"Hilde Hager-Zimmermann wurde am 17. April 1907 in Rosenthal (Böhmerwald) geboren. Ihr Vater war Lehrer, Organist und Kirchenchorleiter. Bei ihm erlernte sie das Orgelspiel. Ausbildung zur Lehrerin in Budweis, heiratete aber 1928 den Arzt Karl Hager, weshalb sie nie als Lehrerin arbeitete. Sie studierte Klavier, Geige und Gitarre. Ab 1957 konnte sie ihre Lieder und Chöre öffentlich vortragen. Weitere Studien am Brucknerkonservatorium in Linz und bei Prof. Alfred Uhl in Wien. Ab 1966 Veröffentlichung ihrer Werke. Schuf über 1000 Lieder und Chöre. Nach der Pensionierung ihres Mannes Umzug nach Linz (1964)."
SAIS – Steyrer Archivinformationssystem: Hager-Zimmermann, Hilde, abgerufen am 29.08.2024 [https://sais.steyr.gv.at/index.php/hager-zimmermann-helga]
"Spielte schon als Siebenjährige während der sonntäglichen Nachmittagsmesse die Orgel. Sie erhielt nur eine Aushilfsstelle als Lehrerin. 1940 folgte sie ihrem Mann nach Krumau. Nach Kriegsende floh sie mit ihrem Mann nach Österreich, lebte in Kirchdorf an der Krems, ab 1949 in Steyr und ab 1959 in Eferding. Sie bildete sich kontinuierlich weiter und begann zu komponieren. Ihre Domäne war vor allem das Kunstlied. Zu Beginn der 1960er Jahre wurde sie als "Liederfürstin aus dem Böhmerwald" für den ORF entdeckt. Nach einem Oberschenkelhalsbruch im Jahre 1990 war sie auf fremde Hilfe angewiesen, lebte zuletzt im Altersheim in Steyr."
biografiA: Hager-Zimmermann Hilde, abgerufen am 29.08.2024 [http://biografia.sabiado.at/hager-zimmermann-hilde/]
- Stilbeschreibung
"Hilde H. Z.s Domäne ist unbestritten das Kunstlied, für das sie bevorzugt den hohen Sopran vorsieht, getragen von einer recht eigenständigen Klavierbegleitung, die "vielfach als selbständige Komposition bestehen könnte" [...]. Die Bewältigung "des meist orchestral gestalteten Klavierpartes" [...] sei keine leichte Aufgabe für den Pianisten. Ihre Lieder zeugten "von profunder Stimm- und Satzkenntnis sowie "von einem tiefen Empfinden im Sinne einer Romantik, die auch heute unmittelbar anspricht" [...]. Hilde H. Z. selbst differenziert zwischen "Kunstlied" und "kleinem Lied", das als Vokalminiatur angelegt, gegenüber ersterem eine entschieden geringere Eigenständigkeit des Klavierparts aufweist. Innerhalb ihres Liedschaffens bildet das volksliednahe Lied - bevorzugt auf Mundartdichtungen des südmährischen und südböhmischen Sprachraums sowie der Region um Steyr - einen entscheidenden Schwerpunkt. Der Bogen der ihren Vertonungen zugrundeliegenden Texten reicht indes von Gedichten lyrischen, idyllischen, anthroposophischen und religiösen Inhalts über Balladen und Sagen bis hin zu Texten der sog. Regensburger Schriftstellergruppe. Entsprechendes gilt für die ihren Chorwerken zugrundeliegenden Texte. Innerhalb ihrer Chorkompositionen überwiegen entschieden die (meist 4st.) A-Capella-Chöre gegenüber denjenigen mit instrumentaler Begleitung. Neben dem gem.Ch., dem ihre Vorliebe gilt, schrieb sie eine beachtliche Anzahl von MCh. Dem umfangreichen Vokalwerk steht ein nur wenige Kompositionen umfassendes Instrumentalwerk gegenüber (11 Kl.-Werke, 5 kammermusikalische Werke). Sie habe, schreibt. O. Capellmann [...] nicht nur in der Vokalmusik, sondern "auch im Instrumentalen ihre eigene Tonsprache gefunden"."
