Radian

Name der Organisation
Radian
erfasst als
Ensemble
Band
Trio
Genre
Jazz/Improvisierte Musik
Pop/Rock/Elektronik
Gattung(en)
Ensemblemusik
Bundesland
Wien

Gründungsjahr: 1996

"1996 sind Radian angetreten, Rockmusik durch die Verwendung von Instrumenten und Methodender experimentellen elektronischen Musik zu abstrahieren und zukunftsweisend weiterzuspinnen [...]."
ORF Musikprotokoll: Radian (2010), abgerufen am 25.07.2023 [https://musikprotokoll.orf.at/2010/projekt/radian]

"Radian sind eine österreichische Band aus Wien. Und die Musik des Trios klingt so experimentell, elektronisch und international, dass sogar die New York Times, die ansonsten das Ohr nicht so an Österreich hat, schon über Radian schrieb [...]."
taz.de: Die Klangarchitekten (Lorina Speder, 2017), abgerufen am 26.07.2023 [https://taz.de/Die-Klangarchitekten/!5383865/]

"Wien hat eine lange Geschichte als Ausgangspunkt der sogenannten "Neuen elektronischen Musik". Radian, die in Wien zu Hause sind, verkörpern den Innovationsgeist der Stadt. Martin Brandlmayr (Schlagzeug, Elektronik), Martin Siewert (Gitarre, Elektronik) und John Norman (Bass) sind feste Größen der europäischen zeitgenössischen Musikszene. Radians kantige, raumgreifende Musik erfreut sich an Spannungen und Widersprüchen, Klang und Stille, Improvisation und Komposition. Das Trio verfügt über ein einzigartiges Gespür für Mikrotonalität. Während ihr Entstehungsprozess komplex ist, ist die daraus resultierende Musik emotional berührend und schafft eine Aura von Spannung und manchmal auch Unbehagen."
waschaecht.at: Radian | Distorted Room | CD-Präsentation (2023), abgerufen am 25.07.2023 [https://www.waschaecht.at/programm/detail/radian-distorted-room-cd-prae…]

Stilbeschreibung

"Die österreichische Dreierformation Radian [...] sind Klangforscher. Auf den ersten Blick, ist diese Tatsache jedoch noch nicht ganz ersichtlich, denn rein optisch und konzeptuell gesehen entsprechen Radian der Vorstellung einer klassischen Band. Alsbald die drei Musiker beginnen ihre Musik zu spielen, fällt es allerdings schwer, dieser Vorstellung noch Beachtung zu schenken, denn die Klangkulissen von Radian grenzen beinahe an ein Live-Klang-Experiment, in dessen Zentrum vor allem die Gegenüberstellung von Kontrolle und Kontrollverlust steht und in das man fast unmerklich nach kürzester Zeit mit einbezogen wird. Die musikalische Vielfalt lässt sich schon an ihren Haupteinflüssen wie etwa Paul Klee, Anton Webern, Pan Sonic, J. S. Bach, Prince, Gérard Grisey und anderen erahnen. Aus den scheinbar alltäglichen und kaum bemerkbaren Geräuschen werden Klangflächen erzeugt, deren Ursprung man lediglich mit absoluter Aufmerksamkeit zurückverfolgen kann. Die Mischung aus Post-Rock, elektronischen Elementen sowie etwas Jazz, umrahmt mit live eingespielten Instrumenten und Momenten der Stille lässt sich sprachlich nur schwer auf den Punkt bringen. Sogar gewisse Parallelen zu dem Genre Clicks & Cuts, das sich Anfang der 1990er Jahre etabliert hat, sind erkennbar. Alles in allem erinnert die Musik fast schon an eine strenge wissenschaftliche Recherche oder auch an Klangforschung unter dem Mikroskop."
Ada Karlbauer (2013): Porträt: Radian. In: mica-Musikmagazin.

"In welche Schublade man Radians Musik nun aber einordnen soll, ist auch unter den Bandmitgliedern noch nicht beschlossen. Einigkeit besteht immerhin darüber, dass das Post-Rock-Label, das ihnen in Artikeln gern angeheftet wird, als durchaus problematisch gesehen wird. Obwohl es sich auch bei Radian, wie für Post-Rock üblich, um instrumentale Musik handelt, beschäftigt sich diese Musikrichtung doch vertieft mit Harmonien. Der Band geht es aber vielmehr darum, Harmonien zu unterbinden. Damit möchten Radian die Aufmerksamkeit auf die Geräusche und Rhythmik in ihrer Musik lenken [...]."
taz.de: Die Klangarchitekten (Lorina Speder, 2017), abgerufen am 26.07.2023 [https://taz.de/Die-Klangarchitekten/!5383865/]

