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melencodia III

Werktitel
melencodia III
Untertitel
Für Oboe und 11 Instrumente
Komponist:in
Entstehungsjahr
2010–2011
Dauer
15m
Genre(s)
Neue Musik
Gattung(en)
Ensemblemusik
Besetzung
Soloinstrument(e)
Kammerorchester/Ensemble
Besetzungsdetails

Solo: Oboe (1)

Flöte (1), Klarinette (2), Trompete (1, in C), Klavier (1), Akkordeon (1), Violine (2), Viola (1), Violoncello (1), Kontrabass (1)
ad Klarinette: 2. auch Bassklarinette

Art der Publikation
Manuskript

PDF-Preview (Partiturausschnitte): Thomas Wally (Homepage)
Hörbeispiel: Thomas Wally (Homepage)

Beschreibung
"melencodia III für Oboe und Ensemble entstand als Auftragswerk des Ensemble Reconsil im Frühjahr/Sommer 2010 und wurde 2011 geringfügig überarbeitet. Der Titel melencodia setzt sich zusammen aus den Begriffen melencolia und melodia.

Über weite Strecken herrscht jene Kompositionstechnik vor, die ich für mich vor allem in meinem Violinkonzert ...und ein einziger Ton weinte in einem Frühling... (2009) für Violine und Orchester entwickelt habe. Bis zu einem gewissen Grad kann diese Technik als „erweiterte Heterophonie“ bezeichnet werden und zwar in dem Sinn, dass es eine Melodie im Sinne einer sich horizontal entfaltenden Hauptlinie gibt, welche durch andere Stimmen nicht nur umspielt, sondern auch antizipiert und weitergeführt wird. Dabei dient mir als kompositorische Leitidee, dass jedes Ereignis eine Ursache und eine Wirkung, einen (künstlichen) Einschwing- und Ausschwingvorgang, eine Vorbereitung und eine „Nachbereitung“ haben kann.

Bei melencodia III ist es naheliegender Weise über weite Strecken und vor allem zu Beginn die Oboe, welche das Geschehen quasi magnetisch bestimmt. Praktisch alles lässt sich von der Oboen-Linie ableiten. Einfach ausgedrückt ist die Oboenstimme die Hauptstimme, alle anderen Stimmen sind Färbestimmen. Während dies zu Beginn des Werkes relativ deutlich wahrgenommen werden kann, gewinnen im Laufe des Stücks die Farbelemente zunehmend an Bedeutung, es werden die Farb- zu Neben- und zu weiteren Hauptelementen. Weiters nehmen im Laufe der Zeit jene Teile an Bedeutung zu, in denen es keinen magnetischen Anziehungspunkt in Form der Oboenstimme gibt. In einem ausgedehnten durchführungsartigen Teil, in welchem die Oboe pausiert, werden alle bis dahin entstandenen Färbe- und Nebenelemente miteinander verwoben.

Vor und zu Beginn der Komposition begleitete mich das Buch Saturn und Melancholie. Studien zur Geschichte der Naturphilosophie und Medizin, der Religion und der Kunst. In diesem wird im Rahmen einer Charakterisierung Dürers dessen „Synthese von unversiegbarer schöpferischer Vorstellungskraft und dem Verlangen nach der Klarheit einer auf dem Sinn für Proportion gegründeten Struktur“ betont – ein Ideal, das ich mir bei der Komposition dieses Werkes immer wieder vors geistige Auge rief.

Die römisch 3, also III, ist als (Respekt)abstand zu verstehen, heißt doch das wahrscheinlich berühmteste sich mit der Melancholie auseinandersetzende Kunstwerk nicht „Melencolia“, sondern „Melencolia I“. Weiters kann melencodia III als Nachfolgewerk von impressions...en relief II (für Klavier und 11 Instrumente) angesehen werden."
Werkeinführung, Thomas Wally, abgerufen am 03.11.2021 [http://www.thomaswally.com/assets/we_melencodia-iii.pdf]

Uraufführung
9. November 2010 - Wiener Konzerthaus, Berio-Saal
Veranstalter: Wien Modern
Mitwirkende: Paul Kaiser (Oboe), Ensemble Reconsil Wien, Roland Freisitzer (Dirigent)

Empfohlene Zitierweise
mica (Aktualisierungsdatum: 3. 11. 2021): Wally Thomas . melencodia III. In: Musikdatenbank von mica – music austria. Online abrufbar unter: https://db.musicaustria.at/node/161774 (Abrufdatum: 19. 3. 2024).