Eva Marx (2001): Hager-Zimmermann Hilde (geb. Zimmermann, verh. Hager). In: Marx, Eva / Haas, Gerlinde (Hg.): 210 österreichische Komponistinnen vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Salzburg/Wien: Residenz Verlag, S. 180–181.- Auszeichnungen
1973 Stadt Passau (Deutschland): Kulturpreis für Böhmerwäldler
- Ausbildung
1913–1918 Rosenthal im Böhmerwald (Österreichisch-Ungarische Monarchie): Besuch der Volksschule
1918–1921 Linz: Besuch der Bürgerschule
1922–1925 Deutsche Lehrerbildungsanstalt Budweis (Tschechoslowakische Republik): Lehrerausbildung (Gesang, Klavier, Gitarre, Violine) (Rudolf Leberl) - Matura mit Auszeichnung
1929–1940 Budějovice (Tschechoslowakische Republik): Privatunterricht Klavier (Isolde Liebl)
1929–1940 Fernunterricht Harmonielehre
1945–1950 Stift Schlierbach: Orgelmusikkurs, Harmonielehre
1961–1964 Musikakademie Wien: Komposition, Harmonielehre (Alfred Uhl)Bruckner-Konservatorium Linz: Kompositionsseminar
- Tätigkeiten
1914–1918 Maria-Hilf-Kapelle, Rosenthal im Böhmerwald (Österreichisch-Ungarische Monarchie): Organistin bei täglichen Kriegsandachten, Gottes-/Segensdiensten
1925 Rožmitál na Šumavě (Tschechoslowakische Republik): Scheitern der Anstellung im öffentlichen Schuldienst wegen ihrer ethnischen Zugehörigkeit
1925–1940 Ortskirche Rožmitál na Šumavě (Tschechoslowakische Republik/Protektorat Böhmen und Mähren): musikalische Gestalterin der Gottesdienste (ehrenamtlich), Orgeldienste
1928–1990 Ehe mit dem Arzt Karl Hager
1940–1945 Krumau (Ostmark): Niederlassung aufgrund des Berufes ihres Mannes; Kindererziehung, Haushaltsführung
1943–1945 Krumau (Ostmark): wertvolle musikalische Impulse durch den Komponisten Isidor Stögbauer
1945 Emigration wegen gefürchteter Übgergriffe auf die deutsche Bevölkerung nach Kriegsende
1945–1950 Kirchdorf an der Krems: Kindererziehung, Haushaltsführung
1950 Annahme der österreichischen Staatsbürgerschaft
1950–1959 Steyr: Niederlassung aufgrund des Berufes ihres Mannes
1950–1959 Kirche Steyr-Münichholz: ehrenamtliche Orgeldienste (bspw. Hochämter, Begleitung des Kirchenchors)
1957 öffentliches Debüt als Komponistin
1959–1964 Eferding: Niederlassung aufgrund des Berufes ihres Mannes
1959–19?? Komponistin von Liedern/Chören (u. a. mit eigenen Texte, Franz Karl Ginzkey, Gerhart Hauptmann, Adalbert Stifter)
1960–1985 Österreichischer Rundfunk – ORF: Entdeckung/Bekanntheit als "Liederfürstin aus dem Böhmerwald"; Aufführung ihrer Werke bei ORF-Konzerten, Aufzeichnungen, Regionalprogramm
1963–2002 AKM Autoren, Komponisten und Musikverleger: Mitglied
1964–1990 Linz: Niederlassung nach der Pensionierung ihres Mannes
1990 Komposition ihres letzten fertiggestellten Liedes "Die Rast" zu eigenem Text
1990–2002 Steyr: Niederlassung nach dem Tod ihres MannesFörderung ihrer Werke u. a. durch: Sudentendeutsche Landsmannschaft, Bund der Böhmerwäldler, Verein der heimattreuen Böhmerwälder
Mitglied in den Ensembles
1922–1925 Deutsche Liedertafel Budweis (Tschechoslowakische Republik): Sängerin- Aufführungen (Auswahl)
1966 Fröhlich-Quartett, Dunklhof zu Steyr: Serenade für Streichquartett (UA)
1982 Lilo Sofka-Wollner (voc), Kulturzentrum Ursulinenhof Linz: Mutter Maria (UA)
1997 Altes Theater Steyr: Festkonzert anlässlich des 90. Geburtstags
