Aufführungen (Auswahl)

1909 Konzert der Kompositionsklasse - k.k. Akademie für Musik und darstellende Kunst Wien: Sonate h-moll für Klavier (UA)

Pressestimmen (Auswahl)

05. Dezember 1923
"Man kann den Ernst und die Zielsicherheit nicht genug angerkennen, mit der Evelyn Faltis ihre Kompositionen aufbaut. Welche Frau schafft gediegene Kammermusik und wertvolle Orgelstücke? Eine durchaus männlich wirkende Kraft der Entwicklung und Steigerung auf der einen Seite, auf der anderen die Fähigkeit, weichere und tiefere Stimmungen auszuschöpfen! Das vorliegende Stück hat in der einleitenden Fantasie homphon vollgriffige Satzweise, in der Fuge erkennt man die vorausgegangene strenge Schulung im Kontrapunkt unserer klassischen Meister. Mit dem "Dies Irae" schliesst das der Empfehlung würdoge Werk breit und wuchtig ab."
Signale für die musikalische Welt, 81. Jg/Nr. 49: Orgelliteratur, S. 1692 (Karl Westermeyer, 1923), online abrufbar unter: ANNO Historische Zeitungen und Zeitschriften: https://anno.onb.ac.at/

09. Jänner 1914
"Eine Komposition von Frl. Evelyn Faltis, die uns an diesem Tag durch das Piano ihre Kunst vermittel­te, gab Thilde Reuß-Walsch besondere Gelegenheit, ihre prachtvolle Stimme zu entfalten, sodaß die Zu­hörer stürmisch eine Wiederholung forderten und laute Freude äußerten, als Komponistin und Interpretin sich gegenseitig beglückwünschten [...]. Meisterhaft war, was uns Evelyn Faltis aus München auf dem Piano bot und die junge Künstlerin griff scharf in die Tasten. Die Fantasie nach einer Dantelesung von Liszt zeigte großes Können, fabel­haftes Beherrschen der Technik und Packenden Vortrag. "Der hl. Franziskus auf den Wogen schreitend", eben­falls von Liszt, zeigte dies noch viel mehr. Im Beginn ein Choral, wuchsen die Töne nach und nach zu einem genialischen Tongemälde an, wie ein in seinen tiefsten Tiefen aufgewühltes Meer, und wieder: wie Glocken­geläute, volles, weithinschallendes, wie aus einer ver­sunkenen Stadt schlugen sie aus den Tasten, schwollen an und verebbten, hinreißend, voll und ganz den Zu­hörer in Besitz nehmend. Welch hohe Gedanken müssen es sein, welche Kraft der Empfindung, die Liszt in diese Klänge legte, welch hohe Kunst, welch rastloses Lernen aber muß ein Künstler betreiben, um wie Evelyn Faltis solch ein Werk so machtvoll zu beherrschen."
Österreichische Volkszeitung, 42. Jg/Freitag Nr. 2: Aus nah und fern, S. 7, online abrufbar unter: ANNO Historische Zeitungen und Zeitschriften: https://anno.onb.ac.at/

Literatur (Auswahl)

1929 Einstein, Alfred: Faltis, Evelyn. In: Hugo Riemanns Musik-Lexikon. Berlin: Hesse, 11. Aufl. Online abrufbar unter: https://rme.rilm.org/rme/stable/525497.
1987 Cohen, Aaron I.: FALTIS, Evelyn. In: International encyclopedia of women composers. New York, NY [u.a.]: Books & Music, 2. Aufl. Online abrufbar unter: https://rme.rilm.org/rme/stable/499544.
1994 Schmid, Birgitta Maria: Faltis, Evelyn. In: Sadie, Julie Anne / Samuel, Rhian (Hg.): The New Grove Dictionary of Women Composers. London: Macmillan Press, S. 163.
1995 Schick, Philippine. Führt unsere Komponistinnen auf! In: Neue Deutsche Frauenzeitschrift 1940, Heft 1, S. 46. Wiederabdruck in: Friedel, Claudia (Hg.): Komponierende Frauen im Dritten Reich. Versuch einer Rekonstruktion von Lebensrealität und herrschendem Frauenbild. Münster/Hamburg: LIT-Verlag, S. 81.
2001 Marx, Eva: Faltis Evelyn. In: Marx, Eva / Haas, Gerlinde (Hg.): 210 österreichische Komponistinnen vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Wien/Salzburg: Residenz Verlag, S. 133–136.
2010 Evelyn Faltis. In: McVicker, Mary Frech: Women Composers of Classical Music - 369 Biographies from 1550 into the 20th Century. Jefferson/London: McFarland & Company, Inc., S. 191.

Eigene Publikationen (Auswahl)
1928 Faltis, Evelyn: Der weibliche Korrepetitor am Theater. In: Fliegel, Alice (Hg.): Das Goldene Buch der Mädchen. Berlin: Eigenbrödler Verlag, S. 135–145.

Quellen/Links

biografiA: Faltis Evelyn
Oesterreichisches Musiklexikon online - Uwe Harten (2002): Faltis, Evelyn
Oesterreichisches Biographisches Lexikon: Faltis, Evelyn (1890-1937), Komponistin
Wikipedia: Evelyn Faltis (deutsch)
Wikipedia: Evelyn Faltis (englisch)
Klassika: Evelyn Faltis
MUGI. Musikvermittlung und Genderforschung: Evelyn Faltis
Certosa Verlag: Faltis, Evelyn
IMSLP: Faltis, Evelyn
Bayrische Staatsbibliothek: Nachlass[verzeichnis] Faltis, Evelyn (1887-1937) Solorepetitorin Ana 526 
Familie: Johann Faltis (Großvater), Carl Johann Faltis (Vater), Maria Anna Cäcilia Magdalena (geb. Wiesenburg, Mutter) 

Empfohlene Zitierweise
mica (Aktualisierungsdatum: 11. 12. 2024): Biografie Evelyn Faltis. In: Musikdatenbank von mica – music austria. Online abrufbar unter: https://db.musicaustria.at/node/210579 (Abrufdatum: 27. 12. 2024).

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