Bert Breit © Matthias Breit
Bert Breit wurde 1927 in Innsbruck geboren. Nach dem Besuch der Volksschule und des Gymnasiums in Innsbruck kam er mit 17 Jahren in politische Haft, da er sich in einer Widerstandsgruppe gegen die Nazis engagierte. Nach dem Zweiten Weltkrieg studierte er in Innsbruck Musik und schloss sein Studium im Mozarteum in Salzburg ab. Durch ein Stipendium kam er nach Paris und nahm später Unterricht bei Carl Orff. Den Kammerchor "Walther von der Vogelweide" leitete er seitdem er 19 Jahre alt war und blieb dem Chor 15 Jahre lang treu.
Seine Karriere als Journalist begann bei ORF Tirol, wo er die Abteilung "Ernste Musik" leitete. Sein Engagement nahm sich zudem sozialen und politischen Themen an. So filmte er Dokumentationen und produzierte Radiosendungen, bei denen er sich Problemen der Minderheiten und sozialen Randgruppen widmete. Neben seinem zahlreichen Filmmusiken, stand er auch selbst als Schauspieler vor der Kamera. Zum Beispiel in dem Film "Tatort: Himmelfahrt", wofür er zudem die Musik komponierte. Im Jahr 2004 verstarb der Komponist, Journalist, Filmemacher, Schauspieler und Zeichner in seiner Heimatstadt Innsbruck.
Stilbeschreibung
"Bert Breit ist Komponist von absoluter Musik, aber auch von Gebrauchsmusik für Radio und Fernsehen, Bühne und Film. Er schreibt für verschiedenste Besetzungen, vom Solo bis zum Symphonieorchester, auch in Verbindung mit elektronischen Klängen und Geräuschen aus der Arbeitswelt (z.B. in seiner Radiophonie "Tangenten"). In der Musik liebt Bert Breit eine bestimmte Virtuosität, die motorische Energie schneller Sätze, er mag tänzerische Bewegung und als Gegensatz die nachdenkliche Tiefe. Er versteht es, in seiner Sprache unterschiedliche Stile - von der Volksmusik bis zu quasi Barockem oder zu Rockmusik - mit Formen und Mitteln neuer Musik zu verbinden. Charakteristisch in seiner Musik sind Schärfe, Kontur, Tempo und Gefühl ohne Sentimentalität. Das Klangbild seiner Musik ist dissonant und expressiv, berücksichtigt die Ordnung der Obertöne, wobei Mehr-Tonalität oft strukturbildend eingesetzt wird. Bert Breit ist ein Musiker, der eine humane Botschaft vermittelt. Sein gesamtes Schaffen thematisiert soziale und politische Anliegen. Für ihn ist Kunst nicht abgehoben vom Leben zu verstehen."
Othmar Costa (1995), zitiert nach: Günther, Bernhard (1997) (Hg.): Lexikon zeitgenössischer Musik aus Österreich: Komponisten und Komponistinnen des 20. Jahrhunderts. Wien: music information center austria, S. 303–304.
Auszeichnungen
1991 Circom-Preis vom Französischen Fernsehen (FR 3) für die Fernsehdokumentation "Ich bin nicht behindert, ich kann reden"
1997 Bundeskanzleramt Österreich Kunst und Kultur Würdigungspreis für Musik
1998 Amt der Tiroler Landesregierung Tiroler Landespreis für Kunst
Französisches Institut Innsbruck: Stipendium für Studien in Paris
Ausbildung
1945 Innsbruck Musikstudium
1945 Universität Mozarteum Salzburg: Komposition Keller Wilhelm
1951 - 1952 Paris Institut Français für Studien Schaeffer Pierre
Innsbruck Französisches Kulturinstut Innsbruck: Begegnung mit Musique concrète
Privatunterricht Orff Carl
Tätigkeiten
1946 erste Versuche mit Geräuschen Musik zu machen
1946 - 1961 Kammerchor Walther von der Vogelweide Gründung und Leitung
1950 Radio Tirol: Tonbandmusik mit präperiertem Klavier und präperiertem Cembalo für Hörspiele
1951 - 1967 Radio Tirol: Leiter der Abteilung "Ernste Musik"
zahlreiche Ausstellungen in Wien, Linz, Freiburg, Dornbirn, Schwaz, Innsbruck, St. Gallen
freischaffender Aufragskomponist für Radio und Film
Gestalter und Regisseur von Filmen
graphische Arbeiten als Zeichner, die sich durch Melancholie, Düsterkeit und Witz auszeichnen
Mitarbeit bei Rundfunk-Sendereihen
Signations für Radiosendungen
Verfasser von Texten, Denkschriften und Drehbücher
zahlreiche Filmarbeiten
Aufträge (Auswahl)
1969 Radio Bremen "Kleinbürgerhochzeit" - Musik zum Film
1973 Österreichischer Rundfunk (ORF) - Fernsehen "Kain" - Musik zum Film
1977 ORF - Österreichischer Rundfunk Ö1 "Der Schalldämpfer" - Signation für Hörfunksendung
1978 NDR - Norddeutscher Rundfunk
1981 Österreichischer Rundfunk (ORF) - Fernsehen "Schöne Tage" - Musik zum Film
1982 Österreichischer Rundfunk (ORF) - Fernsehen "Der stille Ozean" - Musik zum Film
1984 Österreichischer Rundfunk (ORF) - Fernsehen "Donauwalzer" - Musik zum Film
1984 ZDF - Zweites Deutsches Fernsehen "Joseph Süß Oppenheimer" - Musik zum Film
1985 BR - Bayerischer Rundfunk "Heidenlöcher" - Musik zum Drama
1986 ZDF - Zweites Deutsches Fernsehen "Der Unfried" - Musik zum Drama
1989 ARD (Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland) "Die Ministranten" - Musik zum Jugendfilm
1993 Österreichischer Rundfunk (ORF) - Fernsehen "Zug um Zug" - Musik zum Drama
1997 BR - Bayerischer Rundfunk "Mali" - Musik zum Fernsehfilm
Literatur
1994 Goertz, Harald, Österreichischer Musikrat (Hg.): BREIT Bert. In: Österreichische Komponisten unserer Zeit (= Beiträge der Österreichischen Gesellschaft für Musik. Band 9). Bärenreiter: Kassel u. a., S. 31.
1997 Günther, Bernhard (Hg.): BREIT Bert. In: Lexikon zeitgenössischer Musik aus Österreich: Komponisten und Komponistinnen des 20. Jahrhunderts. Wien: Music Information Center Austria, S. 303–305.
Empfohlene Zitierweise
mica (Aktualisierungsdatum: 8. 12. 2024): Biografie Bert Breit. In: Musikdatenbank von mica – music austria. Online abrufbar unter: https://db.musicaustria.at/node/68486 (Abrufdatum: 23. 12. 2024).