"In den späten 90er Jahren sind Radian angetreten, mit Instrumenten und Methoden der experimentellen Elektronik, Rockmusik in einer abstrahierten Form weiterzuspinnen und akustische und elektronische Musik auf einzigartige Weise organisch zusammenzuführen. So entstand eine Musik zwischen Ausbruch und Konzentration, zwischen Explosion und Implosion, mit harten Brüchen und einer großen dynamischen Bandbreite, sowie dem Mut zu prominent platzierten Momenten der Stille. Sie zeichneten dabei als Wegbereiter für eine ganze Reihe jüngerer Bands einen Weg vor, der in die Zukunft wies – begannen doch in den darauffolgenden Jahren immer mehr Musiker:innen sich genau an dieser Synthese abzuarbeiten und sich mithilfe einer Bandbesetzung an elektronischen Ästhetiken zu orientieren."
Perspektiven Attersee: Radian, abgerufen am 25.07.2023 [https://www.perspektiven-attersee.at/radian/]

Auszeichnungen

2001 Bundesministerium für auswärtige Angelegenheiten: Förderprogramm "The New Austrian Sound of Music 2002–2003"
2017 Preis der deutschen Schallplattenkritik e.V. (Deutschland): 1. Preis auf der Bestenliste 01/2017 i.d. Kategorie "Alternative" (Album "On Dark Silent Off")
2024 IFPI Austria - Verband der Österreichischen Musikwirtschaft: Nominierung Amadeus Austrian Music Award i.d. Kategorie "Electronic/Dance"

Bandmitglieder

1996–heute John Norman (Bassgitarre)
1996–heute Martin Brandlmayr (Schlagzeug, Vibraphon, Samples, Editing)
2011–heute Martin Siewert (Gitarre, Lapsteel, Elektronik)

ehemalige Mitglieder
1996–2011 Stefan Németh (Synthesizer, Gitarre)

Pressestimmen (Auswahl)

04. Dezember 2014
über: radian verses howe gelb - Radian & Howe Gelb (CD/LP; Radian Releases/Trost Records, 2014)
"Die Zusammenarbeit zwischen Radian und Howe Gelb (Giant Sand) wirft zunächst einmal die Frage auf, ob eine solche überhaupt funktionieren kann und auch Sinn macht. Musikalisch sowieso komplett unterschiedlich ausgerichtet, findet sich die einzige Gemeinsamkeit dem ersten Blicke nach nämlich alleine im Umstand, dass beide einmal vor vielen Jahren beim gleichen Label, Thrill Jokey, untergebracht waren. Und sonst? Auf der einen Seite eine Band, die sich im avantgardistischen Kontext zwischen Elektronik, Postrock, Klangkunst und ein wenig Jazz angesiedelt hat, auf der anderen ein Künstler, der aus der Alternative-Country- und Folkecke stammt. In der musikalischen Ausrichtung weiter auseinander geht eigentlich kaum. Und dennoch, das gewagte Experiment gelingt, eben weil sich gerade aus diesem Gegensatz viele Spannungsmomente herausbilden. Martin Brandlmayr [...], Martin Siewert [...] und John Norman [...], die drei Köpfe hinter Radian, und Howe Gelb [...] lassen die Welten einfach aufeinanderprallen und entwerfen sich so ein Klanguniversum, das sich jeder Genrezuschreibung Genre entzieht. Es ist etwas sehr Eigenes, das zum Erklingen gebracht wird [...]. "Radian verses Howe Gelb" übt eine seltsame Faszination aus, denn wirklich greifbar ist das zu Gehör Gebrachte nicht. Das Geschehen bahnt sich auf undefinierbare Art seinen Weg, wodurch die ganze Sache bis zum letzten Ton aufregend bleibt."
mica-Musikmagazin: RADIAN & HOWE GELB – "Radian verses Howe Gelb" (Michael Ternai, 2014)

09. November 2005
"Jeder Architekt müsste auf Radian schwören. Denn Radian-Musik ist minutiös ausgeklügelte Konstruktion, ein klar geschichtetes Gebäude aus Sound, mal eher karg betonierter Rohbau, mal eher filigrane Glas-Stahl-Postmoderne, in deren Innenhof der Bambus wächst. Vor allem aber wird bei Radian, auch wenn es oft wie improvisiert klingt, nichts dem Zufall überlassen. Seit acht Jahren überspringen die Wiener Martin Brandlmayr (Drums, Computer), Stefan Németh (Synthesizer, Gitarre) und John Norman (Bass) sehr bewusst die Grenze zwischen elektronischen und akustischen Quellen. Ihre Stücke sind Studien, die sich akribisch auf die Suche begeben: nach der schönsten Synthese aus Band-Instrumentarium und digitaler Klanggenese. Säuberlich schichten Radian Stockwerke aus Analog-digital-Vernetzungen auf ein minimales, weißrauschendes oder sinussirrendes Sample-Fundament. Das Resultat ist poetische Musik neben der Schublade: Der Laptop-Elektroniker taucht hinter dem Bildschirm auf, das Schlagzeug jazzt sich durch Fake-Improvisation, der House-Beat verebbt im Knirschen. Neue Musik, Jazz, Postrock und Club verabreichen sich bei Radian einen festen Händedruck in Popsonglänge."
taz.de: Vormerken: Poetische Musik mit etwas weißem Rauschen (KR, 2005), abgerufen am 26.07.2023 [https://taz.de/Poetische-Musik-mit-etwas-weissem-Rauschen/!520410/]

