"Umfangreiches kompositorisches Schaffen für Chöre, insbes. auch Frauenchöre. Ihre Werke waren in Radio- und Konzertprogrammen vertreten. Verließ 1938 aus familiären Gründen Wien, um das bisher als Sommersitz wahrgenommene Gut Wojnitz bei Strakonitz als Hauptwohnsitz zu beziehen. Im Zuge der "Enteignungen" der Sudetendeutschen nach 1945 verlor E. W. das Gut und damit die materielle Grundlage ihrer Existenz. Trotz der nach dem Verlassen Wiens entstandenen kulturellen Isolation schuf E. W. in den Jahren 1942 bis 1947 ihre komplexeste Komposition "Svaty Václave", Variationen über den altböhmischen Choral "Heiliger Wenzeslaus"."
biografiA: Wellner elsa, abgerufen am 05.03.2025 [http://biografia.sabiado.at/wellner-elsa/]
- Ausbildung
1883–1900 Pilsen (Königreich Böhmen/Österreich-Ungarn): Privatunterricht Klavier
1900 Deutsches Mädchenlyzeum Pilsen (Königreich Böhmen/Österreich-Ungarn): Abschluss
1900–19?? Universität Wien: Geologie - Studium für einige Semester
1901–19?? Wien: Privatunterricht Kontrapunkt/Komposition (Eusebius Mandyczewski), Privatunterricht Orgel/Klavier/Gesang (Susanne Rée)
1906–1907 Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde Wien: Geschichte der Oper (Richard Batka), Geschichte der Musik (Eusebius Mandyczewski), Unterrichtsmethodik für Gesang (Franz Haböck), Instrumentenkunde (Eusebius Mandyczewski) - externe Hörerin
1911–1913 k.k. Akademie für Musik und darstellende Kunst, Wien: Geschichte der Oper (Richard Batka), Unterrichtsmethodik für Gesang (Franz Haböck), Gesangsliteratur (Eusebius Mandyczewski)- Tätigkeiten
1885 Pilsen (Königreich Böhmen/Österreich-Ungarn): erste eigene Komposition
1901–1902 Wien: besonderer Fokus auf vokale Kompositionen komplexer Form (Kanontechnik)
1903–1909 Wien: Umfangreiches kompositorisches Schaffen für Chöre, insbes. Frauenchöre (acapella)
1906–1908 Wien: vermehrte Aufführungen ihrer Werke
1913 C. F. W. Siegels Musikalienhandlung, Leipzig (Königreich Sachsen/Deutsches Kaiserreich): einzige Drucklegung ihrer Werke
1928–1938 Wien: Aufführungen ihrer Werke in Radio, Konzerten
1939–1948 Gut Vojnice u Strakonice (Protektorat Böhmen-Mähren/Deutsches Reich): Hauptwohnsitz, Erziehung der Vollwaisentöchter ihres Bruders
1942–1947 Komposition ihres komplexesten Werks "Svaty Václave" (Variationen über den altböhmischen Choral "Heiliger Wenzeslaus")
1948 Gut Vojnice u Strakonice (Tschechoslowakische Republik): Enteignung aufgrund der Sudetengesetze- Aufführungen (Auswahl)
1918 Margarete Kolbe (vl), Paul Schramm (pf), Marie Hahn-Schramm (vc), Wien: Trio E-Moll (UA)
1926 Emilie Kutschka (ms), (b) Wiener Frauen-Symphonieorchester, Julius Lehnert (dir), Wien: Indische Liebesgesänge (UA)- Pressestimmen (Auswahl)
30. Mai 1930
"Auch die liebenswürdige Begabung der seit 1900 in Wien lebenden Elsa. Wellner, die bei Mandyczewski Theorie studierte, ist in der Wiener Atmosphäre gereift. Frische Melodik und solide Satzkunst zeichnen ihre Arbeiten aus. Außer einer stattlichen Anzahl wertvoller Lieder schrieb sie größere Werke, wie die Passacaglia für großes Orchester, zwei Kantaten "Einsam ist der Mensch'" und "Der Sämann. sät den Samen".
Radio Wien 6. Jg./Nr. 35: Die schaffende Tonkünstlerin (Maria Komorn, 1930), S. 7, online abrufbar unter: ANNO Historische Zeitungen und Zeitschriften: https://anno.onb.ac.at/22. Februar 1926
"Die Uraufführung der "Indischen Liebesgesänge" von Elsa Wellner machte mit einem Werke bekannt, das trotz der meist konventionellen Melodik und Harmonik bedeutendes Können und Talent zeigt, als die Deklamation hervorragend gut behandelt ist; auch Satz und Instrumentation sind vortrefflich. So blieb die warme Aufnahme nicht aus [...]."
