Orchestercode: 1/0/1/0 - 1/0/1/0, Btb - 2 Perc, Pf - 3/0/2/2/1
Flöte (1), Klarinette (1), Horn (1), Posaune (1), Basstuba (1), Perkussion (2), Klavier (1), Violine (3), Viola (2), Violoncello (2), Kontrabass (1)
ad Flöte: auch Piccoloflöte
ad Klarinette: auch Bassklarinette
Bezugsquelle/Preview/Hörbeispiel: Universal Edition
Beschreibung
"Quasi una tânpûrâ beginnt mit einem Nachklang, als wäre mit elektronischen Mitteln aus dem diffusen Geräusch des Anfangsapplauses (oder aus dem obertonreichen 'Grundton' der Tânpûrâ?) ein Akkord herausgefiltert worden. Mehrere Minuten später, nach einem zunächst unendlich langsamen, dann sich allmählich etwas beschleunigenden 'freien Fall', hat sich daraus ein aus den ersten sieben Teiltönen gebildeter Obertonakkord gebildet, der die Idee des von der Tânpûrâ gespielten 'Grundtones' reflektiert. (Da ich - im Gegensatz zu den meisten anderen meiner Arbeiten - in Quasi una tânpûrâ auf die Verwendung von Mikrointervallen bewußt verzichtet habe, könnte dieser Klang auch - quasi ein Zitat 'tonaler' Musik - als ein mit einer langen Fermate versehener Dominantseptakkord in weiter Lage verstanden werden.)
Wenn dieser Prozeß wiederholt wird, haben sich Ausgangs- und Endpunkt jedes Mal verändert, frühere 'Grundtöne der Tânpûrâ' werden allenfalls als unerreichbar entfernte Störfaktoren wirksam, wobei die Zeiträume, in denen sich diese Tonhöhenverläufe entwickeln können, im Laufe des Stückes immer enger werden.
(Für den Hörer werden diese Tonhöhen/Zeitstrukturen nicht immer unmittelbar nachvollziehbar sein: Einerseits werden - vor allem im Anfangsteil - weitere Schichten hinzugefügt, andrerseits können diese Strukturen durch Weglassungen - oft bleibt nur mehr ein Zweiklang oder ein Einzelton übrig - auf ein unkenntlich im Hintergrund bleibendes Konstruktionsprinzip reduziert werden. Zudem legt die konkrete musikalische Ausgestaltung formale Beziehungen jenseits dieser Tonhöhen/Zeitstrukturen fest.)
Die Identität von Anfangs- und Schlußklang des Stückes ist eine scheinbare: ein Gewaltakt, der über den irreversiblen Prozeß des Stückes gelegt wird und der gerade dadurch jede Hoffnung, an einen Ausgangspunkt wieder zurückkehren zu können, als Illusion demaskiert, denn diesem - letzten - Nachklang ist jede Möglichkeit abhanden gekommen, in einen 'Grundakkord' (als ob es einen solchen jemals gegeben hätte!) zu fallen."
Georg Friedrich Haas, Werkeinführung, Universal Edition, abgerufen am 30.09.2021 [https://www.universaledition.com/georg-friedrich-haas-278/werke/quasi-una-tanpura-4323]
Auftrag: Bundeskanzleramt Österreich Kunst und Kultur, Klangforum Wien
Uraufführung
13. Mai 1991 - Wiener Konzerthaus
Mitwirkende: Klangforum Wien, Beat Furrer (Dirigent)
Empfohlene Zitierweise
mica (Aktualisierungsdatum: 30. 9. 2021): Haas Georg Friedrich . Quasi una Tânpûrâ. In: Musikdatenbank von mica – music austria. Online abrufbar unter: https://db.musicaustria.at/node/104004 (Abrufdatum: 27. 12. 2024).