10. Mai 2000
über: tg11 - Radian (Mego Records, 2000)
"Diese Musik ist nichts für schlechte Nerven. Der Tontechniker der Post-Rock-Gruppe Tortoise etwa musste bei einem Auftritt des Trios Radian als Vorgruppe der Erstgenannten diese Erfahrung machen: Ihm wurde einfach schlecht und er verließ den Saal. Später wandte er sich an die Musiker und fragte, ob ihr Wirken mit dem Wiener Aktionismus in Verbindung stünde. Dabei klingt Radians Musik erst einmal harmlos. Das Trio ist kein Verfechter von Noise- und Knarz-Orgien. Man kann diese Musik sogar überhören, so leise wird sie bei Konzerten vorgetragen. Wer sich jedoch tatsächlich auf Radian und ihre neue CD "TG 11" einlässt, kann einiges erleben. Und wer weiß, vielleicht enthält sie ja sogar irgendwelche satanischen Botschaften ... Bei so netten Menschen wie Radian ist das jedoch kaum vorstellbar."
Der Falter: Ab und zu: Ohrenpiercing (Sebastian Fasthuber, 2000), abgerufen am 25.07.2023 [https://www.falter.at/zeitung/20000510/ab-und-zu-ohrenpiercing]

Diskografie (Auswahl)

2023 Distorted Rooms - Radian (CD/LP; Thrill Jockey)
2016 On Dark Silent Off - Radian (CD/LP; Thrill Jockey)
2014 radian verses howe gelb - Radian & Howe Gelb (CD/LP; Radian Releases/Trost Records)
2012 Festival Electrónica En Abril • 2003-2012 (LP; La Casa Encendida) // Seite A, Track 2: Rusty Machines, Dusty Carpets
2009 chimeric - Radian (CD/LP; Thrill Jockey)
2007 Gut Böse Jenseits! (Amadeo) // CD 2, Track 11: Transistor
2005 Dis-Patched (Live Recordings From Belgrade's Dis-Patch Festival 2002-2004) (rx:tx) // Track 8: Nahfeld
2004 juxtaposition - Radian (CD/LP; Thrill Jockey)
2003 Avantoscore 2003 (Avanto Recordings) // Track 2: Nahfeld (Avanto-Edit)
2002 rec.extern - Radian (CD/LP; Thrill Jockey)
2001 Batofar Cherche ... Vienne (Batofar) // Track 6: Okazaki Fragment
2000 tg11 - Radian (Mego Records)
2000 Mottomo Otomo: Unlimited XIII (Trost Records) // Track 2: Untitled
1999 In Memoriam Max Brand (Rhiz Records) // CD 2, Track 2: Fragment 09
1999 13 Statements Concerning Werk (Charhizma) // Track 6: Konkret
1998 Radian - Radian (Single; Rhiz Records)

Musik zu Filmen/Videoarbeiten
2017 Toutes Directions (Regie: Dieter Kovacic, Billy Roisz)

Literatur

mica-Archiv: Radian

2009 Niederwieser, Stefan: Globale Avantgarde. In: mica-Musikmagazin.
2010 Rögl, Heinz: Musikprotokoll in Graz 2010 (Nachbericht). In: mica-Musikmagazin.
2012 Ternai, Michael: sixpackfilm präsentiert "Soundtracks 1: Stefan Németh & Radian". In: mica-Musikmagazin.
2013 Karlbauer, Ada: Porträt: Radian. In: mica-Musikmagazin.
2014 Fasthuber, Sebastian: Sich selbst etwas entgegenstellen – RADIAN im mica-Interview. In: mica-Musikmagazin.
2014 Ternai, Michael: RADIAN & HOWE GELB – "Radian verses Howe Gelb". In: mica-Musikmagazin.
2016 Philomena, Julia: "Wir werden sicher immer im Radian-Kosmos schweben." – MARTIN SIEWERT und MARTIN BRANDLMAYR von RADIAN im mica-Interview. In: mica-Musikmagazin.
2016 Rögl, Heinz: Bilanz der ersten drei Wochen von WIEN MODERN 2016: Versuch einer Rekapitulation und Würdigung. In: mica-Musikmagazin.
2017 mica: FEDERSPIEL und RADIAN finden Eingang in die PREIS DER DEUTSCHEN SCHALLPLATTENKRITIK – Bestenliste. In: mica-Musikmagazin.
2023 Deisenberger, Markus: „Eine Art Analogie zu den Bildern von Edward Hopper” – RADIAN im mica-Interview. In: mica-Musikmagazin.

Quellen/Links

Webseite: Radian
austrian music export: Radian
Wikipedia: Radian
SR-Archiv: Radian
Facebook: Radian
Bandcamp: Radian
Artist Page - Thrill Jockey: Radian
Webseite: Radian Releases