Flöte (1), Klarinette (1),Horn (1), Harfe (1), Violoncello (1)
Beschreibung
"In "Wind, weiße Stimme", dessen Titel auf das gleichnamige Gedicht von G.Trakl zurückgeht, versuche ich auf die letzte Verszeile "Der kranken Seele verfallener Bogen Schweigen und Kindheit." und den zu Beginn aufkommenden "Wind" näher einzugehen. Zum einen hat mich der "Bogen", welcher sich über jedes ganze Leben - wie unsichtbar - spannt, interessiert, zum anderen die Bedeutung der Luft und des Atems. Das Leben baut sich langsam von Atemzug zu Atemzug auf und findet durch jeden Atem, mit dem es wächst, in sich mehr Freiheit und Eigenständigkeit, bleibt aber doch bis zum Letzten dem einen Element unterworfen, welches das Leben erst ermöglicht: Am Ende gehen wir, wie wir gekommen sind - mit einem Atemzug. Diesen Bogen von dem ersten bis zum letzten Atemzug beschreibt auch "Wind, weiße Stimme", weshalb ich mein Augenmerk darauf gelegt habe, den "einen Charakter", welcher die Harmonie bestimmt und die Person an sich symbolisiert, mit verschiedenen Arten der Luft bzw. des Windes spielen zu lassen, bis schließlich der Atem am Ende versiegt. Dabei ist das Stück so konstruiert, dass es sich allmählich bis zu einem Kulminationspunkt hin erweitert und daraufhin wieder zusammenzieht - dies soll den Glauben an eine gewisse Tendenz zur „Symmetrie“ des Lebens (als Gedankenanstoß kann die Frage: "Wie verhält sich das hohe Alter zur frühen Kindheit?") darstellen."
Tanja Elisa Glinsner (2020). In: Orchesterwelt, abgerufen am 15.5.2020 [http://www.orchesterwelt.at/2019/11/tanja-elisa-glinsner-publikumspreis-des-2-osterreichischen-komponistinnenwettbewerbs-und-call-for-scores-2019/]
"Mit dem Werk „Wind, weiße Stimme“ wollte ich eine Verbindung zu meinem damaligen kompositorischen Arbeiten schaffen. Ich wollte dem scharfkantigen, tief emotionalen und dunklen Text von Georg Trakl eine filigrane, luftige, ruhige und auch naiv-farbige Stimmung entgegensetzen. Es ist zum einen der Versuch der musikalischen Wiedergabe des Gefühls der vorletzten Verszeile „Der kranken Seele verfallener Bogen Schweigen und Kindheit.“ Ich wollte diese Zeile geradezu aus dem Zusammenhang herausreißen, um sie zum Flimmern zu bringen. Zum anderen aber wollte ich durch die Verwendung von Atem als Klangmaterial das Gefühl einer Trance, einer Meditation oder eines anderen tiefen Bewusstseinszustandes musikalisch wiedergeben."
Tanja Elisa Glinsner (2020): „Der Akt des Führens im gemeinsamen Musizieren macht mir großen Spaß“ – TANJA ELISA GLINSNER im mica-Interview. In: mica-Musikmagazin.
Uraufführung
25.10. 2019 - Wiener Rathaus - Wappensaal
Veranstaltung: Wien Modern - Konzert und Preisverleihung des 2. Komponistinnen-Wettbewerb
Mitwirkende: 1. Frauen-Kammerorchester von Österreich - Daniela Lachner (Flöte), Anna Koch (Klarinette), Hiu Yan Choi (Horn), Angela Stummer-Stempkowski (Harfe), Ana Tapalovic (Violoncello), Tanja Elisa Glinsner (Dirigentin)
Aufnahme
Titel: "Wind, weiße Stimme ..."
Plattform: YouTube
Herausgeberin: Tanja Elisa Glinsner
Datum: 18.01.2020
Mitwirkende: 1. Frauen-Kammerorchester von Österreich - Daniela Lachner (Flöte), Anna Koch (Klarinette), Hiu Yan Choi (Horn), Angela Stummer-Stempkowski (Harfe), Ana Tapalovic (Violoncello), Tanja Elisa Glinsner (Dirigentin)
Die Komponistin hat mit diesem Werk im Jahr 2019 den 2. Österreichischen Komponistinnenpreis (Publikum) erhalten.
Empfohlene Zitierweise
mica (Aktualisierungsdatum: 11. 5. 2022): Glinsner Tanja Elisa . Wind, weiße Stimme …. In: Musikdatenbank von mica – music austria. Online abrufbar unter: https://db.musicaustria.at/node/200528 (Abrufdatum: 22. 12. 2024).