
Daniel Hensel © Daniel Hensel
"Daniel Hensel (17. April 1978, Büdingen/Oberhessen) ist ein deutscher Komponist und Musikwissenschaftler. Bereits mit 15 Jahren wurde er Kompositionsschüler von Gerhard Schedl. Später studierte er Komposition bei Heinz Winbeck, erlangte sein Diplom mit Auszeichnung bei Manfred Trojahn und absolvierte ein Aufbaustudium bei Michael Obstsowie die Meisterklasse Komposition bei Heinz Winbeck.
In der historischen Musikwissenschaft promovierte er bei Peter Ackermann und habilitierte sich in systematischer Musikwissenschaft bei Wolfgang Auhagen. Gemeinsam mit Ingo Jache entwickelte er die Musikanalyse-Software PALESTRiNIZER.
Seine Werke wurden vielfach aufgeführt und prämiert. 2007 wurde er mit dem offiziellen deutschen musikalischen Beitrag zur Übergabe der EU-Ratspräsidentschaft betraut. 2008 erklang sein Orchesterwerk Gesang des gesegneten Lebens mehrfach unter der Leitung von Manfred Honeck, gekoppelt mit Gustav Mahlers Zweiter Sinfonie. 2009 folgte eine Zusammenarbeit mit dem Ensemble Modern und Jonathan Stockhammer, sowie eine China-Tournee mit Bearbeitungen von Beethoven und Haydn.
Er erhielt zahlreiche Auftragswerke, darunter für die Kasseler Musiktage, das ADEvantgarde Festival München, die Staatsoper Stuttgart und hr2-kultur. Seine Werke wurden u. a. in der Alten Schmiede Wien, der Österreichischen Nationalbibliothek Wien, dem Österreichischen Kulturforum Berlin und dem Arnold Schönberg-Center Wienuraufgeführt.
Für seine kompositorische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet: 2020 erhielt er den Aufführungspreis beim Internationalen Bach-Kompositionswettbewerb Eisenach. 2021 wurde er mit dem Brückenstipendium der Hessischen Kulturstiftung sowie einem GEMA-Stipendium (gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen von NEUSTART KULTUR) gewürdigt. 2022 folgte ein Stipendium des Deutschen Musikrates, ebenfalls im Rahmen von NEUSTART KULTUR, sowie die Ursendung seiner 1. (elektroakustischen) Sinfonie auf BR-Klassik.
Ein bedeutendes Projekt der jüngeren Vergangenheit war die Uraufführung von Energien im Dezember 2024 anlässlich des 150. Geburtstags Arnold Schönbergs im Arnold Schönberg-Center Wien, gefördert durch den Deutschen Musikrat im Rahmen von NEUSTART KULTUR. Hensel ist Mitglied der Austrian Composers und der österreichischen Sektion der IGNM, seine Werke werden beim Musikverlag Doblinger verlegt."
Daniel Hensel (01/2025), Mail
- Stilbeschreibung
"Ich sehe meine Musik aus der Tradition der Wiener Schule herkommend. Wie Heinz Winbeck in einer Kompositionsstunde zu mir sagte: "Ihre Musik ist noch immer Expressionismus, im Geiste Schönbergs." Dies ist auch nicht allzu verwunderlich, wurde mir das Erbe der Wiener Schule doch bereits im jungen Alter von 15 Jahren durch Gerhard Schedl vermittelt. Neben der Musik Schoenbergs, Bergs und Weberns, hat mich aber auch die Musik Schedls, Killmayers und Lachenmanns geprägt. Meiner Musik ist nichts fremd: Tonales, Atonales und Geräuschhaftes hat in ihr seinen Platz, alles im Dienste meines Ausdruckbedürfnisses. Geballte Wucht, Gewalt und Zerbrechlichkeit finden bei mir zu einem Mit-, Neben- und Gegeneinander. Ich suche den Rausch im entfesselten Klang, aber auch in Farb- und Formstrukturen."
Daniel Hensel (Februar 2008)- Auszeichnungen
2006 Paul und Käthe Kick Stiftung (Deutschland): Zuwendung
2007 GEMA - Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte (Deutschland): Stipendium der GEMA-Stiftung
2007 Musikalische Akademie Würzburg e.V. - Gesellschaft der Freunde und Förderer der Hochschule für Musik Würzburg e.V. (Deutschland): Studienbeihilfe zum Abschluß der Meisterklasse
2008 Wolfgang Fischer und Maria Fischer-Flach Stiftung (Deutschland): Studienbeihilfe
2011 Paul und Käthe Kick Stiftung (Deutschland): Zuwendung
2019 Förderung und Hilfsfonds des DKV (Deutschland): Zuwendung
2020 InnerWheel (Deutschland): Zuwendung
2020 Förderung und Hilfsfonds des DKV (Deutschland): Zuwendung
2020 Bach-Kompositionswettbewerb, Eisenach (Deutschland): Förderpreis (Von einem, der auszog, das Leben zu lernen)
2021 Hessischen Kulturstiftung - Kulturpaket II: Perspektiven öffnen, Vielfalt sichern (Deutschland): Brückenstipendium (Claustrophobia)
2021 GEMA - Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte - NEUSTART KULTUR (Deutschland): Stipendium (Sinfonie Nr. 1)
2022 Deutscher Musikrat - NEUSTART KULTUR (Deutschland): Kompositions-Stipendium- Ausbildung
1994–1999 Dr. Hoch's Konservatorium - Musikakademie Frankfurt am Main (Deutschland): Komposition (Gerhard Schedl)
1999–2003 Hochschule für Musik Würzburg (Deutschland): Komposition (Heinz Winbeck)
2003–2004 Düsseldorf Robert Schumann Hochschule (Deutschland): Komposition (Manfred Trojahn)
2004–2005 Hochschule für Musik "Franz Liszt" Weimar (Deutschland): Komposition (Michael Obst)
2005–2008 Hochschule für Musik Würzburg (Deutschland): Meisterklasse Komposition (Heinz Winbeck)
2005–2008 Privatstudien (Schneider Joachim F.W.)