2023 Alliance Quartett Wien: Robert Olisa Nzekwu (vl), Maria Oczkowska (vl), Raphael Handschuh (va), Johanna Kotschy-Appel (vc), ÖNB-Musiksalon: "Österreichische Komponistinnen des 20. Jahrhunderts", Wien: Serenade für Streichquartett- Pressestimmen (Auswahl)
31. Oktober 2002
"Wieder mußten wir von einer großen Böhmerwäldlerin Abschied nehmen. Frau Hilde Hager-Zimmermann ist am 21. September d. J. verstorben und wurde, ihrem Wunsch entsprechend, im engsten Familienkreis beigesetzt. Frau Hilde Hager-Zimmermann wurde am 17. April 1907 in Rosenthal im Böhmerwald geboren. Sie besuchte die deutsche Lehrerbildungsanstalt in Budweis, wo sie mit Auszeichnung maturierte. 1928 heiratete sie den Distriktarzt Dr. Karl Hager, mit dem sie drei Kinder hatte. 1945 wurde die Künstlerin mit ihrer Familie aus der Heimat vertrieben, dadurch gingen ihre ersten Kompositionen verloren. Nach vielem Leid und auf Umwegen fand die Komponistin eine Bleibe in Steyr. 1957 trat sie erstmals mit Liedvertonungen an die Öffentlichkeit. Der gute Erfolg und die hervorragenden Kritiken ermutigten sie zu weiteren Aufführungen von Kunstliedern und Instrumentalmusik. Auch das Ausland interessierte sich für ihre Kompositionen; es folgten Aufführungen in der BRD, Frankreich, Italien und Ungarn. Für ihr reichhaltiges, erfolgreiches Schaffen wurden ihr viele Preise verliehen, unter anderem erhielt sie 1973 den Kulturpreis der Stadt Passau. Sie war auch immer bestrebt, sich weiterzubilden und besuchte das Konservatorium in Linz und die Musikhochschule in Wien. Über 1000 Lieder sowie Chöre, Kammermusik und Klavierwerke entsprangen ihrer Feder. Sie vertonte neben eigenen Gedichten auch Hans Watzlik, Franz K. Ginzkey, Gerhart Hauptmann und Adalbert Stifter. Durch den Sudetendeutschen Singkreis, der immer wieder ihre Kompositionen bringt, wird uns Hilde Hager-Zimmermann unvergessen bleiben."
Sudetenpost 48. Jg./Folge 21: Verband der Böhmerwäldler in OÖ. (Hilde Rinmüller, 2002), S. 14, abgerufen am 03.10.2024 [http://www.sudetenpost.eu/apachePDFViewer/web/viewer.html?file=http://www.sudetenpost.eu/Archiv/2002/21.pdf#search=%22Hager-Zimmermann%22]08. August 1974
über: Hilde Hager-Zimmermann: Meditation (LP)
"Frau Hilde Hager-Zimmermann [...] hat ihre erste Schallplatte "Meditation", sechs Lieder für Sopran und Klavier, herausgebracht [...]. Die ausgewählten Gedichte K. L. Bibergers sind von ätherischer Leichtigkeit, ihre unaufdringliche poetische Eleganz fasziniert. Seine Lyrik zu vertonen, stellt von vornherein ein schwieriges Unterfangen dar. Es setzt hohes Einfühlungsvermögen, empfindsames Verständnis für textliche Nuancen und Lautungen sowie für metaphysische Bezüge voraus. Frau Hager-Zimmermann ist diese Leistung gelungen. Sie vollzieht die lyrische Stimmung, das Schreiten und Verweilen, das Aufzeigen und Besinnen spontan mit, paßt sich der textlichen Melodieführung hervorragend an, bringt den zauberhaften Klang der Bibergerschen Lyrik durch adäquate Phrasierungen zum Klingen, fügt ihre wortmalenden Elemente im Stile Hugo Wolfs und Max Regers, jedoch ohne Spur von Epigonalität, zu einer totalen Geschlossenheit zusammen, sodaß jedes Gedicht unter ihren Händen zu einer fein ausgewogenen Figuration heranreift [...]. Damit wird eine Schallplatte vorgelegt, die man gerne empfiehlt [...]."
