Grossmann Muriel

Vorname
Muriel
Nachname
Grossmann
erfasst als
Komponist:in
Interpret:in
Ausbildner:in
Musikpädagog:in
Produzent:in
Genre
Jazz/Improvisierte Musik
Global
Instrument(e)
Saxophon
Sopransaxophon
Altsaxophon
Tenorsaxophon
Geburtsjahr
1971
Geburtsort
Paris
Geburtsland
Frankreich

"Für europäische Musiker ist es so etwas wie die Erhebung in den Adelsstand, wenn eines der Londoner Independent-Labels aufmerksam auf einen wird. Und das werden sie eher, wenn man sich rar macht. Wie Muriel Grossmann, die 1971 in Paris geborene, dann in Wien aufgewachsene Saxofonistin, die seit 2007 auf Ibiza residiert und werkt. Gerald Short, der einst einen kleinen Laden in Camden Lock betrieben hat, führt mit Jazzman eines der eifrigsten Liebhaberlabels der Welt. 2019 brachte er zunächst eine Single, dann eine Kompilation mit Spiritual-Jazz-Delikatessen von Muriel Grossmann heraus. Ein paar Jahre später meldete sich gar Third Man Records, die Plattenfirma des Popsuperstars Jack White (Urheber des Megahits "Seven Nation Army"), bei ihr. Das Resultat der Konsultationen konnten Fans im Vorjahr in Händen halten: das spirituell tönende, dennoch rau gespielte Doppelalbum „Devotion“. Ihr estnisches Stammlabel RR Gems toleriert diese unvermeidlichen Ausritte, die die Karriere dieser unglaublichen Saxofonistin befeuern [...]. Auch dank [der] medialen Strahlkraft gewinnt die charismatische Musikerin permanent neue Hörer. Seit den Tagen des Joe Zawinul hat keine heimische Kraft für mehr Aufmerksamkeit in den USA und Großbritannien gesorgt als Muriel Grossmann."
Die Presse: Eine Wienerin schwebt zur Weltkarriere (Samir H. Köck, 2024), abgerufen am 29.07.2025 [https://www.diepresse.com/18860247/eine-wienerin-schwebt-zur-weltkarriere]

Stilbeschreibung

"Spiritual Jazz ist meiner Meinung nach das am wenigsten einschränkende Genre, es beinhaltet alle möglichen musikalischen Stile und Elemente. Es hat sich aus dem Hard Bop, dem modalen Jazz und dem Free Jazz entwickelt, aber es hat auch Elemente aus der Weltmusik, der afrikanischen Musik, der indischen Musik und Elemente aus anderen populären Genres wie Soul, Funk, Pop usw. integriert. Es ist also ein Musikgenre, in dem ich experimentieren und meinen persönlichen Sound und meine Ideen entwickeln kann, wenn ich die Soli spiele, und in dem ich Themen und Texturen komponieren kann, die auf Ideen aus der Musik basieren, die mir wirklich gefällt. Ich kann wirklich sehr ins Detail gehen und mit verschiedenen Elementen, Traditionen und Klängen experimentieren, indem ich mich zum Beispiel nur auf afrikanische Musik konzentriere …"
Markus Deisenberger (2024): "Wir spielen für die Musik" – MURIEL GROSSMANN im mica-Interview. In: mica-Musikmagazin.

"Die Österreicherin hat den internationalen Trend zum Spiritual Jazz, wie ihn zuletzt Kamasi Washington und Shabaka Hutchings für ein junges Publikum sogar auf großen Popfestivals gespielt haben, vorweggenommen. Grossmann [...] verfolgt länger als Washington und Hutchings die Musik der alten Meister. Allen voran John Coltrane, aber auch Pharoah Sanders, Archie Shepp und Albert Ayler. Das färbt auf ihren intensiven Ton und auf ihre Architektur der langen Bögen ab. Gern improvisiert sie zu exotisch klingenden Drones. Ihr "Drone Orchestra" [...] webt dichte, polyrhythmische Klangteppiche mit afrikanischen und indischen Instrumenten wie Kalimba, N’goni, Krakebs, Balafon, Sarangi und Tambura, aber auch mit Piano und Baß. Mit diesen Mitteln lockt sie in einen Bewusstseinsraum jenseits der Wachheit. Aber Meditation bewirkt sie dann auch nicht. Es ist eher so, dass der lebhafte Puls ihrer Musik und die Intensität ihres Saxofonsounds in eine Art belebende Trance leiten."
Die Presse: Eine Wienerin schwebt zur Weltkarriere (Samir H. Köck, 2024), abgerufen am 29.07.2025 [https://www.diepresse.com/18860247/eine-wienerin-schwebt-zur-weltkarriere]

Auszeichnungen & Stipendien

2004 Teatro Pereyra Ibiza (Spanien): Artist in Residence
2018 Magazin "UK Vibe" (Großbritannien): Album des Jahres (Album "Golden Rule")
2018 Worldwide FM, BBC 6 Music (Großbritannien): Gilles Peterson's Worldwide Awards - 4. Platz (Album "Golden Rule")
2024 Zeitung "Die Presse": Österreicher:in des Jahres - Nominierung