2008–2009 Privatstudien: Dirigieren und Korrepetition (Hartmut Keil)
2009–2011 Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main (Deutschland): Doktoratsstudium (Peter Ackermann)
2010–2012 Selbststudium: elektroakustische Komposition mit Schwerpunkt "Computermusik", Einarbeitung in: Csound, Max/MSP, Pure Data, SuperCollider und Java
2016 Martin-Luther-Universität, Halle-Wittenberg (Deutschland): Habilitations-Urkunde zur Führung des Titels Dr. phil. habil.- Tätigkeiten
2011 Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main (Deutschland): Lehrbeauftragter für Musikwissenschaft
2014–heute diverse Universitäten und Musikhochschulen (Deutschland): Vortragender und Workshopleiter über computergestützte Musikanalyse (gemeinsam mit Ingo Jach)- Aufträge (Auswahl)
2007 Auswärtiges Amt der BRD: Reflexionen für Orchester
2006 Heinrich-Schütz-Chor, Hannover (Deutschland): Kyrie eleison - für gemischten Chor a cappella
2005 Kasseler Musiktage - Projekt 'Klangsplitter' (Deutschland): Zwischen den Klängen
2005 Orff-Zentrum München - ADE*Vantgarde Festival (Deutschland): Traumgebilde
2005 Tim Severloh: An die unsterbliche Geliebte
2008 Oper Stuttgart (Deutschland): Gesang des gesegneten Lebens
2009 Festival Young Euro Classic (Deutschland): Beethoven Symphonie Nr. VIII, F-Dur, Op.93
2009 Festival Young Euro Classic (Deutschland): Haydn, Sinfonie Nr.45, Fis-Moll, Hob.I:45, Abschieds-Sinfonie
2009 Kasseler Musiktage (Deutschland): Klärchens Lied
2020 Philharmonisches Staatsorchester Hamburg (Deutschland): Taub für des äussern Lebens wüstes Toben
2020/2021 hr2-kultur (Deutschland): Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch, All The King's Tags- Pressestimmen (Auswahl)
10. Oktober 2006
"Als Uraufführung war das "Requiem der jungen Hoffnungen" des Komponisten Daniel Hensel zu hören. Mit dieser Uraufführung erhielt das Konzert vor den allerdings nur spärlich besetzten Kirchenbänken eine ganz besondere Note. Komponist Daniel Hensel [...] hatte sich mit dem "Requiem der jungen Hoffnungen" einen Jugendtraum erfüllt. Unter der Leitung von Peter Marino entführten Chor, Streicher, Sopranistin Nan Li, Mezzosopranistin Nastassia Nass das Publikum in die surrealistisch anmutenden Klangwelten des Requiems mit seiner düster - dunklen Athmosphäre. Für diese schwere Kost spendierten die Besucher kräftigen Applaus [...]"
Frank Hermann10. Dezember 2008
"Gustav Mahlers zweite Sinfonie handelt von Tod und Erklärung: Dem Ableben, klangmächtig beschworen im Trauermarsch des ersten Satzes, erklärt die Menschheit ihren Widerspruch und nimmt sich deshalb das letzte Wort - gottesmäßig schlicht im "Urlicht"-Gesang, sozusagen dem Protestlied einer versprengten Seele, hymnisch und kollektiv im Finale mit dem zuletzt so triumphalen Chor vom "Aufersteh'n". Kann und soll man dieser Sinfonie der letzten Worte eine Art Vorwort vorausschicken? Man kann es - wenn man es kann. Und der 1978 geborene Komponist Daniel Hensel konnte es. Sein "Gesang des gesegneten Lebens", im Beethovensaal uraufgeführt vom Stuttgarter Staatsorchester in der Leitung Manfred Honecks, ist ein Werk völlig eigenen Sinns und nimmt doch einen Mahler-Moment gleichsam unter die Lupe: die Geburt des Chorals aus der Ursuppe naturhafter Laute, die sich dem ungeformten Geräusch entwinden. Das beginnt nahezu tonlos mit Hauch fast ohne Schall, steigert sich über flirrende Klangluftspiegelungen und Mikroskopien wimmelnder Instrumentalmotive in einen donnernden Durchbruch, der dem perkussiv aufgerauten Choral Bahn bricht, erhöht derweil den statischen Grundton A über Es auf die Quinte E und mündet schließlich in verebbende Plopps und die Tonlosigkeit des Beginns.