Sudetenpost 20. Jg./Folge 15/16: Empfehlenswerte "Meditation" (Ernst B. Hauschka, 1974), S. 4, abgerufen am 03.10.2024 [http://www.sudetenpost.eu/apachePDFViewer/web/viewer.html?file=http://www.sudetenpost.eu/Archiv/1974/16.pdf#search=%22Hager-Zimmermann%22]14. März 1967
"In den nächsten Tagen vollendet unsere Landsmännin, die Komponistin Hilde Hager-Zimmermann, ihr sechzigstes Lebensjahr. Die aus Rosenthal im Böhmerwald stammende Künstlerin hat sich besonders durch ihre Liedkompositionen - es sind deren über 500 - einen Namen gemacht. Ihre Liebe zur alten Heimat bringt es mit sich, daß die Vertonung von Gedichten sudetendeutscher Dichter - Hans Watzlik, Zephyrin Zettl, R. M. Rilke, F. K. Ginzkey, Wilhelm Pleyer, Franz Liebl, Karl Winter, Heinrich Micko, Karl Bacher - um nur die bekanntesten zu nennen - in ihrem Musikschaffen einen breiten Raum einnimmt. Ob es sich dabei um Mundart- oder Schriftdeutschdichtung, um ein Scherzgedicht, um ein Sehnsuchtslied nach der verlorenen Heimat oder um Liebeslyrik handelt, immer findet die Komponistin den der Aussage entsprechenden Ton und die passende Form, bald die des gemischten oder Männerchores, bald des Einzelgesanges mit Klavierbegleitung. Eindrucksvoll ist der enorme Reichtum an melodischen Einfällen und die einfühlsame Anpassung an den Wesens- und Stimmungsgehalt des vertonten Textes."
Sudetenpost 13. Jg./Folge 7: Kulturnachrichten, S. 3, abgerufen am 03.10.2024 [http://www.sudetenpost.eu/apachePDFViewer/web/viewer.html?file=http://www.sudetenpost.eu/Archiv/1967/7.pdf#search=%22Hager-Zimmermann%22]- Diskografie (Auswahl)
2001 Lieder und Romantische Suite - Nina Krösswang, Annika Fransson, Regina Winkelmayr, Roland Maderböck, Thomas Kerbel (Hiltraut Dräxler)
1974 Hilde Hager-Zimmermann: Frühlingsgeschenk - Anneliese Sindelar, Doris Dräxler (LP; Lorby)
1974 Hilde Hager-Zimmermann: Meditation - Christine Pernpeintner, Eberhard Kraus (LP; Lorby)- Literatur
1987 Cohen, Aaron I.: HAGER-ZIMMERMANN, Hilde. In: International encyclopedia of women composers. New York, NY [u.a.]: Books & Music, 2. Aufl. Online abrufbar unter: https://rme.rilm.org/rme/stable/525523.
1997 Günther, Bernhard (Hg.): Mathilde Kralik von Meyrswalden. In: Lexikon zeitgenössischer Musik aus Österreich: Komponisten und Komponistinnen des 20. Jahrhunderts. Wien: Music Information Center Austria, S. 112.
1998 Ruppitsch, Susanne: Hilde Hager-Zimmermann: Portrait einer oberösterreichischen Komponistin. Wien: Hochschule für Musik und darstellende Kunst. Diplomarbeit.
2001 Marx, Eva: Hager-Zimmermann Hilde (geb. Zimmermann, verh. Hager). In: Marx, Eva / Haas, Gerlinde (Hg.): 210 österreichische Komponistinnen vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Salzburg/Wien: Residenz Verlag, S. 177–189.
o.J. Himmelbauer, Regina / Hager-Zimmermann, Hilde: Kinder, Küche und Klavier: Ein Portrait der oberösterreichischen Komponistin Hilde Hager-Zimmermann. Wien: Tritonus Musikedition.- Quellen/Links
biografiA: Hager-Zimmermann Hilde
SAIS – Steyrer Archivinformationssystem: Hager-Zimmermann, Hilde
Österreichische Nationalbibliothek: Nachlass Hilde Hager-Zimmermann
Empfohlene Zitierweise
mica (Aktualisierungsdatum: 20. 11. 2024): Biografie Hilde Hager-Zimmermann. In: Musikdatenbank von mica – music austria. Online abrufbar unter: https://db.musicaustria.at/node/210587 (Abrufdatum: 21. 11. 2024).