Ausbildung

1976–1991 Wien: klassische Flöte
1991 Wechsel zu Alt-, Sopransaxophon

Veterinärmedizinische Universität Wien: Veterinärmedizin

Tätigkeiten

2002–2004 Barcelona (Spanien): Bandleaderin in eigenen Projekten, zahlreiche Aufnahmen/Konzerte
2004–heute Ibiza (Spanien): Bandleaderin in eigenen Projekten, zahlreiche Aufnahmen/Konzerte
2007–heute Dreamland Records (Spanien): Gründerin, Geschäftsführerin, Produzentin

Universal Mandala Academy Ibiza (Spanien): Lehrerin

Mitglied in den Ensembles/Bands
2002–2004 Muriel Grossmann Barcelona Quartet: Saxophonistin (gemeinsam mit Radomir Milojkovic (git), David Marroquin (db), Marko Jelača (schlzg))
2008–heute Muriel Grossmann / Wolfgang Reisinger: Saxophonistin (gemeinsam mit Wolfgang Reisinger (schlzg)) - regelmäßige Zusammenarbeit
2011–2014 Muriel Grossmann Quartet: Saxophonistin (gemeinsam mit Radomir Milojkovic (git), Robert Landfermann (db), Christian Lillinger (schlzg))
2014–20?? Muriel Grossmann Quartet/Quintet: Saxophonistin (gemeinsam mit Radomir Milojkovic (git), Gina Schwarz (db), Uros Stamenkovic (schlzg), Llorenç Barceló (2018–2022; org, kybd), Abel Boquera (2022–heute; org, kybd))

Zusammenarbeit u. a. mit: Christof Kurzmann, Niko Weaver, Joachim Kühn, Rolf Kühn, Hans Tschiritsch, Shani Ben Canar, Geri Schuller, Chema Pellico, Martin Klingeberg, Thomas Heidepriem, Mark Vinci, Molly Duncan, Joe Sanders, Alice Zawadzki, Alina Bzhezhinska, Toni Kofi, Johannes Fink, Esteve Pi, Elias Meiri, Pete Hoven, Robert Rehak, The Original Brothers

zahlreiche nationale/internationale Auftritte, bspw. in: Österreich, Deutschland, Spanien, Frankreich, Belgien, Niederlande, Irland, Griechenland, Polen, Slowenien, Slowakei, Ungarn, Italien, Finnland, Estland, Dänemark, Großbritannien, Marokko, Südafrika

Pressestimmen (Auswahl)

07. Jänner 2025
über: The Light of the Mind - Muriel Grossmann (RR Gems, 2024)
"Neuer Jazz von den Balearen – damit ist nicht etwa eine moderne Welle von Jazzheads am Ballermann 6 gemeint, sondern eine weitere Platte aus dem längst umfangreichen Oeuvre der Österreicherin Muriel Grossmann. Seit knapp zwei Jahrzehnten expandiert Grossmann von Ibiza aus in Gefilde, die lange Zeit ihren US-amerikanischen Kolleg:innen am Saxofon vorbehalten waren: Spirituelle Ekstase, die sich in einem Spiel aus Erschöpfung und totalem Flow-Erleben kristallisiert. Statt Technoclubs, Palmen und Reichen, die es sich gut gehen lassen, gibt es in Grossmanns balearischem Traum die Versöhnung mit den Kalamitäten dieser Welt. Wie aus einem Winterschlaf erwacht, treibt Muriel Grossmanns Jazz Blüten in den kühnsten Farben: Informiert von der psychedelischen Qualität ihrer Vorgänger:innen (Coltrane, Sanders, Dorothy Ashby, vielleicht auch Bob James), glühen die Stücke auf »The Light of the Mind« in wilden orange-purpurnen Tönen, die Hitze dampft aus den Pausen. In der gleichen Besetzung wie auf »Devotion«, mit Uros Stamenkovic (Schlagzeug), Radomir Milojkovic (Gitarre) und Abel Boquera an der Hammond, meistert das Quartett einen lustvoll zerebralen Sound, dem kaum eine Combo dieser Tage das Wasser reichen kann. Ein deutlich präsenter Groove und eine damit einhergehende Körperlichkeit treffen auf rasante Tonfolgen, die vor allem Gitarre und Orgel als intellektuelle Partner ins Spiel bringen. Dazwischen erhebt sich die Bandleaderin, die immer mehr wie das alte Schlachtross Sonny Rollins klingt, in den Himmel und verkündet als Vermittlerin und Medium die frohe Botschaft des Jazz mit einer Seligkeit, wie sie nur große Geister empfinden."
HHV Mag: Muriel Grossmann - The Light of the Mind (Lars Fleischmann, 2024), abgerufen am 29.07.2025 [https://www.hhv-mag.com/review/muriel-grossmann-the-light-of-the-mind/]