Reverenz erweisen wollte Hensel Mahlers erster Sinfonie mit ihrem Naturlaut-Beginn und ihrem titanischen Helden, der im Kopfsatz der zweiten zu Grabe getragen wird. Doch mehr als solche programmatische Hinführung zählt die Stringenz dieser Komposition, die als eigenständiger Kommentar zu Mahlers Technik wie ein Vergrößerungsglas und Ohrenöffner vor der populären "Auferstehungssinfonie" wirkt. Zumindest wenn das neue Werk so detailgenau, klangbewusst und dynamisch interpretiert wird wie von Honeck und dem Staatsorchester. Das war kein Warmspielen vor der großen Nummer, sondern ein so konsequenter Einsatz wie bei Mahler selbst. Und der wiederum geriet schlichtweg grandios."
Esslinger Zeitung, EZ-Online (Martin Mezger)8. Dezember 2008
"Abendfüllend ist im Katalog der Universal-Edition über Gustav Mahlers zweite Sinfonie c-Moll zu lesen. Nicht für Stuttgarts Opern-GMD Manfred Honeck (50), der im sonntäglichen Matineekonzert des Staatsorchesters Stuttgart vor 2000 Zuhörern im Beethovensaal der "Auferstehungssinfonie" das Orchesterstück "Gesang des gesegneten Lebens" des 30-jährigen hessischen Komponisten Daniel Hensel als Uraufführung vorausschickte. Hensel entlieh den Titel seiner zehnminütigen Komposition einem Gesang der Navajo-Indianer, mit dem diese ihre Schwerverwundeten ins Leben zurückholen. Wobei der gebürtige Hesse sich mit großer athmosphärischer Dichte in erster Linie auf den dynamisch sich steigernden Naturlaut-Beginn von Mahlers Erster bezieht. Das Werkganze kreist um einen Zentralton A, dem als immer stärker wuselnd-gestaltenreich umspieltes Pendant ein originales Choralzitat Mahlers entgegengesetzt wird. Kräftiger kurzer Applaus und direkt im Anschluß Mahlers Zweite [...]"
Stuttgarter Nachrichten (Helmuth Fiedler)9. Dezember 2008
"Mahlers Ton schmeckt so, wie man in Österreich die Rieslintrauben "schmeckert" nennt. Sein Aroma, beizend und flüchtig zugleich, hilft als enteilendes zur Vergeistigung" - so hat Theodor W. Adorno einst Mahlers Tonfall beschrieben. Dies komponierend zu reflektieren hat noch immer etwas Furchterregendes. Daniel Hensel, mit dessen "Gesang des gesegneten Lebens" op.18 das zweite Sinfoniekonzert des Staatsorchesters Stuttgart im Beethovensaal eröffnet wurde, hat deshalb monatelang exzessive Waldspaziergänge absolviert. Nachzulesen in einem E-Mail-Logbuch. Die Mühe hat gelohnt. Man wohnte der Uraufführung einer Musik bei, die unter Einsatz des gesamten modernen Klangspektrums, vom weißen Rauschen bis hin zu fein gedrechselten Allusionen, in den Dialog mit Mahlers "schmeckertem" Aroma trat und doch ihr eigenes Bouquet entfaltete. Das war mehr als nur eine Aufwärmouvertüre, die der Generalmusikdirektor Manfred Honeck hier vor Mahlers zweiter Sinfonie dirigierte [...]"
Stuttgarter Zeitung (Annette Eckerle)2009
"Kleines Orchester - Große Musik. Wie auch immer, das Wesentliche am gestrigen Abend war die gelungene Bearbeitung der Abschiedssymphonie und der im zweiten Teil folgenden achten Symphonie von Beethoven für Kammerensemble durch Daniel Hensel. Einfach großartig."
PaperPress, Kultur, Ausgabe 448- Diskografie
Streaming und Digital-Veröffentlichung
Duo für Viola und Tuba op.7, Garth Knox, Gérard Buquet auf iTunes, Apple Music,Amazon Music, Spotify und Deezer
Fünf kleine Klavierstücke, Op. 3, No. 1 (20 Years-Edition) [Live]-EP, András Hamary, auf iTunes, Apple Music, Amazon Music, Spotify und Deezer- Quellen/Links
Webseite: Daniel Hensel
Empfohlene Zitierweise
mica (Aktualisierungsdatum: 11. 2. 2025): Biografie Daniel Hensel. In: Musikdatenbank von mica – music austria. Online abrufbar unter: https://db.musicaustria.at/node/82218 (Abrufdatum: 9. 3. 2025).