Reichspost 25. Jg./Nr. 58: Orchesterkonzerte, S. 6, online abrufbar unter: ANNO Historische Zeitungen und Zeitschriften: https://anno.onb.ac.at/14. Februar 1926
"Jüngst hat dasselbe [Anm.: Wiener Frauen-Symphonieorchester] die Komposition einer Frau zur Aufführung gebracht, die auch auf dem Gebiete des musikalischen Schaffens, das für die Frau bisher noch zumeist Neuland gewesen, eine Eroberung dieses Neulandes bedeutet. Elsa Wellner hat Stellen aus Rabindranath Tagores tiefsinnigem Poem "Der Gärtner" vertont. Orchester und Gesang versetzen uns in die schwermütige, leidenschaftslose, an die Urgründe alles Seins leise herantastende Eigenart dieser indischen Dichtung. Die Komponistin hat sich in echt weiblicher Anpassungsfähigkeit in die Mentalität Tagores eingefühlt und dies in charakteristischen, klangschönen Melodien wiedergegeben. Ihre Komposition und deren Wiedergabe sind ein Ehrenblatt in der Geschichte des Verhältnisses der Frauen zu Frau Musika."
Reichspost 33. Jg./Nr. 45: Die Frauen und Frau Musica (L. M., 1926), S. 12–13, online abrufbar unter: ANNO Historische Zeitungen und Zeitschriften: https://anno.onb.ac.at/05. Februar 1926
"Auf dieser Musikinsel der Frauen kam auch eine weibliche Komponistin zu Worte, Frau Elsa Wellner, die einen Zyklus von Liebesgedichten aus Tagores "Gärtner" für Bariton, Mezzosopran, Streichorchester, zwei Flöten und Harfe komponiert hat. Manches in der Erfassung der Stimmungen, im Instrumentalkolorit, auch in der Führung der Melodie läßt aufhorchen. In den breiter entwickelten Stücken wie insbesondere im letzten Duett, fällt jener Mangel an plastischer Gliederung auf, wie er so oft für weibliche Komposition kennzeichnend ist. Eigentümlich im Falle der Frau Wellner scheint uns namentlich eine gewisse Originalitätssucht, die sich in gehäuftem Wechsel wie Mischung der Taktarten, in nicht immer zielbewußter Modulation, im Zickzack der Melodieführung, hauptsächlich aber in gesangwidrigen Führungen der Singstimmen äußert. Angesichts des unzweifelhaften Talents der Komponistin brauchen solche Ausstellungen nicht unterdrückt zu werden."
Neue Freie Presse (Morgenblatt) Nr. 22053: Feuilleton: Musik (Julius Korngold, 1926), S. 3, online abrufbar unter: ANNO Historische Zeitungen und Zeitschriften: https://anno.onb.ac.at/18. März 1918
"Eine Aufführung moderner Kammermusikwerke, die reine Kunstgenüsse anregten, bot unsere heimische Geigenkünstlerin Margarete Kolbe [...]. Glücklich und vornehm war die Wahl der Komponisten, die da zu Worte kamen. Die idealen Vorzüge, der in der Vollreife ihres Schaffens stehenden Tonkünstler dieses Musikabends Paul Schramm, Robert Gund und Else Wellner, sind vor allem ein ehrliches Bestreben nach einer restlosen Einheit und Durchdringung von Inhalt und Form, klare Durchbildung des Themenstoffes [...]. Eine großartige Steigerung fand das Konzert durch die Wiedergabe des Trios E-Moll von Elsa Wellner, eine Uraufführung gleich der Sonate von P. Schramm. Eine ernste Arbeit und sehr wertvolle Bereicherung der Literatur auf dem Gebiete der Kammermusik. E. Wellner, aus der vortrefflichsten Schule des klassischen Lehrmeisters E. Mandyczewsky, entfaltet als Komponistin eine reiche und gesunde Phantasie und großes Können."
Wiener Neueste Nachrichten 25. Jg./Nr. 11: Konzert Margarete Kolbe, S. 6, online abrufbar unter: ANNO Historische Zeitungen und Zeitschriften: https://anno.onb.ac.at/- Literatur
2001 Marx, Eva: Wellner Elsa. In: Marx, Eva / Haas, Gerlinde (Hg.): 210 österreichische Komponistinnen. Vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Ein Lexikon. Wien/Salzburg: Residenz Verlag, S. 397–404.
2023 Fuchs, Walter (Hg.): Die Wellner, abgerufen am 05.03.2025 [https://archive.org/details/buch-wellner-2023].- Quellen/Links
biografiA: Wellner Elsa
Oesterreichisches Musiklexikon online: Wellner, Elsa
Wikipedia: Elsa Wellnerová (tschechisch)
Empfohlene Zitierweise
mica (Aktualisierungsdatum: 6. 3. 2025): Biografie Elsa Wellner. In: Musikdatenbank von mica – music austria. Online abrufbar unter: https://db.musicaustria.at/node/212480 (Abrufdatum: 1. 4. 2025).