27. März 2019
über: Golden Rule - Muriel Grossmann (RR Gems Records/Dreamland Records, 2018)
"Die Entwicklung von Muriel Grossmanns Arbeit mit den Traditionen des spirituellen Jazz lässt sich recht schlüssig in ihren letzten Alben nachvollziehen. Mit ihrer brandneuen CD "Golden Rule" greift die in Paris als Tochter österreichischer Eltern geborene Saxophonistin nun tief in jene musikalischen Praktiken ein, die das Transzendente in einem Sinn hervorrufen, der am ehesten mit der späten Musik von John Coltrane verbunden ist. Wie überhaupt der Mann, den sie Trane nannten, eine unüberhörbar zentrale Rolle in der Musik der drahtigen Musikerin spielt. Das Album "Golden Rule" vermittelt alternierend meditative Ruhe und ekstatische Expressivität, ohne die wackere Jazz-Orthodoxie zu bemühen. Die Geschlossenheit, die dieses Quartett in all den Jahren aufgebaut hat, steigert die inbrünstigen, lebhaften Kompositionen."
skug: Muriel Grossmann Quintet (2019), abgerufen am 29.07.2025 [https://skug.at/e/muriel-grossmann-quintet/]

Diskografie (Auswahl)

2025 Aural Spheres Earth Tones - Muriel Grossmann (CD/LP; Dreamland Records)
2025 MGQ live im King Georg, Köln - Muriel Grossmann Quartet (CD/LP; Dreamland Records/Powerhouse Records)
2024 The Light Of The Mind - Muriel Grossmann (CD/LP; RR Gems Records/Dreamland Records)
2024 Devotion - Muriel Grossmann (CD/LP; Third Man Records)
2023 Miles Davies: Fearless (March 7, 1970 Live At The Fillmore East) - Muriel Grossmann plays Miles (LP; Third Man Records/Columbia/Legacy) // G1: Go Ahead John; H1: In A Silent Way; H2: Miles Runs The Voodoo Down
2022 Universal Code - Muriel Grossmann (CD/LP; RR Gems Records/Dreamland Records)
2021 Union - Muriel Grossmann (CD/LP; RR Gems Records/Dreamland Records)
2020 Elevation - Muriel Grossmann (CD/12"; Jazzman Records)
2020 Golden Rule Edition 2# - Muriel Grossmann (LP; RR Gems Records)
2020 Quiet Earth - Muriel Grossmann (CD/LP; RR Gems Records/Dreamland Records)
2019 [2020] Reverence - Muriel Grossmann (LP; RR Gems Records)
2019 Golden Rule / Okan Ti Aye (Radio Edits) - Muriel Grossmann (7"; Jazz45)
2018 Golden Rule - Muriel Grossmann (CD/LP; RR Gems Records/Dreamland Records)
2017 Fira B! Mercat Professional De Musica I Arts Esceniques De Les Illes Balears (Fira b!) // Track 6: Sacred
2017 Momentum - Muriel Grossmann (Dreamland Records)
2016 [2021] Natural Time - Muriel Grossmann (CD/LP; Dreamland Records)
2015 Earth Tones - Muriel Grossmann (Dreamland Records)
2013 Awakening - Muriel Grossmann (Dreamland Records)
2012 [2025] For Ornette !!! (CD/LP; Dreamland Records)
2010 [2023] Birth Of The Mystery - Muriel Grossmann (CD/LP; Passerine Records/Dreamland Records)
2009 Sudden Impact - Muriel Grossmann (Dreamland Records)
2008 Quartet - Muriel Grossmann (Dreamland Records)
2008 Here And Now - Muriel Grossmann, Uno P. (Dreamland Records)
2007 Homecoming Reunion - Muriel Grossmann (Dreamland Records)

als Gast-/Studiomusikerin
2009 Spirits - Mosquito Factory (monkey.music)
2006 Now's The Time - Organic Duo (Dreamland Records)
2005 Away From The City - Mosquito Factory (monkey.music) // Track 2: Come along; Track 9: To the deepest trench
1997 [Life Is Just A] Yoyo - Juicy Lucy (Juicy Records)

Literatur

mica-Archiv: Muriel Grossmann

2020 Benkeser, Christoph: Muriel Grossmann – Abstraktion mit Blick aufs Meer. In: HHV Mag (14.05.2020), abgerufen am 29.0.7.2025 [https://www.hhv-mag.com/feature/muriel-grossmann-abstraktion-mit-blick-aufs-meer/].
2021 Deisenberger, Markus: "Was ich wusste, war: Ich will in die Sonne!" – MURIEL GROSSMANN im mica-Interview. In: mica-Musikmagazin.
2024 Deisenberger, Markus: "Wir spielen für die Musik" – MURIEL GROSSMANN im mica-Interview. In: mica-Musikmagazin.
2025 Jazz&TheCity 2025 – Festival für Jazz, World und Electronic Music. In: mica-Musikmagazin.

Quellen/Links

Webseite: Muriel Grossmann
austrian music export: Muriel Grossmann
SR-Archiv: Muriel Grossmann
Wikipedia: Muriel Grossmann
Wikipedia: Muriel Grossmann (französisch)
Facebook: Muriel Grossmann
Soundcloud: Muriel Grossmann
YouTube: Muriel Grossmann
Instagram: Muriel Grossmann
Bandcamp: Muriel Grossmann