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Schoberlechner Annie

Vorname
Annie
Nachname
Schoberlechner
auch bekannt unter
geb. Meisl ; Pseud. Beer
erfasst als
Komponist:in
Ausbildner:in
Musikpädagog:in
Autor:in
Genre
Volksmusik/Volkstümliche Musik
Neue Musik
Instrument(e)
Klavier
Geburtsjahr
1888
Geburtsort
Wien
Geburtsland
Österreich
Todesjahr
1961

"[...] Ihre pianistische Ausbildung erhielt Schoberlechner privat bei Hugo Reinhold, Richard Robert und Helene Lampl-Eibenschütz, weiters betrieb sie musiktheoretische Privatstudien bei Richard Stöhr und Alexander Burgstaller. Wann sie die Staatsprüfung für Klavier ablegte, ist nicht bekannt. 1910 heiratete sie den praktischen Arzt Dr. Felix Schoberlechner (1877-1946), im gleichen Jahr kam der gemeinsame Sohn Felix zur Welt. Das Ehepaar ging jedoch bald wieder getrennte Wege und die Ehe wurde 1915 geschieden.

Die als Pianistin und Klavierlehrerin tätige Schoberlechner wurde 1932/33 erstmalig mit der Abhaltung eines Volkstümlichen Kurses (einem der Öffentlichkeit zugänglichen Weiterbildungsangebot der mdw) über "Praktische Einführung in das Studium von Bach's 'Wohltemperiertem Klavier'" an der mdw (damals Staatsakademie für Musik und darstellende Kunst in Wien) betraut. Von 1933/34 bis 1937/38 hielt sie Kurse zu "Didaktik des Klavierspiels". In diesem Zeitraum erschienen die von ihr herausgegebenen Klavierschulen "Klassisches Klavieralbum für die Jugend" (1936) und "Romantisches Jugend-Album für Klavier allein" (1937). Ob sie nach dem 'Anschluss' 1938 noch unterrichtete, ist nicht bekannt.

1938 wurde Schoberlechner aus der Reichsmusikkammer ausgeschlossen und war in der Zeit des nationalsozialistischen Regimes zweimal interniert. Ihre seit 1928 verwitwete Mutter wurde am 20. Juni 1942 aus dem Altersheim in der Seegasse nach Theresienstadt (Terezín, CZE) deportiert und hat die Shoah nicht überlebt. Schoberlechners nach Ungarn geflohener Neffe Hans Ernst Fuchs wurde ebenfalls Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung.
Von 1947/48 bis 1948/49 war Schoberlechner als Lehrbeauftragte für Klavierpädagogik bzw. Klaviermethodik am Seminar für Musikerziehung des Mozarteums in Salzburg tätig. 1948 erschien die von ihr verfasste Klavierschule "Reise in das Wunderland der Musik. Klavierschule für Klein und Groß".

Annie Schoberlechner starb am 12. Oktober 1961 in Lofer."
Erwin Strouhal: Annie Schoberlechner (2024). In: Gedenkbuch für die im Nationalsozialismus verfolgten Angehörigen der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, abgerufen am 26.02.2025 [https://gedenkbuch.mdw.ac.at/gedenkbuch/persons/3152afd6-8665-411d-b4e9-c706afaf3c74/)]

Ausbildung

Wien: Privatunterricht Klavier (Hugo Reinhold, Richard Robert, Helene Lampl-Eibenschütz), Musiktheorie (Richard Stöhr, Alexander Burgstaller)
Lyzeum für Beamtentöchter, Wien: Abschluss
Wien: Staatsprüfung Klavier

Tätigkeiten

1932–1938 Staatsakademie für Musik und darstellende Kunst Wien: Dozentin (Volkstümliche Musik, Didaktik, Klavier)
1938 Ausschluss aus der Reichsmusikkammer, Berufsverbot aufgrund "rassischer Belastung"
1947–1949 Seminar für Musikerziehung - Universität Mozarteum Salzburg: Lehrbeauftragte (Klavierpädagogik, Klaviermethodik)
1947–1961 AKM Autoren, Komponisten und Musikverleger: Tantiemenbegünstigte, Mitglied

Wien: Privatlehrerin (Klavier)
Mitglied diverser Organisationen, u. a. bei: Arbeitsgemeinschaft der Musikerzieher Österreichs, Österreichischer Musikpädagogischer Verband

Pressestimmen (Auswahl)

18. November 1948
"lmmer wieder machen Musiklehrer die Erfahrung, daß auch sehr musikalische, mit Lust und Liebe an das Musikstudium, besonders an das Klavierspiel herangehende Kinder auf einmal bei den mechanischen Aufgaben zu ermüden beginnen und so die erste Lernkrise ihren Anfang nimmt. Die kindliche Seele, der die geheimnisvollen schwarzen und weißen Klaviertasten eine Märchen- und Wunderwelt dünkten, schreckt vor der prosaischen Wirklichkeit des Notenlernens, den Schwierigkeiten des Fingersatzes zurück und es dauert oft lange, bis sich die richtige Ambition wieder einstellt. Nun hat die Musikpädagogin Annie Schoberlechner mit ihrer, bei Universal Edition erschienenen Klavierschule, betitelt »Reise in das Wunderland der Musik, des trockenen Tones satt, auf wahrhaft originelle Weise versucht, diese Probleme zu lösen [...]. Das ist die Schöpfung einer sich auf die kindliche Psyche genau verstehenden Pädagogin, die vor allem die Liebe zur Musik und Lust am Lernen zu wecken versteht [...]."
Wiener Zeitung 241. Jg./Nr. 270: Lerne spielend Musik, S. 4, online abrufbar unter: ANNO Historische Zeitungen und Zeitschriften: https://anno.onb.ac.at/

10. November 1936
"Annie Schoberlechner: "Klassisches Klavieralbum für die Jugend", ein Sammelwerk leichter Klavierstücke "in fortschrei­tendem Schwierigkeitsgrad für die Unterstufe", ist wesentlich leichter als das vorbesprochene. Die Herausgeberin beabsichtigte mit ihrer Sammlung die Schaffung einer auf "alter" Musik beruhen­den Vorschule für das Studium großer Sonaten. Dank der feinen Auswahl aus der Literatur von rund 150 Jahren vor und bis hinauf zu Beetho­ven und Schubert, dank mancher Andeutungen über den Ausbau der einzelnen Stücke wird Annie Schoberlechner ihre Absicht auch gelingen, soferne noch obendrein seitens des Lehrers das Möglichste dazu beigetragen wird, daß beim Schüler nicht bloß Verständnis, sondern Freude geweckt wird, das ihm Gebotene sauber und gewissenhaft wiederzugeben."
Allgemeiner Tiroler Anzeiger 29. Jg./Nr. 260: Neue Klaviermusik: Annie Oberlechner, S. 8, online abrufbar unter: ANNO Historische Zeitungen und Zeitschriften: https://anno.onb.ac.at/

Literatur

1938 Raabe, Peter: Ausschlüsse aus der Reichsmusikkammer [29. Nov. 1938]. In: Amtliche Mitteilungen der Reichsmusikkammer, Jg. 5/Nr. 24 [15. Dez. 1938], S. 83.
1941 Stengel, Theo / Gerigk, Herbert: Lexikon der Juden in der Musik: Mit einem Titelverzeichnis jüdischer Werke. Zusammengestellt im Auftrag der Reichsleitung der NSDAP auf Grund behördlicher, parteiamtlich geprüfter Unterlagen (= Veröffentlichungen des Instituts der NSDAP zur Erforschung der Judenfrage, Bd. 2). Berlin: Bernhard Hahnefeld.
2001 Schoberlechner Annie. In: Marx, Eva / Haas, Gerlinde (Hg.): 210 österreichische Komponistinnen. Vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Ein Lexikon. Wien/Salzburg: Residenz Verlag, S. 525–526.
2024 Strouhal, Erwin: Annie Schoberlechner. In: Gedenkbuch für die im Nationalsozialismus verfolgten Angehörigen der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, abgerufen am 26.02.2025 [https://gedenkbuch.mdw.ac.at/gedenkbuch/persons/3152afd6-8665-411d-b4e9-c706afaf3c74/)].

Eigene Publikationen (Auswahl)
1934 Schoberlechner, Annie: Didaktik des Klavierspiels. Wien: Österreichische Musiklehrerschaft.
1936 Schoberlechner, Annie: Klassisches Klavieralbum für die Jugend: Wien: Universal Edition.
1937 Schoberlechner, Annie: Romantisches Jugend-Album für Klavier allein. Wien/Zürich/London: Universal Edition.
1948 Schoberlechner, Annie: Reise in das Wunderland der Musik. Klavierschule für Klein und Groß. 2 Bände. Wien: Universal Edition.
1949 Schoberlechner, Annie: Neue Wege des Elementarunterrichtes im Klavierspiel. In: Österreichische Musikzeitschrift, Band 4, Heft 1-12 (1949), Wien: Böhlau Verlag, S. 2628.

o. J. Schoberlechner, Annie: Ornamentik der Klavierliteratur.
o. J. Schoberlechner, Annie: Praktischer Aufbau der Tonleiter und des Akkordsystems.
o. J. Schoberlechner, Annie: Graphische Darstellung der Fugen des Wohltemperierten Klaviers v. J. S. Bach. Ein Beitrag zur plastischen Formung der Fugen.
o. J. Schoberlechner, Annie: Wie studiert man Bach'sche Fugen? Analysen samt Zeichnungen der Fugen aus dem Wohltemperierten Klavier von J. S. Bach. Praktische Anweisungen zum Studium.
o. J. Schoberlechner, Annie: Reform des Elementarunterrichtes. Klavierunterricht als Musikerziehung.

Quellen/Links

biografiA: Schoberlechner Annie
Oesterreichisches Musiklexikon online: Schoberlechner (geb. Meisl), Annie
Universal Edition: Annie Schoberlechner

Empfohlene Zitierweise
mica (Aktualisierungsdatum: 6. 3. 2025): Biografie Annie Schoberlechner. In: Musikdatenbank von mica – music austria. Online abrufbar unter: https://db.musicaustria.at/node/212464 (Abrufdatum: 1. 4. 2025).

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